TEST: WWE SmackDown! vs. RAW
2010Am 25. Oktober fand der WWE-Event „Bragging Rights“ statt. Im
Mittelpunkt der dreistündigen Veranstaltung stand neben dem
No-DQ-Ironman-Match zwischen John Cena und Randy Orton ein
Sieben-gegen-Sieben-Tag-Match. Dieser Kampf stand unter dem Motto
„SmackDown! vs. RAW“ und war damit die ideale Promotion-Aktion für
das gleichnamige Videospiel. Dabei hätte die 2010er-Edition des
Wrestling-Games das ganze Tammtamm gar nicht notwendig gehabt. Denn
in diesem Jahr haben Yukes ihr bisheriges PS3-Meisterwerk
abgeliefert.
Ideendiebe!
Bereits beim Start des Spiels fällt das deutlich veränderte
Interface auf. Wie bei EA Sports-Titeln steigt ihr nun noch vor dem
Hauptmenü in das Kampfgeschehen ein. Im Trainingsraum übt ihr eure
Moves und macht euch mit der Steuerung vertraut.
Praktischerweise wurden sämtliche Neuerungen in der Modusauswahl
markiert – wie bei „FIFA 10“. Schauen wir zunächst auf die
Matchvarianten: Der Royal-Rumble-Modus wurde mit Mini-Games wie
kleinen Reaktionstests und Button-Mashing-Einlagen ergänzt – nett,
aber insgesamt zu simpel. Auch der Backstage-Brawl und die
Mixed-Tag-Team-Matches bieten lediglich bewährtes Gameplay in
leicht veränderter Umgebung. Die einzig wahre Neuerung sind die
Scramble-Matches: In diesen fünf-, zehn- oder zwanzigminütigen
Matches kommen fünf Superstars in regelmäßigen Abständen in den
Ring. Wer den finalen Pinfall erringt, darf sich Sieger und neuer
Champion schimpfen.
Enttäuschend: Die übrigen Spielmodi blieben weitestgehend
unangetastet. Im Hell-in-A-Cell kann man außerhalb des Rings noch
immer keine normalen Griffe zeigen. In TLC-Matches schmeißt ihr
Gegner noch immer mit den gleichen Animationen wie vor drei Jahren
von der Leiter. So machen alle Match-Varianten Spaß, aber man
bekommt den Eindruck, dass es sich die Entwickler hier einfach zu
leicht machen.
Bewährtes Gameplay
Das Roster umfasst rund 60 Wrestler und Diven. Wie in jedem Jahr
fehlen hier sowohl Newcomer, als auch einige bekannte Stars.
Wrestler wie Sheamus, The Hurricane, Paul Burchill oder Drew
McIntyre sucht man leider vergebens. Dafür sind Legenden wie Steve
Austin und The Rock mit an Bord – sehr schön.
Am Spielablauf selbst hat sich nur wenig verändert. Ihr steuert die
Wrestler noch immer mit Hilfe des linken Analog-Stick. Der rechte
Knüppel dient zum Ausführen von Griffen. Einsteiger werden sich
zunächst an die wilden Kombinationen aus Sticks und Tasten gewöhnen
müssen, Veteranen fühlen sich sofort zu Hause. Jeder Wrestler
verfügt zudem über bis zu fünf Spezial-Eigenschaften, die ihr mit
Tastenkombinationen aktiviert. Mit der Fähigkeit „Lock-Pick“ brecht
ihr etwa mit einem Klick gefährlichen Aufgabegriff.
Die Gegner-KI agiert auf dem niedrigeren Schwierigkeitsgrad noch
immer auf einem sehr zahmen Niveau. Stellt ihr die Härte allerdings
ein wenig hoch, gehen die KI-Burschen ordentlich zu Werke. Sie
kontern, setzen auch mal schnell nach. Hier hat Yukes einiges
getan.
Altbewährtes aufgemöbelt
Wie schon im Vorgänger gibt
auch in „SmackDown! vs. Raw 2010“ fünf „Road to
Wrestlemania“-Mini-Geschichten. Diese drei- bis fünfstündigen
Storylines enden stets mit dem Main Event bei Wrestlemania XXV und
trumpfen mit toll gescripteten Kämpfen, schönen Dialogen und netten
Events auf. Hier erinnert das Wrestling-Game wirklich an den
Soap-Charakter der WWE-Fernsehsendungen. Nebenbei schaltet ihr
übrigens zusätzliche Outfits, Einzüge und Wrestler frei –
motivierend.
Technisch hat Yukes lediglich Feinschliff betrieben: Die Wrestler
sind ungeheuer detailliert gezeichnet, jedes Tattoo ist gut zu
erkennen. Die Animationen hinterlassen einen zwiespältigen
Eindruck: Viele neue Bewegungen haben uns Spaß gemacht und wirken
deutlich natürlicher. Allerdings gibt es noch genug alte Aktionen,
die noch aus PS2-Zeiten stammen könnten. Zudem kommt es immer
wieder zu Clipping-Fehler – insbesondere mit dem Ringseil.
Akustisch kann sich „Smackdown vs. Raw 2010“ hören lassen. Effekte
und Musikuntermalung stimmen. Lediglich die Kommentatoren hatten
offensichtlich keine Lust auf das Einsprechen ihrer Zeilen. Sie
wirken unmotiviert und gelangweilt.
Mach’s dir selbst!
Zu guter Letzt schauen wir uns noch den Do-It-Yourself-Bereich des
Spiels an. Wie schon im Vorgänger bastelt ihr euch eigene Aktionen,
Wrestler, Movesets und Einzüge zusammen. Die Möglichkeiten sind
ungeheuer vielfältig. Geübte Bastler können ihre Stars bis ins
kleinste Detail nachbauen.
Die größte Neuerung stellt aber der Szenario-Editor dar. Mit ihm
schmiedet ihr euch eigene Storylines, gebt Dialoge ein und kreiert
neue Fehden. Hobby-Booker werden hier ihre helle Freude haben. Wir
empfehlen aber eine USB-Tastatur für das Eintippen der Texte. Der
eigentliche Clou sind aber die neuen Community-Funktionen. Hier
könnt ihr eure kreierten Inhalte hochladen oder sie einfach nur
downloaden und anschließend bewerten. Das stundenlange Abtippen der
Create-Formeln gehört also der Vergangenheit an – großartig.
Wertung: 8.5 von 10
„WWE SmackDown! vs. Raw 2010“ ist der beste Wrestling-Ableger seit
Jahren. Endlich wurde die Technik der PlayStation 3 richtig
genutzt: Besonders die neuen Community-Funktionen und die deutlich
verbesserten „Road to Wrestlemania“-Geschichten haben es uns
angetan. Trotzdem würden wir uns im kommenden Jahr einige
Verbesserungen der alten Gimmick-Matches wünschen.