Amazon wegen Partnerschaft mit NPD in
der Kritik
Im Partnerprogramm des Online-Händlers Amazon findet sich auch eine
Webseite der rechtsextremen NPD wieder. Obwohl das Unternehmen die
Möglichkeit hat, wurde die Geschäftsbeziehung bisher nicht
beendet.
Der brandenburger Verfassungsschutz hatte Amazon bereits im Mai
darauf hingewiesen, dass eine regionale Gliederung der Partei über
die Beteiligung an dem Programm Einnahmen generiert. Das
Unternehmen behält sich in den Vertragsbedingungen zwar vor, die
Anmeldung eines "Partners" jederzeit einseitig beenden zu können,
bisher passierte aber nichts.
Dies rief nun Kritik bei Politikern verschiedenster Parteien
hervor, berichtete der Berliner '
Tagesspiegel'. Es sei
"unmöglich" dass sich der Internetkonzern mit Rechtsextremisten
einlasse, sagte der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses,
Walter Momper (SPD). Er drohte: Sollte Amazon die Partnerschaft mit
der NPD nicht aufkündigen, "muss man die Firma boykottieren".
Nahezu wortgleich äußerte sich der Chef der Grünenfraktion im
Abgeordnetenhaus, Volker Ratzmann, gegenüber der Zeitung. Auch
Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Die Linke) sagte, sollte
Amazon die Geschäftsbeziehung zu Amazon "nicht auf der Stelle
beenden", werde sie "alle Demokraten aufrufen, nicht mehr bei
Amazon zu kaufen".
Der Vorsitzende der Berliner FDP, Markus Löning, will bei Amazon
nichts mehr kaufen, solange das Unternehmen die Partnerschaft mit
der NPD nicht aufkündige. Der Chef der Berliner CDU, Frank Henkel,
appellierte an Amazon, "wenn die Firma sich und ihre
Geschäftsbedingungen ernst nimmt, sollte sie den Vertrag umgehend
kündigen".
Amazon selbst reagierte gegenüber dem 'Tagesspiegel' zurückhaltend:
"Wir prüfen derzeit die Einhaltung der Teilnahmebedingungen unseres
Partnerprogramms durch die Website und werden nach Abschluss der
Prüfung adäquate Maßnahmen treffen".
Die Beteiligung am Partnerprogramm Amazons kann durchaus für solide
Einnahmen sorgen. Leitet man einen Besucher der eigenen Seite zu
den bei dem Händler angebotenen Produkten, erhält man um die 5
Prozent vom Umsatz. Dies gilt nicht nur für die einschlägige, für
Rechtsextremisten interessante Literatur, auf die die Webseite der
NPD verlinkt, sondern für alle Produkte, die ein weitergeleiteter
Nutzer erwirbt.
Christian Kahle