Bewertung
Story: 6/10
Bild: 9/10
Ton: 4/10
Ausstattung: 7/10
Gesamt: 7/10Vorwort
Als das Britische Empire 1843 Natal und anschließend 1877 die
Südafrikanische Republik annektierte, führte dies zu heftigen
Spannungen mit dem unabhängigen Reich der Zulus. Als Ende 1878 ein
Ultimatum der Briten - wegen Grenzstreitigkeiten - an König
Cetshwayo ergebnislos ablief, entschloss sich Lord Chelmsford,
Kommandeur der britischen Truppen in Südafrika, zu einer
Strafexpedition gegen das Zulu - Reich. Dies führte am 22. Januar
1879 zu einer der schwersten Niederlagen, die eine britische
Kolonial - Armee bis zu jenem Datum erlitten hatte. Durch
schwerwiegende Fehler Chelmsfords – unter Anderem teilte er seine
Armee - und die damit einhergehende Geringschätzung des Gegners,
verloren die Briten in der Schlacht bei Isandhlwana nahezu 1400
Offiziere, Mannschaften und Hilfstruppen. Ein, im gesamten Empire,
für absolut unmöglich gehaltenes Szenario, zog man doch gegen
„Wilde“, die mit Speeren und Schildern kämpften, in den
Krieg.
Etwa 15 Km von Isandhlwana entfernt, befand sich eine kleine
Missionsstation – Rorke’s Drift. Unter dem Kommando der Leutnants
Chard und Bromhead, verteidigten sich am 22./23 Januar 1879
Soldaten der B Company, 2nd Battalion, 24th Foot - sowie einige
Mitglieder der Truppenteile Men of the Royal Artillery, Royal
Engineers, Army Service Corps, Commissariat und Medical Corps,
erfolgreich gegen eine Übermacht von etwa 4000 Zulus.
Insgesamt 139 Mann hielten dem Ansturm etwa 12 Stunden stand, ehe
die Zulus ihren Angriff nach horrenden Verlusten und wohl auch
wegen der herannahenden Hauptstreitmacht Lord Chelmsfords,
abbrachen.
Dieses historische Ereignis bildet den Hintergrund für den
britischen Abenteuer – Kriegsfilm „Zulu“ aus dem Jahr 1964.
Story
Wir schreiben den 22. Januar 1879, als der schwedische Missionar
Reverend Otto Witt (Jack Hawkins) und seine Tochter Margareta (Ulla
Jacobson), einer Hochzeitszeremonie in König Cetshwayo’s Dorf
beiwohnen. Dort erfahren die Beiden von der verheerenden Niederlage
der Briten bei Isandhlwana. Sofort machen sie sich auf den Rückweg
zu ihrer kleinen Missionsstation Rorke’s Drift, um die dort
stationierte, britische Kompanie unter Lt. Gonville Bromhead
(Michael Caine) zu warnen. Dieser jedoch frönt nichts ahnend seiner
Jagdleidenschaft auf einheimische Wildtiere. Währenddessen sind Lt.
John Chard (Stanley Baker) und eine kleine Gruppe der Royal
Engineers, mit dem Bau einer Brücke über den Fluss Tugela, nahe
Rorke’s Drift, beschäftigt. Als Bromhead von der Jagd zurückkehrt,
erfahren die beiden Offiziere von der katastrophalen Niederlage der
Briten. Ihnen ist natürlich klar, dass die Mission das nächste Ziel
der Zulus sein wird. Da Chard sein Offizierspatent einige Tage
früher als Bromhead erhalten hatte, übernimmt er das alleinige
Kommando über die kleine Einheit. Trotz der Bedenken Bromhead’s und
des bitterlichen Flehens Otto Witt’s, kein Blut zu vergießen,
beschließt Chard, Rorke’s Drift zu verteidigen.
Während der Realisierung dieser Produktion drehte Regisseur Cy
Endfield nahe den Originalschauplätzen in Südafrika und achtete
auch beim Production Design auf Authentizität. Dies dürfte
weitgehend gelungen sein, wäre da nicht der, aus heutiger Sicht,
unangebrachte Pathos, der sich quer durch dieses Werk zieht. Wenn
Richard Burton im Epilog in andächtigem Tonfall die Namen derer,
die nach dem Gefecht mit dem Victoriakreuz ausgezeichnet wurden,
vorliest, während hunderte Leichen von Zulu – Kriegern im Staub
liegen, ist das zumindest gewöhnungsbedürftig. Natürlich dürfen
auch einige Klischees nicht fehlen, wie z.B. Private Hook (James
Booth), ein feiger Dieb und Nichtsnutz, der sich vor dem Dienst an
der Waffe drückt, aber während des Gefechtes unweigerlich zum
Helden avanciert. Dabei war „Zulu“ das Sprungbrett für einen neuen,
britischen Stern am großen Filmhimmel – Michael Caine. Der Jungmime
spielt in seiner ersten großen Rolle, den arroganten, aus einer
angesehenen Soldatenfamilie stammenden, Lt. Bromhead, mit
süffisanter Lässigkeit. Im Laufe der Schlacht wird aus dem Dandy
ein Soldat und fähiger Offizier, der mit den Männern um sein
eigenes, und deren Leben kämpft. Auch in diesen Szenen weiß Caine
voll zu überzeugen. Im Gegensatz zu Bromhead, wirkt der von Stanley
Baker, akkurat und glaubhaft, dargestellte Charakter Lt. Chard,
eher wie ein Handwerker, der aber sein Geschäft versteht. Die beste
Performance, neben Caine, bietet Nigel Green als Colour Sergeant
Bourne, der zwar, der britischen Militärtradition entsprechend,
korrekt bis zum letzten Knopf einer Uniform ist, jedoch aber auch
als (Ersatz)Vater der Kompanie wahrgenommen wird. Grundsätzlich
wird der Film von einer hervorragenden Darstellerriege – mit zwei
kleinen Ausnahmen – getragen. Diese wären Jack Hawkins und James
Booth, die beide durch teilweises Overacting unangenehm auffallen.
Letztlich überwiegen in diesem Werk aber eindeutig die positiven
Aspekte, wie z.B. das Drehbuch von John Prebble und Cy Endfield,
die detailgetreue Ausstattung, die gebotene Action, sowie die
inspirierte Regie. Auch die sehr gute Arbeit von Kameramann Stephen
Dade bleibt in lebendiger Erinnerung
Bild
Versehen mit dem MPEG-4/AVC Video-Codec, liegt das Bild im Format
2.35:1 vor.
Die bewegten Bilder dieses Klassikers wurden im Super Technirama
Verfahren auf 70 mm Film gebannt, und das sieht man in praktisch
jeder Einstellung. Kräftige - natürliche Farben, gepaart mit einem
minimal erhöhten Kontrast, liefern ein Bilderlebnis, bei dem einem
im wahrsten Sinne des Wortes, die Kinnlade runter fällt. Die
Dreidimensionalität und somit die Tiefenwirkung des Bildes ist
phänomenal. Da es nur minimales Graining gibt, ist auch die
Bildschärfe großartig. Auch der Schwarzwert gibt sich nicht den
Hauch einer Blöße. Die Nachtszenen, sowie dunkle Bereiche in
Gebäuden, werden nahezu perfekt durchzeichnet, und das ohne
jeglichen Grauschleier. Auch Doppelkonturen, Verschmutzungen oder
digitale Artefakte, kennt dieses Bildjuwel nicht. Bei all der
Euphorie gibt es aber dennoch einen kleinen Wermutstropfen. Um das
Bildrauschen nahezu völlig zu eliminieren, wurde ein klein wenig
zuviel an der DNR – Schraube gedreht. Dadurch gehen winzigste
Details, wie z.B. Hautporen bei Großaufnahmen, zwar nicht gänzlich
verloren, könnten aber schärfer und somit genauer abgebildet
werden. Das ist allerdings Jammern auf allerhöchstem Niveau. Man
glaubt zu keiner Zeit, einen 45 Jahre alten Film zu sehen. Für
einen Streifen dieses Alters ist das Gebotene, schlicht und
ergreifend, Referenz.
Ton
Die englische Tonspur in Dolby Digital 2.0 ist dem Alter des Filmes
angemessen, denn ein sorgfältig aufbereiteter Stereo Ton ist in den
meisten Fällen einem oft mittelmäßigem 5.1 Upmix vorzuziehen.
Dennoch gibt es auch bei der 2.0 Tonspur Anlass zur Kritik. Die
Sprachverständlichkeit ist nicht immer einwandfrei und auch die
Umgebungsgeräusche klingen des Öfteren etwas brustschwach.
Allerdings gibt es dafür nahezu kein Hintergrundrauschen und auch
der Soundtrack des späteren Oscar – Preisträgers John Barry wird in
ansprechendem Volumen wiedergegeben. Insgesamt wird leicht
unterdurchschnittliche Kost geboten, die aber durchaus zufrieden
stellt.
Ausstattung
Das Menü der BD ist übersichtlich und einfach gestaltet, deshalb
aber auch intuitiv und logisch zu bedienen. Die Ausstattung (Alles
in SD) ist reichhaltig und bietet, neben einem äußerst gelungenen
Audiokommentar des Historikers Sheldon Hall und Second Unit
Director Robert Porter, eine mehrteilige Doku – Zulu: The
Remembering an Epic / The Making of Zulu: Role of Honour / The
Making of Zulu: …And Snappeth The Spear in Sunder. Dazu passend
gibt es einen kurzen Beitrag, in dem John Barry über die Entstehung
der Filmmusik spricht. Zu guter Letzt darf auch der obligatorische
Kino Trailer nicht fehlen. Die Extras sind sehr informativ,
interessant und bieten echten Mehrwert. Einzig eine Dokumentation
über die historischen Ereignisse, die diesem Film zugrunde liegen,
wäre zusätzlich wünschenswert gewesen.
Fazit
Wer auf epische Abenteuer in Verbindung mit großartigen
Landschaften, sowie Kriegsfilme und Klassiker steht, kann mit
dieser Top – Veröffentlichung nichts falsch machen. Auf Grund des,
für das Jahr 1964, recht anständigen Budgets von 2.000.000 US
Dollar, müssen auch keinerlei Abstriche gemacht werden. Produktion,
Regie, Detailtreue sowie Cast und Filmmusik liegen allesamt auf
hohem Niveau. Diese Blu–Ray gehört - schon wegen der
atemberaubenden Bildqualität - in das Regal eines jeden
Klassikerfreundes. Bliebe am Ende nur noch ein Mysterium der
jüngeren Geschichte, wenn nicht der gesamten Menschheit zu erhellen
– Warum gibt es von dieser, im Klassikerbereich referenzwürdigen
BD, keine deutsche Veröffentlichung???
Gesehen und gehört mit
Beamer: Sony VPL – HW10
BD – Player: Panasonic DMP - BD35
AV – Receiver: Pioneer VSX – LX60
Lautsprecher: Teufel System 6 THX
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