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Sieben Leben

Gestartet: 17 Okt 2009 22:29 - 6 Antworten


Veröffentlichung:
19.05.2009
Laufzeit:
123 Minuten
Schauspieler:
Regisseur:
Produktion:
Kategorie:
Altersfreigabe:
#1
Geschrieben: 17 Okt 2009 22:29

RobertKuhlmann

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"Sieben Leben" scheint ja dem Drehbuchautor, dem Regisseur und vor allem dem Cutter sehr nah gegangen zu sein - und natürlich auch vielen Zuschauern.

Ich möchte hier aber mal eine andere Sicht auf die Geschichte, die der Film erzählt, zur Diskussion stellen.

Ich zweifel inzwischen ein wenig an der Moral der Hauptfigur, bzw. kann ich mich mit ihrer Vorgehensweise nicht identifizieren. Der Film fokussiert darauf, dass die Hauptfigur Tim großen Wert darauf legt, dass nur "gute Menschen" von seinem Vorhaben profitieren, sein Hab und Gut und schließlich sein Leben übereignet zu bekommen. Er selbst macht sich dabei zum Richter über seine Mitmenschen, die er in zwei Kategorien einteilt: Einige haben seine "Hilfe" verdient, andere nicht; sind es also nicht wert weiter zu leben.

Auf den ersten Blick wendet er Moralvorstellungen für die Kategorisierung an, mit denen wir uns schnell einverstanden erklären können - aber nur auf den ersten Blick.
Mein Eindruck ist vielmehr, dass Tim nichts weiter als einen komplizierten Selbstmord begeht, weil er mit seiner Schuld nicht fertig wird. Er muss die Selbstopferung sich selbst gegenüber rechtfertigen, indem er "gute Menschen" gezielt von seinem Tod profitieren lassen möchte.
Was im Film aber überhaupt nicht zur Sprache kommt, sind die Menschen, die durch die Egozentrik von Tim nicht in den "Genuss" von seinen Spenderorganen kommen. Und das nur, weil Tim entschieden hat, diese Empfänger selbst auszusuchen.

Wer sich aber selbst zum Herren über Leben und Tod anderer erhebt, steht im Verdacht nicht moralisch, zumindest aber nicht human zu handeln.

Ich weiß, dass dieser Film nicht den Anspruch erhebt, den Standpunkt von Tim zu verteidigen oder als einzig richtigen darzustellen. Es geht mir darum aufzuzeigen, dass bei aller Emotionalität des Films, ein Denken über die Motivation der Hauptfigur hinaus stattfinden könnte, die sie in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt, das sie weder glorreich, noch heroisch oder auch nur moralisch einwandfrei erscheinen lässt.

Gruß
Robert
#2
Geschrieben: 18 Okt 2009 12:37

Sam Gamdschie

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Wir "bewerten" unsere Mitmenschen doch immer mit unseren moralischen Maßstäben, eine andere Möglichkeit haben wir eigentlich nicht. Von daher finde ich den Weg den die Hauptfigur wählt ganz natürlich.
Denkbar wäre sicher auch eine Auswahl nach rein medizinischen Gesichtspunkten gewesen - sprich: wer braucht das Organ gerade am nötigsten. Aber welches Thema hätte der Film dann haben sollen?
Zitat:
Wer sich aber selbst zum Herren über Leben und Tod anderer erhebt, steht im Verdacht nicht moralisch, zumindest aber nicht human zu handeln.
Er hätte sich ja auch einfach in der Badewanne die Pulsadern aufschneiden oder sich sich vor einen Zug werfen können, ohne seine Organe zu spenden. In diesem Fall trifft er keine Auswahl - nach welchen Kriterien auch immer. Wäre das humaner gewesen?
#3
Geschrieben: 18 Okt 2009 13:31

Pandora

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Zitat:
Zitat von RobertKuhlmann
"Sieben Leben" scheint ja dem Drehbuchautor, dem Regisseur und vor allem dem Cutter sehr nah gegangen zu sein - und natürlich auch vielen Zuschauern.

Ich möchte hier aber mal eine andere Sicht auf die Geschichte, die der Film erzählt, zur Diskussion stellen.

Ich zweifel inzwischen ein wenig an der Moral der Hauptfigur, bzw. kann ich mich mit ihrer Vorgehensweise nicht identifizieren. Der Film fokussiert darauf, dass die Hauptfigur Tim großen Wert darauf legt, dass nur "gute Menschen" von seinem Vorhaben profitieren, sein Hab und Gut und schließlich sein Leben übereignet zu bekommen. Er selbst macht sich dabei zum Richter über seine Mitmenschen, die er in zwei Kategorien einteilt: Einige haben seine "Hilfe" verdient, andere nicht; sind es also nicht wert weiter zu leben.

Auf den ersten Blick wendet er Moralvorstellungen für die Kategorisierung an, mit denen wir uns schnell einverstanden erklären können - aber nur auf den ersten Blick.
Mein Eindruck ist vielmehr, dass Tim nichts weiter als einen komplizierten Selbstmord begeht, weil er mit seiner Schuld nicht fertig wird. Er muss die Selbstopferung sich selbst gegenüber rechtfertigen, indem er "gute Menschen" gezielt von seinem Tod profitieren lassen möchte.
Was im Film aber überhaupt nicht zur Sprache kommt, sind die Menschen, die durch die Egozentrik von Tim nicht in den "Genuss" von seinen Spenderorganen kommen. Und das nur, weil Tim entschieden hat, diese Empfänger selbst auszusuchen.

Wer sich aber selbst zum Herren über Leben und Tod anderer erhebt, steht im Verdacht nicht moralisch, zumindest aber nicht human zu handeln.

Ich weiß, dass dieser Film nicht den Anspruch erhebt, den Standpunkt von Tim zu verteidigen oder als einzig richtigen darzustellen. Es geht mir darum aufzuzeigen, dass bei aller Emotionalität des Films, ein Denken über die Motivation der Hauptfigur hinaus stattfinden könnte, die sie in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt, das sie weder glorreich, noch heroisch oder auch nur moralisch einwandfrei erscheinen lässt.

Gruß
Robert


Hallo Robert,

ich kann Deine Ansicht teilen. Direkt nach dem Film kamen mir ähnliche Gedanken, aber so sind die Menschen nunmal. Ich fand den Film trotzdem gut, aber würde ihn kein zweites Mal anschauen.

Grüße. Irmy.
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#4
Geschrieben: 18 Okt 2009 15:35

RobertKuhlmann

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Zitat:
Zitat von Sam Gamdschie
Wir "bewerten" unsere Mitmenschen doch immer mit unseren moralischen Maßstäben, eine andere Möglichkeit haben wir eigentlich nicht. Von daher finde ich den Weg den die Hauptfigur wählt ganz natürlich.
Denkbar wäre sicher auch eine Auswahl nach rein medizinischen Gesichtspunkten gewesen - sprich: wer braucht das Organ gerade am nötigsten. Aber welches Thema hätte der Film dann haben sollen?
...
Du sagst es. Der Film ist ja auch nicht schlecht, sondern regt zum nachdenken an. So etwas schätze ich an Filmen sehr. Es kommt mir ja nicht darauf an, ob dort alle meine Ansichten wiedergegeben werden. Viel spannender ist es, wenn man was zum grübeln und diskutieren hat.
:)

Gruß
Robert
#5
Geschrieben: 18 Okt 2009 15:37

RobertKuhlmann

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Zitat:
Zitat von Pandora
Hallo Robert,

ich kann Deine Ansicht teilen. Direkt nach dem Film kamen mir ähnliche Gedanken, aber so sind die Menschen nunmal. Ich fand den Film trotzdem gut, aber würde ihn kein zweites Mal anschauen.

Grüße. Irmy.
Ich werde ihn sicher noch ein paar mal anschauen und ja, ich fand ihn auch sehr gut. :thumb:
#6
Geschrieben: 19 Okt 2009 17:12

Sam Gamdschie

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Ja, zum Nachdenken regt der Film durchaus an. Wobei man ihm vorwerfen könnte dass die Story schon recht konstruiert wirkt. Ich weiß nicht ob ich auf so eine Idee käme, würde ich solche Schuldgefühle mit mir herumschleppen und Selbstmordabsichten haben.
Ich selbst besitze einen Organspendeausweis, angeregt durch einen Fall im Freundeskreis. Ich käme aber nicht auf die Idee mich zu fragen ob ein potenzieller Empfänger - sollte es mal dazu kommen - das auch verdient hat. Ich habe ohnehin keine Möglichkeit das irgendwie zu überprüfen.
#7
Geschrieben: 19 Okt 2009 17:56

RobertKuhlmann

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Zitat:
Zitat von Sam Gamdschie
...Ich habe ohnehin keine Möglichkeit das irgendwie zu überprüfen.
...und das ist auch gut so.
Sieben Leben spielt halt mit der Idee, wie es wäre, wenn man es doch steuern könnte.
Im übertragenen Sinne könnte man auch darüber nachdenken, was man eigentlich mit einem Vermögen anfangen würde, dass einem plötzlich zufällt; unter der Annahme, dass es viel zu groß ist um noch irgendwie sinnvoll für einen selbst ausgegeben zu werden. Bereits da fängt sehr schnell die Unterteilung der Gesellschaft an, in jene, die Hilfe verdient und solche die sie nicht verdient haben, nach den eigenen wohlfeilen Maßstäben. Wer sich die Zeit nimmt, ein solches Gedankenexperiment durch zu spielen, wird so manche Überraschung erleben und bei genügend sozialer Kompetenz und Intelligenz ganz neue Seiten an sich entdecken.


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