Zitat:
Zitat von IcePiQ
Ich finde es auch als nicht intimer Kenner der Materie teilweise
erstaunlich wie schlecht manche Anspielungen umgesetzt sind,
Das stimmt.
Oftmals verliert man aber auch Information, weil die Anspielungen
zwar gut, aber die Filme nicht bekannt sind.
Ich hab mich schlapp gelacht bei einer Szene in "Der Grinch" und
gleichzeitig gewundert, dass 9/10 Bekannten und Freunde, die
Anspielung nicht verstanden ja sogar komplett übersehen haben.
(Umgekerht gibts das natürlich auch. Bin nicht immer in der
glücklichen Lage alle Anspielungen zu entdecken).
In dem Film "Der Grinch" kommt eine herrliche Szene vor (für mich
fast die beste des Films), in welcher der Grinch bei den Who's als
Festtagsmeister gefeiert wird und bei einem Sackhüpfwettbewerb ein
paar Kinder, die mithüpfen rechts und links aus der Bahn
stößt.
Der Gag an der Szene ist aber nicht das unlautere sich an die
Spitze boxen, sondern die Tatsache, dass die Kamera plötzlich auf
Zeitlupe schaltet, während der Grinch mit Sack in Zeitlupe langsam
durch die Ziellinie hüpft und mit erhobenen Händen und Siegergeste
die Zielschnur durchreißt.
Dazu wird im Hintergrund die Filmmusik von "Chariots of Fire"
eingespielt.
Zeitlupe und Wettlauf sind eindeutig dem Film Chariots of Fire
entnommen.
DAS finde ich unsagbar komisch.
Chariots of Fire ist ein - die meisten würden sagen: langweiliges -
eher nüchternes Drama um Religionsfreiheit und Diskriminierung. Am
Ende steht der Befreiungsschlag der Protagonisten (in dem Falle
Sportler, die einen Wettlauf 100 m und 400 m antreten).
Zwei Personen aus dem Film CoF werden aufgrund ihrer Religion
diskriminiert und wollen sich der Diskriminierung einfach nicht
fügen, nicht unterordnen.
Und beim Grinch? Nun ja, auch der Grinch wird ja diskriminiert
aufgrund seiner andersartigen, merkwürdigen (wirklich
merkwürdigen?) Vorstellungen von Weihnachten, seinem Verhalten und
seinem Aussehen. Grinch und Chariots of Fire. Beide Filme im
nüchternen Urpsrung gar nicht so unverwandt - obwohl dem einen
Blödelei und dem anderen trockene Langeweile vorgeworfen
wird.
Die Parallele: Quatschfilm "Grinch" / ernstes Drama "Chariots of
Fire" tritt so originell hervor und überrascht mit dem plötzlichen
vermeintlichen Stilbruch, dass es eine helle Freude ist.
Und trotzdem: 9/10 aus meinem Bekanntenkreis hatten keinen Plan
wovon ich spreche (Szene mehrmals vorgeführt).
Ein genialer Gag. Und doch in den meisten Fällen verloren. Leider
hilft bei sowas auch das Schauen in Originalsprache nicht weiter.
Der Gag kann ja nur optisch (Zeitlupe, Bildkomposition) und über
die Musik erfasst werden.
Ich denke, dass solche Verluste (Anspielungen, soziologische
Gegebenheiten etc) wesentlich höheren Anteil am Verlust von
erlebter Authenzität haben, als das Schauen in deutscher Synchro,
das dem vorangegangenen Verlust nur nochmal ein i-Tüpfelchen drauf
setzt.
Nur meine Meinung.