Ja ja das liebe Exorzisten-Subgenre des Horrorfilms boomt seit den
Nullerjahren wie sonst noch was. Ausgelöst durch
Der
Exorzist - Neue Fassung anno 2001 (den ich sogar im Kino
schauen konnte) bekam das Genre quasi ein Revival. Aber an sich gab
es schon zwei Jahre zuvor mit
Stigmata bereits
einen gefeierten Exorzismus-Film mit Patricia Arquette als
Besessene, einem genialen Gabriel Byrne als Pater und Jonathan
Price als Kardinal. Unbedingt schauen wer ihn noch nicht kennt.
2004 versuchte man sich mit
Exorzist - Der Anfang
an einem Prequel was das Franchise erst einmal begrub und nun nach
knapp 20 Jahren mit der kommenden
David Gordon
Green-Trilogie erst aus der Verbannung holt. Trotzdem hat
Hollywood das Exorzismus-Thema wiederentdeckt und mit
Der
Exorzimus von Emily Rose (2005) wurde auch ein kleiner
Achtungserfolg gefeiert der eine ganze Bandbreite an
Exorzismus-Filmen nach sich zog.
Der letzte
Exorzismus (2010),
Der Exorzismus der Emma
Evans (2010),
The Rite - Das Ritual
(2011),
Devil Inside (2012)
oder
Erlöse uns von dem Bösen (2014) um nur
einige zu nennen. Mal mit nahmhaften Hollywoodgrößen (Anthony
Hopkins in
The Rite oder Eric Baner in
Erlöse uns von dem Bösen) und dann wieder mit
komplett unbekanntem Cast. Und einer von den genannten Filmen war
wohl so erfolgreich das es sogar noch ein Sequel gab:
Der
letzte Exorzismus - The Next Chapter. Natürlich basieren
die meisten Werke auf wahren Begebenheiten
und ich habe sie alle gesehen
und sogar in der Sammlung. Aber kaum einer blieb dauerhaft im
Gedächtnis da sie doch immer wieder nur den selben Hokus Pokus
zelebrieren und nicht einer hält dem Vergleich zu William
Friedkin's Magnus Opus aus dem Jahr 1973 und der Geburt des
Exorzismus-Films stand.
Der Exorzist führt nicht
umsonst alle Bestsellerlisten dieses Genres an und ist bis heute in
der IMDB Top 250 der besten Filme vertreten. Ein Meisterwerk und
Klassiker.
Nun kommt mit
The Pope's Exzorcist nur wenige
Monate vor dem Start der Remake-Trilogie ein neuer Film rund das
Thema der Teufelsaustreibung in die Kinos. So weit nichts
besonderes. Wäre da nicht Russel Crowe als Chef Exorzist des
Vatikans und der Frage was passieren würde wenn der Teufel
persönlich Besitz vom obersten Exorzisten ergreifen würde. Kurzum:
mich hat der Trailer angesprochen und gebockt und leider kam ich
gestern erst dazu diesen Film im Kino zu schauen. Dafür schön in
der leeren Spätvorstellung und hier schon mal ein Foreshadowing:
gegruselt habe ich mich nicht.
Fangen wir aber mal am Anfang an. Russel Crowe spielt Pater Gabriel
Amorth den besagten Chef Exorzisten des Vatikans der gemäß
Einblendung von 1986 bis zu seinem Tod im Jahr 2016 praktiziert
haben soll. Ob das stimmt? Keine Ahnung. Ich habe es jetzt auch
nicht nachgeschlagen. Der Film selber spielt im Jahr 1987 und nach
einer kurzen Einführung durch eine erste Austreibung von Amorth (er
praktiziert gelinde gesagt obskur was aber einen Hintergrund hat)
gehts auch schon mit der Haupthandlung los. Eine Mutter begleitet
mit ihren beiden Kindern die Restauration einer Abtei in Spanien
und der Sohn Henry wird vom puren Bösen besessen und fordert "den
Priester". Natürlich ist damit Amorth gemeint der den Fall annimmt.
Das es persönlich um ihn und um etwas viel größeres im Plan des
Teufels geht hat er beim Aufbruch sicherlich nicht erwartet.
Mir gefiel die Idee die Story etwas weg vom reinen Exorzismus zu
legen und der Frage ob und wie die Kirche wirklich durch den Teufel
infiltriert werden könnte. Russel Crowe spielt dabei einen
herausragenden Amorth der humoristisch, belesen aber auch sehr
ausdrucksstark und autoritär ist und nun mal selbst auch die eine
oder andere Sünde mit sich trägt. Selbsterklärend das er mit seiner
Darbietung alle anderen Rollen komplett an die Wand spielt und die
wenigen anderen Schauspieler wir Komparsen wirken lässt. Der ganze
Filme ist auch komplett auf ihn zugeschnitten. Als ich Franco Nero
(Schaaaaaango because the D is silent) als Pabst gesehen habe ging
in mir das Herz auf. Ich mag es einfach ihn in seinem Alter noch in
der einen oder anderen Rolle zu sehen auch wenn er hier nicht viel
zu tun hat.
Was mir anfangs allerdings nicht so gut gefiel war der Soundtrack.
Immer wenn Pater Amorth eingeblendet wurde wurden poppige Songs
gespielt. Das selbe auch bei den Kindern wenn sie mit ihren
Walkmans beschäftigt waren. Und im nächsten Moment wird wieder ein
düsterer Score abgespielt. Der komplette Stilbruch. Zum Glück ist
dies nach ca. 20 Minuten vorbei. Auch hätte ich mir gewünscht das
man etwas mehr Recherche von Pater Amorth sieht. Aber die ganze
Handlung spielt wohl in nur einen Nacht und somit ist ein Hin- und
Herreisen ausgeschlossen. Hätte es aber gerne gesehen wenn er zum
Beispiel eine Bibliothek aufgesucht hätte. Aber das ist jetzt
Gemeckere auf hohem Niveau. Da der Film auch grad mal 104 Minuten
läuft geht alles recht schnell von statten und läuft ins Finale
über. Ganz ehrlich? Ich hätte noch 10-15 Minuten mehr Film im
Mittelteil vertragen. Das Finale hält dann auch nicht mehr ganz das
Niveau was der Film aufgebaut hat. Ja es waren noch schöne Bilder
auch wenn hier zum ersten Mal verstärkt CGI angewendet wurde was
dann nicht so gut wie die praktischen Effekte aussah aber insgesamt
war es mir zu actionreich. Wenn dann plötzlich doch geschwebt oder
der berühmte Spider-Walk referenziert wird ist es vom Grundton des
Films eine Oktave zu hoch und driftet ins Phantastische ab. Aber
ohne solche Szenen gehts heutzutage vielleicht auch nicht
mehr.
Mit einem aktuellen Einspiel von über 66 Mio. $ bei einem Budget
von 18 Mio. $ ist der Film natürlich ein großer Erfolg und vor
wenigen Tagen wurde bestätigt das man sich in einem frühen Stadium
zu einem Sequel befindet. Russel Crowe soll wohl auch wieder mit an
Bord sein.
Fazit:
Mich hat der Film überaus gut unterhalten auch wenn leider der
Fokus etwas mehr auf Action denn auf Spannung und Horror stand. Ich
fand die Grundthematik rund um den Vatikan, die Inquisition und was
der Teufel mit all dem tun hat mal erfrischend neu in mittlerweile
doch einem repetetivem Genre. Russel Crowe macht immer Laune, der
Cast spielt insgesamt gut auch wenn es hier und da wieder dumme
Momente gibt, die praktischen Effekte sind toll (übel wie der Sohn
Henry mehr und mehr zugerichtet wird) und der Film beinhaltet keine
Längen. In manchen Szenen ist der Schwarzton etwas zu dunkel
geraten und leider übersteuerte eine Box über mit weswegen ich
immer wieder ein nervtötendes Gekratze im Ton hatte. Habe das nach
der Vorstellung dem Kino mitgeteilt. Ich hoffe hier auf eine
UHD-Umsetzung da ich den Film gerne nochmal zu Hause anschauen
würde. Einen zweiten Teil bräuchte ich persönlich jetzt nicht aber
so ist das nun mal in diesem Genre. Ist was erfolgreich wird es
gemolken. Als Tipp kann ich nur sagen schaut wenn es noch bei Euch
möglich ist diesen Film im Kino an. Ich habe sowas lieber auf der
großen Leinwand als lieblos irgendwo im Streaming wo er sicherlich
untergegangen wäre. Von mir gibts sehr gute
8 von 10 Espressi
Und nun freue mich schon drauf was David Gordon Green aus dem
1973er Klassiker rausholen wird. Ich erwarte Großes!
Stefan Raab ist der Stinkefinger des aktuellen
Zeitgeists