300 Review
Zack Snyder genießt nach nur einer Hand voll Filme bereits den Ruf
eines Regisseurs, der visuell beeindruckende Filme auf die Leinwand
zaubern kann. Einen großen Anteil daran dürfte der vor kurzem
veröffentlichte „Watchmen“-Film haben, eine äußerst tiefsinnige und
beeindruckende Verfilmung der wohl besten Graphic Novel aller
Zeiten. Für die Entscheidung des Studios, Synder Hand an das
eigentlich als unverfilmbar geltenden Werk anlegen zu lassen,
dürfte aber sein stilistisch eindrucksvoller Schlachtepos „300“
maßgeblich mitverantwortlich sein. Die Blu-Ray-Disk des Films zählt
indes zu den am Meisten verkauften Blu-Rays überhaupt. Grund genug,
sich die Scheibe einmal genauer anzusehen.
Story:
„Madness? This is Sparta!“ – Mit diesen Worten befördert König
Leonidas (Gerad Butler) den Abgesandten des Perserkönigs Xerxes
(Rodrigo Santoro) in die ewigen Jagdgründe, als dieser die
Unterwerfung Spartas vor dem „persischen Weltreich“ fordert. Wohl
wissend, dass ein Krieg jetzt unmittelbar bevorsteht, wendet sich
Leonidas an das ominöse Orakel - ein Haufen korrupter, entstellter
und alter Männer – um dort der Tradition entsprechend die Erlaubnis
für einen Kriegszug zu erbitten. Gekauft vom schmierigen
Abgeordneten Theron (Dominic West) verweigert das Orakel diese
Bitte, sodass der König nur noch einen Ausweg sieht: mit seiner
persönlichen Leibwache (dem Titel entsprechend 300 Mann) zieht er
zu einer engen Felsenschlucht, um sich dort todesmutig in einem
ungleichen Kampf den anstürmenden Massen von Xerxes Truppen in den
Weg zu stellen.
Als der Film seinerzeit in die Kinos kam, wurden viele Vergleich zu
„Sin City“ gezogen. Das bietet sich oberflächlich gesehen auch an,
entstammen doch die Comic-Vorlagen zu beiden Filmen der äußerst
fähigen Feder von Autor Frank Miller (dessen Werk „The Dark Night
Returns“ durchaus starken Einfluss auf den jüngsten Batman-Film
gehabt haben dürfte). Auch bestehen beide Filme zu einem großen
Teil aus computergenerierten Bildern mit Schauspielern vor einem
Bluescreen-Hintergrund. Darüber hinaus geht es sowohl bei Sin City
als auch bei 300 heftig zur Sache, der rote Lebenssaft spritzt mehr
als einmal in die Kamera. Dennoch ist ein Vergleich nicht ganz
fair, denn wo Sin City mit 3 relativen komplexen, lose verknüpften
Einzelgeschichten aufwarten kann, lässt sich die recht simple
Geschichte von 300 auf einem Bierdeckel zusammen fassen. Der
politische Subplot, in dem Leonidas treue Frau Gorgo gegen Theron
vorgeht, ist dabei kaum mehr als relativ belangloses Füllmaterial,
welches im Großen und Ganzen eigentlich nur eine epische, quasi den
ganzen Film andauernde Schlacht unterbricht. Viel mehr relevante
Geschichte gibt es im Grunde nicht, viel mehr relevante Geschichte
benötigt der Film allerdings auch nicht, um zu funktionieren. Dafür
bietet der Film wie auch Sin City einige optische Innovationen,
wobei der exzessiv eingesetzte Zeitlupeneffekt und die damit
verbundenen Tempowechsel innerhalb einer Szene zu den auffälligsten
Einfällen gehören. Ob man diesen Stil mögen muss, sei
dahingestellt, aber „300“ ist dadurch zumindest stellenweise
spektakulär anzusehen und entwickelt eine gewisse Bildgewalt.
Obgleich bei der recht flachen Geschichte selbst kaum ein Stereotyp
ausgelassen wird (Männer sind hier testosterongeladene, heroische
Tötungsmaschienen von Kindesbeinen an, der große Feind Xerxes
erinnert irgendwie an eine Tunte) und auch sonst Nachdenken seitens
des Zuschauers nur selten gefordert wird, machen die stellenweise
mit launiger Rockmusik untermalten Kampfszenen (und damit auch der
Film selbst) sehr viel Spaß. „300“ ist dadurch ein Film, der für
einen Männerabend perfekt geeignet ist, wenn man sich dort an
Kriegsrhetorik, heftiger Gewalt und einem Hang zum übertriebenen
Pathos nicht so sehr stört. Er ist sicher kein Meisterwerk, aber
durchaus ein Film, den man mögen kann.
Bild:
Technisch gesehen entspricht der Film den gängigen Standards: Er
kommt in einer Auflösung von 1080p daher und wurde mit dem
VC-1-Codec kodiert. Zu dem Bild selbst muss man anmerken, dass
Snyder das Bild des Films bewusst stark verfremdet hat, was eine
Bewertung schwierig macht. So ist das Bild stellenweise extrem
körnig und wirkt dadurch irgendwie „schmutzig“, ein gewisser
HD-Effekt stellt sich so gut wie nie ein. Auch ist die Schärfe
meistens nicht auf höchstem Niveau, dafür ist der Kontrast an den
meisten Stellen sehr gut und das Master selbst ist fehlerfrei.
Insgesamt entspricht die Bildumsetzung wohl der Vision Snyders und
die Vorteile gegenüber der DVD sind klar ersichtlich. So gesehen
kann sich die Blu-Ray-Disk durchaus lohnen. Wer allerdings ein
hochglanz-HD-Bild erwartet, wird ziemlich sicher enttäuscht. Dafür
gibt es mit Sicherheit bessere Blu-Ray-Disks.
Ton:
Gleich zwei hochwertige Tonspuren finden sich auf der Scheibe: Eine
PCM-Spur sowie darüber hinaus eine TrueHD-Tonspur – aber leider
beides nur auf Englisch. Deutsche Kunden werden mit „normalen“
Dolby Digital abgespeist, und leider ist der Unterschied zu den
beiden englischen Tonspuren (die sich im Übrigen nichts schenken)
in diesem Fall deutlich hörbar. Trotzdem ist der Deutsche Ton gut
bis sehr gut, die Dynamik ist hoch und die Effekte sind präzise
platziert, auch wenn sie an der einen oder anderen Stelle
dominanter hätten sein könnten (wie es bei den englischen Tonspuren
der Fall ist). Die Stimmen sind gut verständlich, der Soundtrack
wirkt in den meisten Situationen sehr passend. Insgesamt wird man
bei der deutschen Spur aber das Gefühl nicht los, dass hier noch
ein Tick mehr möglich gewesen wäre. Die englischen Tonspuren sind
hervorragend.
Ausstattung:
Die Ausstattung ist insgesamt reichhaltig und überaus gelungen.
Angefangen mit einem Audiokommentar (kann man sich anhören, muss
man aber nicht) über insgesamt 6 „Behind the Scenes“
Dokumentationen mit über einer Stunde Gesamtlaufzeit bis hin zu
einigen Deleted Scenes lässt das Bonusmaterial kaum Wünsche übrig.
Lobenswert: bis auf 12 kleine, durchaus interessante „Webisodes“
liegen alle Extras in HD vor. Von den vielen weiteren wählbaren
Bonusfilmchen ist „The Frank Miller Tapes“ besonders erwähnenswert,
werden hier doch interessante Hintergrundinformationen über den
Comic selbst preisgegeben. Warum es aber der klasse Kinotrailer
nicht mit auf die Scheibe geschafft hat, weiß nur Warner allein.
Hierfür gibt es Abzüge in der B-Note.
Fazit:
„300“ ist ein Film, bei dem man manches kritisieren könnte, wenn
man denn wöllte. Stattdessen sollte man aber besser den Film in
seinen Player einlegen und eine Menge Spaß damit haben. Optimaler
weise hat man dafür die Blu-Ray in seiner Sammlung, denn auch wenn
das Bild gewollt körnig ist und deshalb keinen bleibenden
HD-Eindruck hinterlässt, ist es doch ein gutes Stück besser als die
entsprechende DVD. Zumal das sehr gute Bonusmaterial auf der
Blu-Ray ebenfalls überwiegend in HD vorliegt. Damit kann dann der
nächste Männerabend kommen.
Testgeräte
siehe „
Mein Heimkino“.
Bewertung:
Story: 8/10
Bild: 7/10
Sound: 8/10
Ausstattung: 8/10