The Saboteur ReviewEs endet in Paris
Mit ihrem letzten Spiel verabschiedet sich das ehemalige
Entwicklerstudio Pandemic aus der Spielebranche, die unter anderem
durch das Spiel Mercenaries 2 bekannt wurden. So bedient sich auch
The Saboteur des Open World Prinzips. In Verbindung mit Paris zur
Zeit des 2.Weltkrieges darf auch von einem unverbrauchten Setting
gesprochen werden. Kommt das Beste wirklich erst zum Schluss, oder
schlug Pandemic´s Glanzstunde schon lange vor dem Auftritt des
Saboteurs?
Vive la Résistance
Paris im Jahre 1940. Auch für die Stadt der 1000 Lichter sieht es
während der Besatzungszeit deutscher Soldaten inmitten des 2.
Weltkrieges düster aus. Sean Devlin, der irische Held und
titelgebende Saboteur der Geschichte ist seines Zeichens Rennfahrer
sowie Mechaniker. So erlebt er in Saarbrücken schließlich auch
seine erste ausschlaggebende Konfrontation gegen die deutsche
Wehrmacht, während eines Rennens, in der im der deutsche Soldat
Kurt Dierker durch unfaire Mittel den Sieg kostet. Als Sean
zusammen mit seinem Freund Jules dadurch in Folge in die deutschen
Motorwerke einbricht nimmt das Schicksal seinen Lauf, als Jules
während Dierkers Verhör scheinbar aus falschen Gründen ermordet
wird. Selber nur knapp entkommen führt ihn sein Rachefeldzug bis
nach Paris. Aber auch ein von Rache geleiteter Sean muss einsehen
dass er alleine niemals an Dierker rankommen wird. Hier kommt die
noch junge französische Résistance ins Spiel. Der Widerstand und
gleichzeitiger Auftraggeber ist um einen Saboteur reicher geworden.
Zusammen mit Seans ehemaliger Geliebten Skylar und Jules Schwester
Veronique, die beide wichtige Rollen einnehmen. Auch wenn die
Handlung mitsamt ihrer teils großartigen Inszenierung überzeugen
kann, kommen doch einige Elemente leider zu kurz oder wirken
aufgesetzt. So etwa der Aspekt Liebe zwischen Sean und Veronique.
Sean selber wurde eine durchwegs humorvolle aber dennoch harte
Charakteristika spendiert. Tiefgründige und facettenreiche
Charaktere dürfen allerdings nicht erwartet werden.
Die Kunst der Sabotage
Ein belebtes atmosphärisches Paris darf dank des Open World
Prinzips, wahlweise zu Fuß oder per geklautes Fahrzeug, frei
erkundet werden. Neben zahlreichen Landstrichen natürlich auch all
die unzähligen Bauten die Paris unverkennbar zu einem Kunstwerk
machen. Diese sind nicht nur ein optischer Blickfang, sondern ein
erheblicher Teil des Gameplays. Sämtliche Gebäude, einschließlich
des Eiffelturms, dürfen hochgeklettert werden. Die Dächer bieten
dem Spieler mehrere taktische Vorteile. So können Feindansammlungen
wahrgenommen werden bevor selbige auch nur ahnen können welche
Gefahr über ihre Köpfe hinweg klettert. Da im Spiel nur dem
Saboteur das Klettern gewährt wird, eignen sich die Dächer auch
hervorragend als Flucht-Option oder rückenfreier Schusswechsel.
Oberhalb der Wege können auch zahlreiche (mehrere hundert)
feindliche Anlagen wie Wachtürme, Geschütze oder Suchscheinwerfer
viel leichter gesprengt werden. Das bringt nicht nur Geld sondern
auch Vorteile mit sich. Gesprengte Anlagen bleiben zerstört und
sorgen für weniger Wiederstand bei späteren Missionen. Die sich von
Auftragsmorden bis hin zu völliger Zerstörung unterscheiden können.
Ein weiteres Spielprinzip das sich auf ganz Paris auswirkt sind die
ins schwarz-weiß getauchten Stadtgebiete, die wesentlich mehr
Feindaufkommen mit sich bringen. Erst nachdem der französische
Widerstand die Kontrolle über die einzelnen Gebiete übernommen hat,
erstrahlen diese wieder in ihrer ganzen Farbpracht. Der
atmosphärische Unterschied zwischen besetzten und zurückeroberten
Gebieten ist enorm. Sprichwörtlich die Licht und Schattenseite von
Paris. Durch patroulierende und stationäre Soldaten an jeder Ecke
provoziert selbst der vorsichtigste Saboteur irgendwann einen
Schusswechsel mit einer Übermacht. Jeder Soldat besitzt seinen
eigenen Sichtradius, der auf einer stets eingeblendeten Minimap
mitsamt der Gegner sichtbar zum Vorschein kommt. Innerhalb des
Radius werden selbst lautlose verdächtige Handlungen, wie klettern
oder gezogene Waffen, von Soldaten wahrgenommen. In diesem Fall
füllt sich um die Minimap langsam ein kreisrunder Balken. Ist
dieser voll wird Alarm ausgelöst, der sämtliche Feinde in Umgebung
auf den Spieler hetzt. Nun gilt es aus dem roten, je nach
Alarmstufe großen Radius zu fliehen. Damit erlaubt Pandemic zwei
völlig verschiedene Arten des Kampfgeschehens. Mit der klassischen
Rambo Methode muss bis zum jeweiligen Einsatzziel ständig mit
Feindbeschuss gerechnet werden. Erlittener Schaden wird dem Spieler
durch Blutspritzer am Bildschirmrand verdeutlicht. Schleicht sich
Sean allerdings lieber lautlos an den Feindestrupps vorbei muss oft
nicht eine einzige Patrone verbraucht werden. Auch lautlose
Nahkampf-Kills sind möglich. Bei Erfolg darf dem Soldaten auch
dessen Kleidung angezogen werden, die weniger Aufmerksamkeit auf
sich ziehen. Feinde können zwar unter anderem Verstärkung rufen,
Leichen sehen oder die Verfolgung aufnehmen, dennoch stellt sich
die vernachlässigte künstliche Intelligenz als das größte Manko des
Spieles heraus. Diese lässt dem Gegner viel zu schnell die Suche
nach dem Saboteur aufgeben. So kann der Spieler locker in ein Lager
eindringen, dort vor allen Augen Wachtürme oder Panzer wegsprengen,
und dann selbst mit Verfolgung von Autos und Zeppelins schnell das
Weite suchen. Die höchste von 5 Alarmstufen wird zudem selten bis
gar nicht auftauchen. Stellt man es noch ein wenig geschickter an
wird anstatt des Alarms nur Verdacht erregt. Aber auch im direkten
Schusswechsel stehen Soldaten ohne Deckung in der Gegend rum und
warten nur darauf erledigt zu werden. Schade. Die Schleichmanöver
hätten mit einer besseren KI sicher noch mehr überzeugen können.
Unzählige verschiedene Waffen die nach und nach erkauft werden
dürfen verdeutlichen das The Saboteur viel Wert auf bleihaltige
Auseinandersetzungen legt. Mehrere Schwierigkeitsgrade die auch
während des Spieles noch umgestellt werden dürfen bringen dabei für
jeden das passende Handicap mit sich.
Auf den Dächern von Paris
Je nachdem wo und wie sich der Spieler gerade fortbewegt steuert
sich The Saboteur mal gut mal schlecht. Als hakelig stellen sich
die Klettereinlagen dar, die auf sämtlichen Gebäuden möglich sind.
Besonders um sich nach oben oder seitlich entlang zu kämpfen
erfordert Geduld, da einzelne Sprünge doch etwas träge daherkommen.
Diese bilden auch keine Herausforderung, da durch simples drücken
der Kreuz-Taste sofort die nächstmögliche Kante ergriffen wird. Bei
vielen historisch einzigartigen Gebäuden bedarf es dafür
Vorausplanung und Aufspüren der Kletter-Route. Diese wird oft nur
durch gelb leuchtende Lampen verdeutlicht. Auf den Dächern
präsentiert sich allerdings schon das nächste Problem. Oft klammert
sich Sean ungewollt an einen Vorsprung fest, obwohl die Absicht
bestand eigentlich darüber hinweg zulaufen. Ein Schutzmechanismus
der anders betrachtet diverse Stürze in den Tod verhindert. Zu Fuß
auf ebenen Wegen lässt die Steuerung keine wirkliche Kritik zu.
Während die Analogstick einmal mehr für Fortbewegung und
Kameraführung zuständig sind, dienen die Schultertasten, neben
Schleichmanövern, in erster Linie der Nutzung von Waffen und
Sprengstoff. Von denen sich je 2 Arten auf die Steuerkreuz-Tasten
legen lassen. Springen, Interaktion, Nahkampf und sich fallen
lassen werden über die Symbol-Tasten getätigt. Natürlich darf sich
als dritte Fortbewegungsart auch ans Steuer eines geklauten oder
gekauften Wagens gesetzt werden, die sich heutzutage höchstens in
einem Museum wiederfinden. Abgesehen von den schnelleren Sportwägen
steuern sich die meisten Fahrzeuge etwas schwerfällig, lenken sich
nach einer gewissen Eingewöhnungszeit jedoch ohne weitere negative
Kritik. Dank einer übersichtlichen, über das Menü aufrufbaren,
Karte inklusive Routenplaner und Verzeichnis sämtlicher relevanten
Orte muss auch niemals befürchtet werden sich zu verfahren.
Schwarz-weiss trifft Farbe
Optisch überzeugt Paris besonders durch die stufenlosen Übergänge
von farbigen zu den schwarz-weiss Bereichen, die sich zu
Spielbeginn deutlich in der Überzahl befinden. In diesen Bereichen
stechen nur einzelne Farbtöne hervor. Etwa die zahlreichen roten
Flaggen, dessen Hakenkreuze in der deutschen Version durch
schlichte Kreuze ersetzt wurden. Im gesamten lautet das optische
Zauberwort: Atmosphäre. Egal wo sich der Saboteur gerade aufhält,
stets wird einem das Gefühl vermittelt sich wirklich im besetzten
Paris zu befinden. Technisch kann Pandemic´s letztes Werk besonders
in der Nahaufnahme überzeugen. Etwa die Straßen in der Innenstadt,
die durch einzeln gesetzte Backsteine auffallen. Aber auch die
Gebäude spiegeln ein überzeugendes detailiertes Paris wieder. Zu
guter letzt schließen sich der positiven Kritik auch Effekte wie
etwa Explosionen oder nicht selten auftretender Regen an. Grafische
Abstriche müssen dagegen besonders auf dem Land hingenommen werden.
So erscheinen weiter entfernte Objekte wie etwa Bäume stark
zurückgesetzt, und wirken völlig verwaschen. Noch mehr fällt die
hölzerne Mimik sämtlicher Charaktere und Passanten auf, die sich
besonders in den Zwischensequenzen bemerkbar macht. Gerade hier
wurde auch der Grad an Details zurückgeschraubt.
The Sound of Music
Wie klang die Pariser Musik in den 40-iger Jahren? In The Saboteur
bittet sich nun die Gelegenheit diese Frage sich zu beantworten.
Das Spiel startet in einem Bordell in dessen beginnende Handlung
bereits im Hintergrund eine großzügig bekleidete Sängerin eine von
mehreren Songs über die Lippen lässt. Weitere Songs dürfen in fast
jedes Auto eingebaute Radio beliebig umgeschaltet werden. Leider
wiederholen sich diese nach gewisser Zeit immer wieder. Die
Soundeffekte dürfen dagegen als zahlreich beschrieben werden.
Explosionen, Gewitter, Sirenen, Schusswechsel, Aufrufe über
Lautsprecher oder etwa die typischen Geräusche diverser Fahrzeuge
kommen zudem stets glaubwürdig rüber. Die deutsche Sprachausgabe
kann ebenfalls überzeugen, holt aber bei weitem nicht das Maximum
an Qualität der deutschen Sprecher raus. Passanten sprechen dagegen
stets in französischer Sprache, und lassen nur durch ihre Tonart
erahnen was hier einem vorgeworfen wird. Anders bei Sean, der zu
verschiedensten Gelegenheiten den passenden Spruch parat hat.
Lohnt sich der Widerstand?
In der Liga der Open World Spiele muss sich The Saboteur
keinesfalls verstecken. Es wirft eher die Frage auf wieso nicht
schon früher Paris in dieser Art umgesetzt wurde. So präsentiert
sich auch die Handlung trotz verbrauchtem 2.Weltkrieg Szenario auf
neue erfrischende Weise. Die ohne sekundäre Aktivitäten um die 20
Stunden Spielzeit mit sich bringen. Unzählige historische Gebäude
die wie alles im Spiel hochgeklettert werden dürfen, vermischen
sich zudem mit einer erstklassigen Atmosphäre, die besonders in den
schwarz-weiss besetzten Gebieten deutscher Soldaten zu überzeugen
weiss. Grafik und Sound erreichen für ein Open World Spiel
insgesamt ein gutes Niveau, kommen aber nicht an die Königsklasse
diverser anderer PS3-Highlights ran. Zu erwähnen sei auch das sich
die Entwickler scheinbar so manches Spielelement aus anderen
bekannten Spielen abgeguckt haben. Neben zahlreichen Déjà-Vu´s zu
GTA finden sich unter anderem auch MGS Elemente in den
Schleichmanövern wieder. Ob einem dies gefällt muss jeder für sich
selber entscheiden. Umgesetzt wurden sie jedenfalls gar nicht mal
so schlecht. Ein mehr als würdiger Abschluss eines ehemaligen
Entwickler-Studios namens Pandemic.
Author:
StargatePRO / CONTRA
stimmungsvolle Atmosphäre
kunstvoller Grafikstil
frei zugängliches Paris
zahlreiche unterschiedliche Waffen
wahlweise Stealth-Taktik oder offener Kampf
hakelige Steuerung beim Klettern
hölzerne Mimik sämtlicher Charaktere
viel zu schwache KI, besonders im Kampf
RATING
GRAFIK: 84 SOUND: 85 GAMEPLAY: 83 STORY: 84
Gesamt 84Quelle
: http://www.ps3inside.de/ps3-spiele-liste/The-Saboteur/150-review.html