Vorweg eine Sache:
Es gibt so derart viele spannende Details, Wendungen und
Überraschungen, daß alles irgendwo relevant ist und man überhaupt
nicht über den Film schreiben kann, ohne zu spoilern.
Insofern:
JEDER DER DEN FILM NOCH SEHEN MÖCHTE, SOLLTE DIESEN THREAD AB
SOFORT MEIDEN!
Kritik:
Eines Vorweg: ich bin nie ein Star Trek Fan gewesen, kenne
lediglich die Kinofilme 1 - 4 und habe vielleicht zehn, zwölf Teile
der originalen Serie geguckt.
SPOILER! Inhalt
einblenden
J.J. Abrams Star Trek Reboot - der eigentlich
kein Reboot sondern eher eine Neuinterpretation ist - warped in die
deutschen Kinosääle. Die Erwartungen sind immens, die Gefahr, von
"Trekkies" gefährlich angeschossen und in die Randbereiche des
Universums gejagt zu werden ebenfalls. Kann der Regisseur dem
drohenden Ungemach trotzen und seine Mission zu einem Erfolg
führen?
Inhalt: Gleich zu Beginn des Films wird zumindest
eines klar gestellt: dem Zuschauer soll keine Zeit gelassen werden,
über alte Zeiten nachzugrübeln. Es geht sofort los mit einer
außerirdischen Rasse, die Kirk und Pille durch einen blutroten Wald
verfolgen. Parallel dazu bricht im Hintergrund ein Vulkan aus. Und
mitten in der Hölle aus Feuer und Lava sitzt: Spock! Eine atemlose
Jagd um das Leben aller drei entbrennt, die Abrams mit gekonnten
wie rasanten Schnitten und atemberaubenden 3D-Effekten mit geradezu
perverser Lust eines wahnsinnigen Künstlers inszeniert, nur um
eines gleich zu Beginn klarzustellen: er wird den Zuschauer bis zum
Ende des Films nicht zu Atem kommen lassen. Das zu unterstreichen,
lässt er auch gleich die nächste Bombe platzen...
Doch nicht nur das: Abrams vermacht es, durch den gesamten Film
hindurch geschickt Referenzen und kleine Andenken an die original
Filme und Serie zu verteilen. Ich neige fast zu sagen: ein Spaß für
Neu und Alt.
Lange Zeit schafft es Abrams es, Tempo, Dramatik und Spannung
aufrechzuerhalten und sogar das obligatorische
Mittelteil-Spannungsgap überspringen. Nur gegen Ende wird die
Geschwindigkeit etwas auf Unter-Warp gedrosselt - was aber
vielleicht auch ganz gut ist, denn selbst ein Vulkanier muss nach
solch einem Sprint etwas auslaufen um wieder zu Atem zu
kommen
Cast: Wie haben also gelernt: Abrams und seine
Drehbuchautoren haben einen tollen Job geleistet. Was ist also mit
den Schauspielern? "Solide" wäre zwar passend, aber dennoch
irgendwo untertrieben. Da wären zum Einen Pine und Quinto, die eine
hervorragende Performance insbesondere im zwischenmenschlichen
Bereich abgeben. Es herrscht eine Dynamik, die man nicht nur im
Dialog hört sondern förmlich zu spüren bekommt. Dazu kommt Karl
"Pille" Urban, der als drittes Rad am Wagen ebenso seine - wie in
guten alten Zeiten - sarkastischen Sprüche anbringen darf und sogar
eine tragende Rolle im Film erhält. Und auch der Rest spielt
wunderbar harmonisch. Bleibt der Böse. Und ich meine in diesem
Fall: BÖSE. Die Figur des John Harrison, brilliant verkörpert und
gespielt von Benedict Cumberbatch, bildet hierbei die perfekte
Symbiose aus Intelligenz, schierer Körperkraft und tödlicher
Effizienz. Dies nicht nur in seinem Handeln, sondern in seiner
gesamten Präsenz, die sogar droht, Pine und Quinto an die Wand zu
spielen. Im Doppel können sie dennoch zumindest gegen ihn
gleichziehen. Randnotiz: Simon Pegg als Scotty könnte Freunde des
Film Noir sauer aufstoßen, da er in diesem Fall als Sidekick
auftritt - im großen und ganzen lässt sich das aber vertragen; dem
Kinopublikum hat es hörbar gefallen.
Technik: nach dem äußerst enttäuschenden Iron Man
3 war ich etwas voreingenommen und auch ablehnend gegenüber der
Mehrausgabe für 3D. Nun muss ich sagen: es hat sich gelohnt! Dieser
Film ist geradezu eine 3D-Orgie. Bislang hat man entweder grandiose
Tiefeneffekte genießen dürfen (Prometheus, The Hobbit) oder tolle
Pop-outs (Final Destination 4). Dieser Film bietet beides - und
zwar über die gesamte Laufzeit bei fast jeder Gelegenheit. Wenn
neben den atemberaubenden Totalen dem Zuschauer nicht gerade
etwaige Teile, Funken oder Dreckpartikel um die Ohren schweben oder
fliegen, dann wird durch imaginäre Scheiben geschaut - Stichwort:
Spiegeleffekt - oder in geradezu inflationärer Fülle
Lensflare-Effekte eingesetzt, Total Recall lässt grüßen. Hin und
wieder etwas störend, grundsätzlich aber äußerst beeindruckend. Hin
und wieder hatte ich Doppelkontur-/Ghosting-Effekte.
Die CGI-Szenen sind - bis auf eine einzige Ausnahme, in der relativ
zu Beginn das Transport-Shuttle durch die Stadt fliegt -
hervorragend gelungen. Gleiches trifft natürlich für SFX zu, und
auch der Score ist sehr gelungen und erzeugt beständig neue
Stimmungen. Wenn am Ende die Star Trek Hymne erklingt, ist
Gänsehaut vorprogrammiert!
Fazit: ich vergebe nicht gerne 10 Punkte - aber
dieser Film hat sie verdient. Hier stimmt einfach alles: Spannung,
Schauspielerleistung, Technik inkl. 3D, und nicht zuletzt der
Musikscore. Teufel auch, am Ende hatte ich sogar Kondenswasser in
den Augen, sicherlich von der Hitze im Kinosaal nach all den
Überraschungen und spannenden Szenen.
Unbedingt im Kino angucken, und unbedingt - und auch dieses
schreibe ich nur ungern, aber dennoch in vollster Überzeugung -
unbedingt in 3D schauen!
Als wir das Feuer
erfunden haben, haben die Menschen damit auch eine Weile Mist
gebaut. Aber irgendwann haben wir den Feuerlöscher erfunden
(Stephen Hawking 2015)
„Erst kommt der Ruin
der Staatshaushalte durch die Politik, dann kommen die
Erfüllungsgehilfen in den Zentralbanken, und am Ende steht das
Ende der bürgerlichen Freiheiten.“
(Roland Tichy, Vorsitzender der
Ludwig-Erhard-Stiftung)