Da es die Diskussion in zwei Threads gibt, gebe ich auch hier
einmal meinen Senf dazu. Wenn ich darf?! ;-)
Die erwähnten "Bildfehler" sind - meiner Meinung nach- weder
Bildfehler im klassischen Sinne, noch ein Stilmittel. Eher
Nebenwirkungen eines gewollten Stils (Looks).
Ich habe mal meine DVD hervorgeholt und nachgesehen. Beim besten
Willen konnte ich mich nicht an Bild- oder Masteringfehler
erinnern.
Doch das beschriebene (und auf den Bildern zu sehende) Phänomen ist
tatsächlich vorhanden. Nun gut, mir sind aber auch schon wichtigere
Dinge entfallen. ;-)
Ich gebe mal den Versuch einer Erklärung. Wer sich darauf einlassen
möchte, darf gerne weiterlesen.
Der Film und im Besonderen der Anfang (Anlandung in der Normandie)
sind in einem „dokumentarischen Look“ gehalten. Der Kameramann hat
eine Menge dafür getan, die Bilder authentisch wirken zu lassen.
Einiges davon hat ja R. Kroell ja oben schon erwähnt.
Ich will jetzt nicht zu sehr in die Tiefe gehen, aber wenn man
Filmmaterial aus den 1940ern bis in die heutige Zeit
hinübergerettet hat, dann hat man auch mit typischen
Lagerungsproblemen zu kämpfen. Gerade wenn es sich um Farbfilme
handelt. Der Film verzieht sich, wird porös und of tritt das
sogenannte „Essig-Syndrom“ auf. (Abhängig vom verwendeten
Filmmaterial!) Bei Farbfilmen verändern sich die Farbschichten.
Selten gleichmäßig und oft zuungunsten der Farben Blau und Grün,
sodass alte Filme oft einen Rotstich haben.
All das wurde in „Der Soldat James Ryan“ imitiert. Der Film ist
sehr blass, hat eine Verschiebung in Richtung der Rottöne. Daher
ist der Effekt des Überstrahlens hauptsächlich bei dem intensiv
leuchtenden Feuer zu erkennen.
ABER DER HAUPTGRUND FÜR DAS PHÄNOMEN ist ein ganz simpler: der
Anamorphot.
Die Linse, die das Breitbildformat auf einem 35mm-Film ermöglicht.
Dieser Anamorphot arbeitet mit Brechungen. Brechungen erzeugen
Verzerrungen, Geisterbilder und Überstrahlungen. Normalerweise
werden diese durch Filter und spätestens am Computer beseitigt. Aus
den vorhin genannten Gründen wurde in diesem Film darauf
verzichtet.
Warum tauchen diese Phänomene jetzt aber nicht permanent auf?
Nun, zum einen hat Spielberg hauptsächlich in der Eröffnungsszene
so ganz ohne Filter und technischem „Schnickschnack“ gearbeitet (im
weiteren Verlauf des Films ändert sich ja der Look dann auch
deutlich). Zum anderen ist die Position der Kamera entscheidend
oder besser: von wo das reflektierte Licht der Objekte in die Linse
(den Anamorphoten) zurückgeworfen wird. Je näher am Rand, je näher
am Objektiv und je heller (intensiver) die Reflexion(en), um so
schlimmer der beschriebene Effekt.
Einige Belege, dass es sich um Reflexionen in der Linse handelt
(Zeiten sind von der DVD!):
Bei 00:24:26 ff. sieht man um unteren Bildrand (über dem am Boden
liegenden Soldaten) die Reflexion des Feuers vom oberen Bildrand.
Beide Reflexionen wandern auf gleicher vertikaler Ebene( nach
links) aus dem Bild. Noch deutlicher bei 00:24:30 ff.: Der
Baumstamm reflektiert nach unten ins Bild (über die gehobene Hand
des Soldaten). Beide Elemente (Baum + Reflexion) wandern nach
rechts aus dem Bild. Wieder auf gleicher vertikaler Ebene.
Anamorphoten verzerren übrigens hauptsächlich in die Länge. Daher
„strahlen“ die Feuer auch so schön nach oben. Wenn ihr euren
16:9-TV bei einer Blu-ray auf 4:3 stellt, dann habt ihr eine
ziemlich genaue Vorstellung davon, wie ein Anamorphot ein Bild
verzerrt.
Das war jetzt lang. Aber vielleicht überzeugt es ja die Zweifler,
dass es sich nicht um eine Fehler oder wirklich gewolltes Mittel
handelt.
Frank-Lukas
P. S.: Die Sättigung und natürlich auch der Displaytyp können
diesen Effekt verstärken bzw. abschwächen.