Der Baader Meinhof Komplex
Einleitung
In den 70er- und frühen 80er-Jahren wurde Deutschland von der RAF
in Atem gehalten, einer aus der Studentenbewegung hervorgegangen
linksextremistischen Terrororganisation.
Regisseur Uli Edel, der in dern Achtzigern mit den Verfilmungen
"Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" und "Letzte Ausfahrt
Brooklyn" bekannt wurde, hat sich zusammen mit Produzent Bernd
Eichinger des gleichnamigen Buchs von Stefan Aust, dem ehemaligen
Chefredakteur des Spiegels, angenommen.
Gelingt es Edel, nach einer langen Durststrecke von eher
mittelmäßigen Werken, an alte Erfolge anzuschließen? Hält der Name
Eichinger, was er verspricht, nämlich deutsches Kino auf
internationalem Niveau? Das soll dieses Review klären...
Inhalt
Der Film beginnt in den späten Sechzigern, als es beim Besuchs des
iranischen Schahs in Deutschland zu gewalttätigen Übergriffen auf
die zumeist jugendlichen Demonstranten kommt. Die Staatsmacht geht
knallhart vor, der Student Benno Ohnesorg wird durch eine
Polizeikugel getötet.
Die Ereignnise motivieren die Journalistin Ulrike Meinhof (M.
Gedeck), in Artikeln und TV-Interviews die Protestler gegen die
überwiegend "rechtsgerichtete" Presse - insbesondere die
Bild-Zeitung - zu verteidigen.
Tatkräftige Unterstützung findet sie in einer Gruppe um Andreas
Baader (M. Bleibtreu) und Gudrun Ensslin (J. Wokalek), die es nicht
bei Worten bewenden lassen wollen. Es folgen Attentate auf
Einrichtungen des Kapitalismus: Kaufhäuser, Banken etc.
Schon bald ist das Schreckgespenst RAF allgegenwärtig - aber trotz
ihrer Taten hat die Rote Armee Fraktion in der Bevölkerung viele
Unterstützer, und für einen abgeschlagenen Kopf wächst der Hydra
wieder ein neuer nach...
Bild
Das Bild wurde im Originalformat 1,85:1 mit der
HD-Standardauflösung von 1920x1080/24p und dem Videocodec
MPEG-4/AVC auf die Blu-ray gebannt.
Sehr gut wird die Atmosphäre der 70er Jahre wiedergegeben, die
Farben sind leicht ausgeblichen, insgesamt aber stimmig.
Bildrauschen bzw. -korn ist nahezu nicht festzustellen, Defekte
oder Verschmutzungen gibt es gar nicht.
Die Schärfe überzeugt mit wenigen Ausnahmen über die gesamte
Filmlänge.
Teilweise wurde historisches Originalmaterial eingefügt, dem man
sein Alter natürlich ansieht. Dies ist aber beabsichtigt und nicht
als Makel zu sehen.
Lediglich in dunkleren Szenen hat der Film Probleme - der
Schwarzwert ist leider nicht optimal und dunklere Töne gleiten ins
Grünliche ab.
Alles in allem ein überzeugender Transfer, 8 von 10 Punkten.
Ton
Der Ton liegt im Format DTS-HD High Resolution 5.1 in deutsch mit
einer Bitrate von 2 MBit/s vor und kann rundum überzeugen.
Die Dialogverständlichkeit ist hervoragend, bei den Szenen mit
Schießereien und Explosionen werden direktionale und druckvolle
Effekte geboten.
Die Filmmusik erinnert überraschenderweise an einigen Stellen an
"Die Bourne-Identität".
Zusätzlich hat Constantin dem Film noch eine Hörfilmfassung
spendiert, die leider nur im Fomat Dolby Digital 2.0 Stereo
vorliegt.
Für Hörgeschädigte gibt es deutsche Untertitel, bei denen die
Darsteller zum besseren Verständnis unterschiedliche Textfarben
erhalten haben.
Einen Punkt Abzug trotzdem wegen der fehlenden Lossless-Audiospur,
daher von mir in dieser Kategorie 9 von 10 Punkten.
Extras
Die Blu-ray glänzt mit einer ganzen Reihe von Extras, die
ausnahmslos in HD sind.
Zuerst sei hier der Audiokommentar von Regisseur Uli Edel genannt,
zu dem es leider keine Untertitel gibt. Edel kommt etwas behäbig
daher und erzählt von den Darstellern, den Aufnahmen und liefert ab
und zu auch mal Hinterundinformationen bezüglich der tatsächlichen
historischen Vorgänge. Kann man, muss man aber nicht hören.
In den Featurettes "Die Enstehung des Films", "Über Uli Edel", "Die
Authentizität" und "Die Schauspieler und ihre Rollen" geben
Produzent/Co-Autor Eichinger, Regisseur/Co-Autor Edel und die
Darsteller Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Films, ein
Making of in mehreren Teilen sozusagen.
Das Featurette "Die Musik" zeigt die Produktion der Filmmusik von
Peter Hinderthür.
"Stefan Aust über die RAF und ihre Zeit" ist eine dreiteilige
Dokumentation, in welcher der Autor der Buchvorlage im Interview
mehr über die historischen Hintergründe verrät. Von der
Bildqualität zwar schwach, dafür aber mit Substanz.
"Bernd Eichinger über die Annäherung an den Film und die 60er und
70er Jahre" und "Bernd Eichinger über die Dramaturgie des Films"
schließen an die o.g. Making of-Featurettes an.
Die Darstellerinfos beschränken sich auf Filmogafie-Auszüge, hier
hilft die IMDb weiter.
Abgerundet wird das Ganze noch von einer Reihe Trailer, die etwas
verstreut sind (beim Filmstart, über die "Trailershow" bis zu
"Unsere DVD-Empfehlung").
7 von 10 Punkten.
Fazit
Aus meiner Jugendzeit sind mir noch die Fahndungsposter in
Postämtern allgegenwärtig, auf denen die Gesuchten entmenschlicht,
wie Monster wirkten.
Natürlich hat Regisseur Edel keinen zweieinhalbstündigen
Monsterfilm vorgelegt, denn sowas funktioniert nur bei Horror- und
Science-Fiction-Filmen. Stattdessen gelingt es ihm hier, mit Hilfe
der tollen Besetzung - insbesondere den Darstellerinnen muss man zu
ihren Leistungen und ihrem Mut gratulieren - Verständnis für die
Beweggründe, aber nicht für die Taten der RAF zu vermitteln.
Auf Blu-ray überzeugt der Film mit einer sehr guten Bild- und
Tonqualität und Extras, die ausnahmslos in HD vorliegen.
Ein Manko ist nur, dass der Film mit seinen gut 150 Minuten
eigentlich zu kurz ist, eine 180minütige TV-Fassung wird daher noch
kommen.
Großes deutschen Kino! 9/10
Equipment
BD-Player: Playstation 3
Projektor: Sony VPL-HW10
Ton: Denon AVR-1907 (über Toslink) mit Teufel Concept S
"Die schärfsten Kritiker der Elche waren
früher selber welche."
(F. W. Bernstein)