Geschrieben: 01 Aug 2010 17:05
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Einleitung:
Endzeitfilme, in denen die
Menschheit kurz vor der endgültigen Auslöschung steht, gibt es
viele. Genauso vielseitig sind die Gründe, die zu ihrer Vernichtung
führen. Seien es nun, um nur einige zu nennen, rebellische
Maschinen („Terminator“), Naturkatastrophen („2012“),
Virusepidemien („I am Legend“) oder Tote, die wieder zum Leben
erwachen („Night of the Living Dead“), der Fantasie der Kreativen
sind hier praktisch keine Grenzen gesetzt. Doch eines haben die
meisten dieser Filme gemeinsam: die Existenz der Menschen endet mit
einem großen „Knall“, einem dramatischen Ereignis, das uns allen
binnen kurzer Zeit den Todesstoß versetzt. Die Menschheit steht
plötzlich und unvorbereitet vor ihrem Ende. Ein durchaus gnädiges
Ende, wenn man es mit dem Szenario vergleicht, welches der
mexikanische Regisseur und Drehbuchautor Alfonso Cuarón im
vorliegenden Film „Children of men“ entwirft.
Story:
Denn die Menschheit im Jahr 2027
ist schon seit 18 Jahren dem Untergang geweiht. In dieser Zeit
wurde aus unerklärlichen Gründen kein Kind mehr geboren. Die
Wissenschaft steht vor einem Rätsel. Ohne Aussicht auf eine
Zukunft, versinken die Länder der Erde im Chaos, soziale Strukturen
brechen zusammen, es herrscht Gewalt auf den Straßen und
Hoffnungslosigkeit unter den Menschen.
Mit polizeistaatlichen Methoden
versucht Großbritannien dem Chaos Einhalt zu gebieten und schafft
es, im Gegensatz zu anderen Staaten, ein halbwegs geregeltes
öffentliches Leben aufrecht zu erhalten.
In dieser Welt lebt Theo Faron
(Clive Owen) sein trostloses Leben. Mit einem langweiligen Job und
Alkohol rettet er sich von Tag zu Tag. Doch eines Tages wird seine
Lethargie jäh unterbrochen, als er von politischen Extremisten auf
offener Straße entführt wird. Verblüfft stellt er fest, dass es
sich bei der Anführerin der Gruppe um seine Exfrau Julian (Julianne
Moore) handelt, die er seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat und
ihn nun um einen großen Gefallen bittet. Durch seine Beziehungen
zur Regierung soll er Transitpapiere beschaffen, und ein junges
Mädchen an die Küste begleiten, um es auf einem Schiff in
Sicherheit zu bringen. Doch dieses, auf den ersten Blick
gewöhnliche Mädchen, birgt ein unglaubliches
Geheimnis.
Was passiert mit einer
Gesellschaft, die in dem Bewusstsein lebt, die letzte Generation
der Menschheit auf diesem Planeten zu sein? Auf diese Frage gibt
der Film eine zutiefst erschütternde Antwort: Ohne Kinderstimmen
verstummt auch der Lebenswille. Es gibt nichts mehr, wofür es sich
lohnen würde eine geordnete Lebensweise aufrecht zu erhalten. Man
gibt sich den niedersten Egoismen hin und verweigert die
Verantwortung gegenüber einer Gesellschaft, die sich in Auflösung
befindet. „Children of men“ vollzieht den drohenden Weltuntergang
als langsamen Prozess des Niedergangs. Und obwohl die Handlung 17
Jahre in unserer Zukunft spielt, sollte man hier keinen
gewöhnlichen Science-Fiction Film erwarten. Vielmehr zeichnet
Alfonso Cuarón eine düstere, pessimistische Momentaufnahme unserer
eigenen Gegenwart und Gesellschaft: Egoismus, Gleichgültigkeit,
Fremdenfeindlichkeit, tiefe soziale Spannungen, Extremismus,
Fanatismus, alles, wodurch sich unsere Gesellschaft heute schon
auszeichnet, wird hier auf die Spitze getrieben, bis ein geregeltes
Zusammenleben nicht mehr möglich ist. Damit erfüllt „Children of
men“ die höchste und erstrebenswerteste Zielsetzung eines guten
Science-Fiction-Films: mittels einer zukünftigen Utopie der
Gegenwart den Spiegel vor zu halten.
In den vielen Jahren bis ins Jahr
2027 scheint es keinen bedeutenden technischen Fortschritt gegeben
zu haben. Alles wirkt gebraucht, abgenutzt, veraltet. Das Stadtbild
des London der Zukunft ist geprägt von Dreck und fortschreitendem
Verfall. Ohne Kinder ihrer Zukunft beraubt, hält es diese
Gesellschaft nicht mehr für nötig in den Erhalt ihrer Infrastruktur
zu investieren. Die Ruinen von Kindergärten und Schulen dienen nur
noch als Unterschlupf für wilde Tiere und als schmerzhafte
Erinnerung an eine Zeit, als die Menschheit noch dachte, sie hätte
eine Zukunft.
Bild:
Der Transfer liegt im Bildschirm
füllenden Format 1,85:1 vor und bietet die volle High-Definition
Auflösung von 1080p/24.
Das Bild wirkt trist und die
Farben ausgewaschen, was als Stilmittel sehr gut zur Intention des
Films beiträgt, wobei die Plastizität dadurch allerdings etwas auf
der Strecke bleibt. Die Schärfe liegt auf sehr gutem Niveau, wobei
die letzte Detailzeichnung aber fehlt. Der Schwarzwert ist
hervorragend und lässt auch in dunkleren Szenen keine Details
verschwinden.
„Children of men“ wurde über weite
Strecken im Stil eines Dokumentarfilms gedreht. Die Kamera folgt
dem Hauptdarsteller auf Schritt und Tritt und zeigt die
Geschehnisse stets aus seiner Perspektive. Dadurch erhält der Film
eine besonders intensive Qualität und fesselt den Zuschauer noch
einmal zusätzlich an das Gezeigte.
Bemerkenswert sind auch einige
enorm lange Takes, die über Minuten nahezu gänzlich ohne einen
Schnitt auskommen. Szenen, die sowohl an die Technik, als auch an
die Darsteller höchste Ansprüche stellen. Beeindruckend und in
dieser Konsequenz selten gesehen!
Insgesamt wird hier kein
Bildtransfer auf Referenzniveau geboten. Als Stilmittel trägt das
Bild allerdings entscheidend zur Glaubwürdigkeit des Films
bei.
Ton:
Der deutsche Ton liegt, wie bei
Universal üblich, in dts 5.1 vor. Die verlustfreie dts-HD Masert
Audio Tonspur bleibt dem englischen Originalton
vorbehalten.
Trotz dieses formatbedingten
Nachteils bietet die deutsche Tonspur ein ansprechendes
Hörerlebnis. Das Klangbild ist auf alle Kanäle verteilt, Dialoge
auch in Actionszenen immer gut verständlich. Direktionale Effekte
und urbane Umgebungsgeräusche kommen gut positioniert aus allen
Lautsprechern. Actionszenen zeichnen sich durch eine gute Dynamik
und satten Tiefbass aus. Die HD-Tonspur klingt allerdings wie so
oft noch ein wenig feiner aufgelöst und präziser. Trotzdem haben
wir es hier mit einem überzeugenden Klangerlebnis zu
tun.
Extras:
Das Zusatzmaterial bewegt sich vom
Umfang her im guten Mittelmaß. Geboten werden hier drei kurze,
entfallenen Szenen, die zu Recht ihren Weg in den Endschnitt nicht
gefunden haben. Des Weiteren werden kurze Einblicke in die
Entstehung der aufwendig inszenierten, langen Landstraßenszene
gewährt. Die Entwicklung der Charaktere der beiden Hauptdarsteller
Clive Owen und Julianne Moore wird ebenso beleuchtet, wie das
Konzept des Setdesigns und (sehr interessant!) die Arbeit des
Studios für visuelle Effekte an Hand einer Schlüsselszene des
Films. In einem zusätzlichen Feature kommen einige Philosophen und
Wissenschaftler zu Wort, die in äußerst kritischer Art und Weise
den Zustand unserer heutigen Gesellschaft beleuchten. Wirklich neue
Erkenntnis bekommt man hier allerdings nicht geboten. Sämtliche
Extras liegen leider nur in Standard-Definition vor.
Fazit:
„Children of men“ ist ein
ungewöhnlicher Endzeitfilm, einfach weil es an den für das Genre
typischen Zutaten fehlt, die wir über die Jahre lieb gewonnen, und
stets für einen möglichst spektakulären Weltuntergang gesorgt
haben. Die Menschheit stirbt hier schlicht aus und beschleunigt
ihren Niedergang, indem sie sich ihren eigenen Unzulänglichkeiten
in dramatischer Art und Weise hingibt. Dem Zeuge zu werden, ist in
vielerlei Hinsicht schockierender, als es jeder Mutant, jede
Naturkatastrophe sein könnte. Hervorragend!
In technischer Hinsicht überzeugt
die Blu-ray nur bedingt, befindet sich bei Bild und Ton aber immer
noch auf hohem Niveau. Die Extras hätten allerdings umfangreicher
ausfallen können.
Insgesamt handelt es sich hier um
einen Film, den man auf Grund seiner Thematik und filmischen
Umsetzung nicht so schnell vergessen wird.
Kurzbewertung:
Story: 9/10
Bild: 8/10
Ton: 8/10
Extras: 6/10
Testequipment:
TV: Pioneer PDP-LX5090
(50“)
Player: Pioneer
BDP-LX71
Receiver: Pioneer
SC-LX81
Lautsprecher: B&W,
Teufel
Geschrieben: 01 Aug 2010 17:13
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HAL 9000 is behind blue eyes
Danke für das gute Review!
Auch dieser Film gehört zu meinen Lieblingen, wieso hab ich die DVD
eigentlich noch nicht ersetzt?
Wie dem auch sei, klasse Film, der einen ernüchtert, erschreckt,
aber auch zum Nachdenken anregt.
Top:thumb:
"Here I am, brain the size of a planet, and they ask me to take you
to the bridge. Call that job satisfaction, 'cause I don't."
(Marvin, The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy)
Geschrieben: 01 Aug 2010 17:20
Geschrieben: 01 Aug 2010 17:32
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Vielen Dank, Chrisor.
Diese Schuld nehme ich gerne auf mich. ;)
Das Bild ist wirklich nicht schlecht, nur durch die etwas blassen
Farben und nicht immer perfekte Schärfe eben auch kein
Referenztransfer. Genauso beim Ton. Die Unterschiede zum
Originalton sind schon hörbar, aber natürlich nicht gravierend.
Wobei ich da sicher schon sehr kritisch bin.
Geschrieben: 01 Aug 2010 17:36
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Zitat:
Zitat von Kuro77
Vielen Dank, Chrisor.
Diese Schuld nehme ich gerne auf mich. ;)
Das Bild ist wirklich nicht schlecht, nur durch die etwas blassen
Farben und nicht immer perfekte Schärfe eben auch kein
Referenztransfer. Genauso beim Ton. Die Unterschiede zum
Originalton sind schon hörbar, aber natürlich nicht gravierend.
Wobei ich da sicher schon sehr kritisch bin.
Wobei die Farbgebung und die Schärfe ja auch stilbedingt Sinn
machen.
Hast Du auch die DVD, wie würdest Du diese im Vergleich
einschätzen?
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Geschrieben: 01 Aug 2010 17:43
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Zitat:
Zitat von HAL 9000
Wobei die Farbgebung und die Schärfe ja auch stilbedingt Sinn
machen.
Hast Du auch die DVD, wie würdest Du diese im Vergleich
einschätzen?
Stimmt, hab ich ja auch im Review erwähnt, dass es sich um
stilbedingte Maßnahmen handelt. :thumb:
Die DVD habe ich nicht. Da kann ich leider keinen Vergleich zu
anstellen. Man merkt aber natürlich schon sehr deutlich, dass man
es hier mit einem HD-Transfer zu tun hat. Da kommt keine DVD auch
nur ansatzweise mit. Ich habe ja auch immerhin 8 Punkte für das
Bild vergeben. ;)
Geschrieben: 01 Aug 2010 17:53
Deine Wortwahl und dein Ausdruck sind einfach nur gut. Was soll man
da noch sagen?
Wieder ein prima Review Matthias. Du hast meinen Respekt und meine
Glückwunsch zu deiner tollen Leistung. :thumb:
Geschrieben: 01 Aug 2010 21:10
Gast
Der Film ist ein Meisterwerk ,je öfter man ihn schaut umso besser
wird er .
Die Musikbegleitung ist absolut mindblowing und beim Bild hätte man
wohl auch 9/10 geben können ,aber 8/10 ist ja auch ein Top Wert von
daher geht die Review völlig in Ordnung .
Mich hat die BD auch in technischer Hinsicht voll überzeugt ,wohl
auch deshalb weil ich den Film im O-ton bevorzuge.
Geschrieben: 02 Aug 2010 19:23
Blu-ray Sammler
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Sehr schönes, inhaltlich astrein erfasstes Review.
Nur schade, das keine Screens dabei waren ;)
Der Film ist wirklich empfehlenswert!