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HD-Audio - Die neuen Tonformate für Blu-ray Disc und HD
DVD
18. Mai 2008 | Von nk |
Kategorie: HintergrundwissenHD-Audio – Die neuen Audioformate für Blu-ray und HD DVD Wie immer
ist es bei technischen Neuerungen gerade am Anfang ihrer Einführung
oftmals auf Grund von Unausgereiftheiten nicht ganz unkompliziert,
mit ihnen umzugehen. Dies gilt auch für die neuen Audio-Formate von
Blu-ray Disc und HD DVD. Daher diese kleine Einführung in das
Thema.
Inhalt:1. Was sind die neuen HD-Audio-formate?
2. Technische Daten
3. Was wurde technisch verbessert?
4. Exkurs: PCM (kurz für Pulse Code
Modulation)
5. Die neuen HD-Audio in der Praxis
5.1 Hörbarer Unterschied?
5.2 Wie bekomme ich die neuen Audio-Formate auch zu
hören?
5.2.1 Decodierung im Player
5.2.2 Decodierung im Receiver
6. Fazit1. Was sind die neuen HD-Audioformate?
Neben den bereits von der DVD bekannten Formaten DTS und Dolby
Digital kommen auf den neuen HD-Medien HD DVD und Blu-ray Disc auch
neue Audio-Codecs zum Einsatz, welche die Möglichkeiten der neuen
HD-Medien besser nutzen können als ihre Vorgänger. Diese
Audio-Codecs werden landläufig auch als HD-Audioformate bezeichnet.
Dabei handelt es sich namentlich um Dolby Digital Plus, Dolby
TrueHD, DTS-HD High Resolution (DTS-HD HR) und DTS-HD Master Audio
(DTS-HD MA).
2. Technische Daten:Dolby Digital:
- Bitrate: max. 504 kbits/s auf HD DVD und 640
kbit/s auf Blu-ray
- Samplingfrequenz: bis 48 kHz
- Unterstützte Kanäle: bis zu 5.1 Kanäle
Dolby Digital Plus:
- Bitrate: mind. 3 Mbit/s max. 6 Mbit/s auf HD
DVD, bis zu 1,7 Mbits auf Blu-ray Disc
- Samplingfrequenz: bis 48 kHz
- Features: direkt abwärtskompatibel zu Dolby
Digital
- Unterstützte Kanäle: bis 7.1 Kanäle bei HD DVD
und Blu-ray
Dolby True HD:
- Bitrate: bis zu 18 Mbit/s
- Samplingfrequenz: bis 96 kHz mit bis zu 24-bit
bei HD DVD und Blu-ray Disc
- Features: Dialogue normalization, Dynamik Range
Control
- Unterstützte Kanäle: Bis zu 7.1 Kanäle bei HD
DVD und Blu-ray Disc
DTS:
- Bitrate: bis zu 1,5 Mbit/s auf HD DVD und auf
Blu-ray
- Samplingfrequenz: bis 48 kHz (96kHz/24 Bit bei
DTS 96/24)
- Unterstützte Kanäle: bis 5.1 Kanäle (6.1 bei
DTS-ES)
DTS-HD High Resolution (DTS-HD HR):
- Bitrate: bis zu 3 Mbit/s auf HD DVD und bis zu 6
Mbit/s auf Blu-ray
- Samplingfrequenz: bis 96 kHz mit bis zu 24-bit
bei HD DVD und Blu-ray Disc
- Unterstützte Kanäle: bis 7.1 Kanäle bei HD DVD
und Blu-ray
DTS-HD Master Audio (DTS-HD MA):
- Bitrate: bis zu 18 Mbit/s auf HD DVD und bis zu
24,5 Mbit/s auf Blu-ray
- Samplingfrequenz: bis 96 kHz mit bis zu 24-bit
bei HD DVD und Blu-ray Disc
- Unterstützte Kanäle: bis 7.1 Kanäle bei HD DVD
und Blu-ray
Player Unterstützung:Blu-ray
HD DVD
Verlustbehaftet Dolby Digital
Pflicht Pflicht DTS* Pflicht Pflicht Dolby Digital Plus
optional Pflicht Lossless DTS-HD HR
optional optional Dolby TrueHD
optional Plicht DTS-HD MA
optional optional* Plicht ist nur DTS; DTS-ES, DTS 96/24 sind
optional
3. Was wurde technisch verbessert?
Alle neuen Audioformate bieten eine im Vergleich zu Dolby Digital
und DTS deutlich höhere Bitrate von bis zu 24,5 Mbit bei DTS-HD
Master Audio auf Blu-ray Disc. Besonders augenfällig wird der
Unterschied, wenn man in Betracht zieht, dass heute bei jeder
produzierten DVD und leider meist auch HD DVD und Blu-ray Disc die
maximale Bitrate von DTS bei 640 kbit/s und Dolby Digital bei 448
kbit/s liegt.
Zudem ermöglichen die neuen Formate (abgesehen von Dolby Digital
Plus) mit 96 kHz und 24-bit eine höhere Samlingfrequenz und –tiefe
als die bisher genutzten Codecs. Darüber hinaus ermöglichen alle
neuen Audio-Codecs die Nutzung von bis zu acht diskreten Kanälen -
ein Vorteil der allerdings ausschließlich Nutzern einer 7.1
Lautsprecher Konfiguration zu Gute kommt.
Während sich Dolby Digital Plus und DTS-HD High Resolution im
Grunde nur durch verbesserte Bitrate, Samplingfrequenz und –tiefe
sowie Unterstützung von mehr Surround-Kanälen von ihren Vorgängern
unterscheiden, bieten die Codecs Dolby TrueHD und DTS-HD Master
Audio zusätzlich ein neues verlustloses Encodierungs-Verfahren,
dass sich leicht anhand einer Zip-Datei erklären lässt. Packt man
eine Datei in ein Zip-Format und entpackt man diese später wieder,
erhält man genau dieselbe Datei wie vorher. Es gehen im Gegensatz
zu den verlustbehafteten Verfahren, die bei Dolby Digital, Dolby
Digital Plus, DTS, DTS-HD HR zum Einsatz kommen, also keinerlei
„akustischen“ Informationen verloren. So ermöglicht der in Dolby
TrueHD und DTS-HD MA encodierte Ton ein Eins – zu - Eins Abbild des
Studio Masters. Auf Grund des verlustlosen Encodings werden beide
Codecs auch als Lossless-Codecs bzw. –Formate bezeichnet. Gängig
ist im Zusammenhang mit Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio auch
der Begriff Lossless-Sound.4. Exkurs: PCM* (kurz für Pulse Code
Modulation)Neben den neuen Audio-Codecs kommt auf einigen Blu-ray Discs auch
unkomprimierter PCM-Ton zum Einsatz. PCM ist eine digitalisierte
Form eines analogen Audio-Signals. Bei diesem Verfahren wird die
Datenmenge nicht komprimiert, sondern lediglich in „Nullen und
Einsen“ umgewandelt. Im Gegensatz zu Dolby Digital, DTS und Co. ist
PCM also kein Komprimierungsverfahren.
Durch die fehlende Kompression nimmt ein PCM-Audio-Track auf einer
Disc allerdings sehr viel Platz ein; was bei einer DVD auf Grund
der geringen Speicherkapazität ein großes Problem darstellt.
Weshalb PCM-Ton auf DVDs auch nur extrem selten zu finden
ist.
Auf einer Blu-ray Disc und eingeschränkt auch einer HD DVD ist
hingegen oftmals genügend Platz für einen entsprechenden
Audio-Track vorhanden. Auf Blu-ray Disc und HD DVD kann ein
PCM-Audio-Track so insgesamt bis zu 7.1 Kanäle umfassen. Da im
PCM-Verfahren keine Daten des ursprünglichen Studio-Tons verloren
gehen, bietet auch PCM die selbe hohe Tonqualität wie die
Lossless-Codecs Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio. * oft auch
präsizer als LPCM (Linear PCM) bezeichnet, die Bezeichnung PCM ist
aber gebräuchlicher
5. Die neuen HD-Audio-Formate in der Praxis5.1 Hörbarer
Unterschied?
In der Praxis lässt sich zwischen herkömmlichen DTS bzw. Dolby
Digital Ton und DTS-HD HR bzw. Dolby Digital Plus auch mit geübtem
Ohr kein echter Unterschied heraushören. Anders gestaltet sich dies
bei DTS-HD MA und Dolby TrueHD; hier können sich ja nach
verwendetem Equipment hörbare Unterschiede wie ein höherer
Dynamikumfang, präzisere Effekte, besser aufgelöste Dialoge und
detailliertere Umgebungsgeräusche ergeben. Hörbar bedeutet jedoch
nicht unbedingt, dass man hier einen Wow-Effekt erwarten kann.
Insgesamt gestalten sich die Verbesserungen eher subtil.
Wobei natürlich Besitzer von High-End Equipment speziell mit
Hinblick auf die eingesetzten Lautsprecher die Vorteile der neuen
Lossles-Codecs am besten heraushören können. Das bedeutet aber
nicht, dass es dem Besitzer weniger hochwertiger Lautsprecher
unmöglich wird, einen Unterschied wahrzunehmen. Allerdings werden
die Vorteile von Dolby TrueHD und DTS-HD Master Audio mit
abnehmender Qualität der Boxen natürlich immer weniger
erlebbar.
5.2 Wie bekomme ich die neuen Audio-Formate auch zu
hören?
Leider genügen die alten Übertragungswege wie optischer und
koaxialer Digitalausgang nicht mehr den Anforderungen der neue
HD-Audioformate; so dass man den Playern die neuen Formate auf
andere Weise entlocken muss. Generell gibt es dafür zwei
verschiedene Wege. Wobei der entscheidende Unterschied zwischen
beiden Möglichkeiten im „Ort“ der Decodierung der Audio-Daten
liegt. So kann dies einmal der Player selbst oder auch ein
A/V-Receiver erledigen.
5.2.1 Decodierung im Player
Decodiert der Player den Ton, wandelt er diesen in PCM um und gibt
ihn dann entweder über die HDMI-Schnitstelle als PCM-Datenstrom
oder über die analogen Stereo- oder Mehrkanal-Ausgänge aus. Für
dieses Verfahren benötigt man also einen A/V-Receiver, der über
einen HDMI- oder einen Mehrkanal-Eingang (Multi-Channel-In)
verfügt. Prinzipiell ginge dies natürlich auch mit Stereo, würde
aber den Zweck eines A/V-Receivers in Frage stellen.
Ein Vorteil dieses Verfahrens ist, dass man die neuen Tonformate
auch mit älteren A/V-Receivern nutzen kann, die über keine Decoder
für die neuen HD-Audioformate verfügen, solange sie einen
Mehrkanal-Eingang oder einen HDMI-Eingang besitzen.
Außerdem bleiben bei Decodierung im Player auch bei aktivierten
Bild – in - Bild-Features beide Tonspuren zu hören. Bei Decodierung
durch den A/V-Receiver wird auf Grund der Blu-ray- bzw. HD
DVD-Spezifikationen bei Bild - in - Bild nur die primäre Tonspur
wiedergegeben.
Nachteil ist jedoch, die Beschränkung der Übertragung auf die am
analoge Mehrkanalausgang tatsächlich der verfügbaren Kanäle. Mit
einem 5.1-Kanalausgang kann auch eine 7.1-Tonspur nur als 5.1 Sound
übertragen werden. Ebenso können viele A/V-Receiver bei
PCM-Übertragung einen originalen 5.1-Audio-Track nicht zu einem 6.1
bzw. 7.1-Sound „hochrechnen“.
Um den Ton selber decodieren zu können, muss in dem Player
natürlich auch ein entsprechender Decoder verbaut sein. Leider
verfügt derzeit nicht jeder Player über alle denkbaren Decoder –
eher im Gegenteil. Die meisten Player können nur Dolby Digital Plus
und TrueHD bewältigen und mancher nicht mal dies. Bevor man sich
ein Gerät anschafft, sollte man also auch die verbauten
Audio-Decoder in Erfahrung bringen, so man sie denn nutzen möchte.
Über welche Audio-Decoder das gewünschte Gerät verfügt, kann man
aus dieser Übersicht (hier für HD DVD) erfahren.
Sollte einmal in einem Player kein Decoder für das auf der Disc
gespeicherte HD-Audio-Format vorhanden sein, bleibt der Ton aber
glücklicherweise nicht einfach weg. In diesem Fall greift der
Player dann bei Dolby TrueHD auf den enthaltenen Dolby Digital Core
und bei DTS-HD High Resolution und Master Audio auf den DTS Core
zurück. Dolby Digital Plus kann sogar von einem herkömmlichen Dolby
Digital-Decoder entschlüsselt werden.
Sowohl bei Blu-ray Disc als auch bei HD DVD gehört nach den
Spezifikationen beider Formate für jeden Player ein Dolby Digital-
und DTS-Decoder zum Pflichtprogramm. Einschränkung dabei ist, dass
der Core auch bei einem eigentlich 7.1-Kanäle umfassenden Track
immer nur 5.1 Kanäle besitzt.
5.2.2 Decodierung im Receiver
Um den Ton im A/V-Receiver decodieren zulassen, braucht man einen
entsprechend gerüsteten Player und Receiver. Der Player muss dabei
in der Lage sein, den Ton über den HDMI-Ausgang als Bistream
auszugeben und der A/V-Receiver muss neben einem HDMI-Eingang über
die entsprechenden Decoder verfügen. Beides Ausstattungsmerkmale,
die heute noch nicht allen Playern selbstverständlich sind und auch
bei A/V-Receivern noch eher die Ausnahme darstellen. Welcher Player
den Ton auch über den HDMI-Ausgang als Bitstream übertragen kann,
erfährt man ebenfalls aus der bereits erwähnten Übersicht (hier für
HD DVD).
(Anm.: Oftmals wird in diesem Zusammenhang auch über Player oder
A/V-Receiver mit HDMI 1.3 Schnittstelle gesprochen. Dabei deutet
HDMI 1.3 lediglich auf die Möglichkeit der Bitstream-Übertragung
der HD-Audioformate hin und bedingt aber nicht zwingend, dass
Geräte mit einer solchen Schnittstelle auch zur
Bitstream-Übertragung fähig sind.)
Vorteil dieser Methode ist, dass alle HD-Audio-fähigen A/V-Receiver
auch alle HD-Audio-Codecs decodieren können. So ist man hier nicht
mehr auf die Ausstattung des Players sowie dessen
Decoder-Fähigkeiten angewiesen. Für Nutzer eines 7.1
Lautsprecher-Setups können viele der entsprechenden A/V-Receiver
außerdem zu einem originären 5.1-Audiotrack die zwei fehlenden
Kanäle „hinzusimulieren“. Einschränkend sei hinzugefügt, dass
manche Receiver wie z.B. der Onkyo TX-SR605 dazu bei PCM und
Lossless-Codecs nicht in der Lage ist.
Problematisch ist das Decodieren im A/V-Receiver wenn Bild – in -
Bild Material abgespielt werden soll, da in diesem Fall nur die
primäre Ton-Spur, welche beim Authoring bestimmt wurde,
wiedergegeben wird.
6. Fazit:
Ob man den Ton vom Player oder Receiver decodieren lässt, macht im
Grunde keinen Unterschied. Lediglich die mangelnde Verfügbarkeit
von Abspielgeräten, die alle Tonformate unterstützen sowie die
Möglichkeit der Simulation von 7.1-Kanälen bei 5.1-Tracks spricht
deutlich zugunsten des A/V-Receiver. Dafür ermöglicht die
Decodierung im Player die Nutzung älterer A/V-Receiver und das
Vermeiden einer weiteren Neuanschaffung.