TEST:
SaboteurWährend wir uns mit „The Saboteur“ vergnügen, sitzen seine
Entwickler schon längst auf der Straße. EA kauften Pandemic im
Januar 2008 und machten das Studio im Rahmen von Umstrukturierungen
kürzlich dicht. Dazwischen veröffentliche man „Mercenaries 2“ und
„Lord of the Rings: Conquest“ - zwei Spiele, die den Erwartungen
nicht entsprachen. Es ist fast eine Ironie des Schicksals, dass
Pandemics bester EA-Titel posthum veröffentlich wird.
Story
In „Saboteur“ mimt ihr einen irischen Freiheitskämpfer, der im von
Nazis unterjochten Frankreich unterwegs ist. Was macht ein Ire wie
Sean Devlin ausgerechnet in Paris? Dieser Umstand wird am Anfang
des Spiels auf interaktive Weise erklärt, aber das spoilern wir
lieber nicht. Dieser Teil der Geschichte ist auf jeden Fall
unterhaltsam und mitreißend inszeniert. Ansonsten ist „Saboteur“ in
Sachen Storytelling auf Durchschnittsniveau. Es geht zum einen
nicht gerade historisch akkurat zur Sache und zum anderen werden
halt immer die gleichen Klischees bemüht.
Video: Das Intro
http://www.youtube.com/watch?v=eHBpOQBlHdA
GTA im Zweiten Weltkrieg
Ok! Ihr helft französischen Resistance-Kämpfern beim Dezimieren der
teutonischen Besatzungsmacht. Natürlich sollte man nicht alle
Open-World-Games automatisch mit „GTA“ vergleichen, aber „The
Saboteur“ bietet wirklich eine Menge Parallelen. Ihr bewegt euch
per pedes oder via Fahrzeug durch die offene Spielwelt. Von
„Auftraggebern“ erhaltet ihr die üblichen Jobs: Autos oder andere
Objekte klauen, Personen verfolgen, killen, befreien und so weiter.
Auf dem Mini-Radar sind Kollaborateure, Feinde, Missions-Ziele,
Shops und Minigame-Locations markiert. Kennt man in solcher oder
ähnlicher Form bereits von der Konkurrenz.
Video: Die
ersten zehn Spielminuten
http://www.youtube.com/watch?v=UMTSsw3jl_INette Eigenarten
Pandemic ließ sich aber ein paar coole Eigenheiten einfallen. Ihr
könnt euch zum Beispiel tarnen, in dem ihr Nazis ausschaltet und in
deren Uniformen schlüpft. Allerdings bringt das nichts, wenn die
neuen Klamotten blutverschmiert sind. Also wendet ihr beim
Kleider-Shopping besser „saubere“ Nahkampf- oder Stealth-Moves an.
Uniformiert kann euer Held verbotene Zonen und Nazi-Stützpunkte
betreten, aber auch getarnt gilt es gewisse Dinge zu beachten: Auf
dem Miniradar wird eure Figur von einem Kreis umgeben. Sobald ein
Gegner in diesen Kreis tritt, wird er euch genauer unter die Lupe
nehmen, Verdacht schöpfen und zu guter Letzt Alarm schlagen. Das
Tarn-Feature trägt auf jeden Fall positiv zur allgemeinen Spannung
bei, auch weil nicht alle Feinde so leicht auf eure Maskerade
reinfallen…
Schön ist auch, dass sich sämtliche Objekte erklimmen lassen.
Zumindest ist uns noch kein Gebäude untergekommen, dass wir nicht
besteigen konnten. Viele Dächer sind überdies mit Leitungen
verbunden, die ihr entlang rutschen könnt. All das eröffnet mehr
Möglichkeiten bei der Ausführung eurer Missionen. Unschön: Sean
klettert zwar ähnlich unkompliziert wie Ubisofts Assassine, aber
leider nicht halb so geschmeidig. Ein paar Climbing-Animationen
mehr hätten dem steifen Iren nicht geschadet.
Nebenbeschäftigung
Abseits der Story-Missionen gibt es in „The Saboteur“ eine Menge zu
erledigen. Da wären zum Beispiel unzählige Nazi-Stützpunkte,
Wachposten und Straßensperren, die ihr auslöschen könnt. Das bringt
nicht nur Punkte, sondern erleichtert auch eure Situation. Ist ja
logisch: Je weniger Wehrmacht im Viertel, desto entspannter das
Resistance-Geschäft. Davon abgesehen, macht es einfach Spaß sich
immer neue Vorgehensweisen einfallen zu lassen. Die ganze Bagage
vom Dach aus wegsnipern? Langweilig! Uniform klauen, vorbei
spazieren, Sprengsatz anbringen und an der Explosion erfreuen?
Schon besser! Auto mit Dynamit präparieren, auf den Wachposten zu
rasen und raus hüpfen, bevor alles in die Luft geht?
Wundervoll!
Licht und Schatten
Euer Handeln macht sich auch in Sachen Stadtbild bemerkbar. Ist ein
Viertel von Nazis bevölkert, wird es in düsterem Schwarz/Weiß
präsentiert. Befreite Gegenden erstrahlen hingegen in prächtigen
Farben. Wo wir schon mal bei der Optik sind: „Saboteur“ sieht
insgesamt gerade mal „ok“ aus. Dafür ist die Spielwelt riesig, eine
Menge Zeug zerstörbar und das Passanten-Aufkommen recht hoch. Die
Engine scheint die gleiche zu sein, wie in „Mercenares 2“ und das
sah ja auch nicht so prall aus. Sämtliche Figuren und Objekte sind
etwas detailarm, die Animationen steif und dazu gesellen sich
regelmäßige Pop-Ups und Tearing.
Spielerische Mängel
Auch spielerisch ist nicht alles prima. Beispiel: Ihr wurdet
entdeckt. Schnell zum Auto und weg von hier! Eure Nazi-Verfolger
hängen an eurem Auspuff und feuern aus allen Rohren. Plötzlich
drehen sie ab und scheinen sich nicht mehr für euch zu
interessieren. Ist das ein Bug? Leider nicht. Immer wenn ihr auf
der Flucht eine bestimmte Marke auf dem Radar überquert, endet die
Fahndung. Das sorgt regelmäßig für absurde Szenen, in denen wild um
sich feuernde Gegner anscheinend plötzlich das Gedächtnis
verlieren. Die künstliche Intelligenz ist auch sonst eher niedrig
angesiedelt. Wenn ihr auf Feinde ballert, weichen diese in der
Regel nicht mal aus. Shootouts erinnern deshalb eher an klassische
Schießbuden.

Leider können wir euch nicht nicht sagen, ob die deutsche Version
von „The Saboteur“ in Sachen Gewaltdarstellung geschnitten ist oder
nicht. Publisher Electronic Arts versichert , dass lediglich die
Hakenkreuze entfernt wurden. Uns selbst liegt gerade keine
Importversion vor, darum können wir den wahren Sachverhalt noch
nicht prüfen. Störend empfinden wir aber, dass sich in der
deutschen Version keine Original-Sprache auswählen lässt.
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7.5 von
10
„Saboteur“ hätte mit etwas mehr Schliff locker einen Punkt mehr
verdienen können. Das Kletter-Feature ist nicht gerade elegant
gelöst, die KI stellenweise ein schlechter Witz. Trotzdem machts
Spaß und das liegt an der Vielfalt, die man euch bietet. Wir
verbrachten zum Beispiel alleine schon drei Stunden bei der
Vogeljagd. Auf berühmten Sehenswürdigkeiten wie dem Eifelturm
herumzuklettern hat auch was. Insgesamt bleibt das Gefühl, den
Entwicklern wäre irgendwann die Zeit ausgegangen. Dennoch ein
nettes Abschiedsgeschenk von Pandemic.
So werten wir
http://www.play3.de/2009/12/04/test-saboteur/
Grüße
Alibaba