Geschrieben: 23 Juli 2022 14:17
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Film: 6/10
Bild: 7/10
Ton: 7/10
Extras: 1/10
Die Mockbuster-Schmiede The Asylum produziert seit Jahren
Trashfilme, die auf großen, aktuellen und angesagten Titeln
basieren, und erfreut sich bei Genrefans einer gewissen
Beliebtheit. In einigen Fällen handelte es sich bei den Mockbustern
sogar um Titel, welche die Vorlage in Punkto Kreativität und
Innovation in den Schatten stellten. So präsentierte uns Regisseur
Danny Roew im Jahr 2016 ein weiteres Werk, das von The Asylum für
den amerikanischen Spartensender SyFy produziert wurde:
<b>Dead 7</b>. Vom Titel her handelt es sich hier um
einen Film, der im Fahrtwasser des Blockbuster-Remakes
<b><a
href="https://bluray-disc.de/blu-ray-filme/die-glorreichen-sieben-2016-blu-ray-disc">Die
Glorreichen Sieben</a></b> schippert, Und jetzt
legt man den Film, der im Großen und Ganzen gar nicht sooo mies
war, in einem nagelneuen Mediabook mit wundervollem Coverartwork
von Boris Vallejo erneut auf.
Film:
Die Voodoo-Priesterin Apocalypta (D. Wilson) führt ein strenges
Regiment in einer von Untoten überlaufenen Welt. Lediglich der
Revolverheld Jack (N. Carter) stellt sich der bösen Macht entgegen
und versammelt eine Gruppe von Gleichgesinnten um sich, um
Apocalypta ein für alle Mal zu vernichten.
The Asylum ist in erster Linie für Billig-Trash-Versionen aktueller
Blockbuster bekannt (und für Sharknado!), wobei in <b>Dead 7
</b>gleich mehrere aktuell beliebte und gefragte Produktionen
„ver-trasht“ werden. An erster Stelle steht natürlich das Remake
des Westernklassikers "Die Glorreichen Sieben", allerdings finden
sich auch deutliche Einflüsse des im letzten Jahr erschienenen "Mad
Max"-Remakes und der Hit-Serie "The walking dead". Darüber
hinaus ist der Film Tarantino-typisch in Kapitel unterteilt, die
mit bildschirmfüllenden Einblendungen eingeleitet werden. Ein
wirrer Genremix also, der für diese Art von Filmen typisch ist und
von den Fans in dieser Art zumindest gutgeheißen wird.
Der Film spielt in einer postapokalypischen Welt, die von
zombieesken Wesen namens „Copperheads“ bevölkert wird, was in
diesem Fall dazu führte, dass sich Amerika wieder in die Zeit des
Wilden Westens zurückbewegt hat – was sehr nützlich ist, denn auf
diese Art kann man einen Western drehen, ohne Authentizitätsfehler
befürchten zu müssen, und gleichzeitig kann man im Prinzip alles
einbauen, was man gerade so zur Hand hat. Ein weiterer, weitaus
interessanterer, Aspekt ist indessen der Cast, denn dieser stellt
sich zum Großteil aus ehemals bekannten Boygroup-Sängern der
glorreichen 1990er Jahre zusammen: Hauptdarsteller Nick Carter, der
übrigens auch das Drehbuch schrieb, brachte seine Backstreet Boys
Kollegen A.J. McLean und Howie Dorough mit, dazu gesellten sich
Joey Fatone und Chris Kirkpatrick von „N’Sync“, Jeff Timmons von
den „98 Degrees“ und Erik-Michael Estrada von „O-Town“.
Objektiv gesehen ist der Film natürlich großer Mist! Die Story ist
hanebüchen und voller Logiklöcher, dabei werden die typischen
Rollenklischees nicht nur erfüllt sondern förmlich zelebriert. Die
Darsteller sind durch die Bank eher mies und können nicht wirklich
überzeugen, allerdings hat es auch nicht den Eindruck als hätte man
dies beabsichtigt. Vielmehr sieht man den Sonnyboys an, dass sie
extrem viel Freude daran hatten, ihre eingefahrenen Rollen aus
damaliger Zeit gehörig zu demontieren. Dumm ist nur, dass dies nur
über einen begrenzten Zeitraum Spaß macht, denn spätestens ab der
Mitte der Handlung hat man sich daran sattgesehen, und wenn man
kein ausgesprochenes Faible für übertrieben schlechte Filme hat,
gibt es nur wenig Schauwerte, die den Otto-Normal-Gucker vor dem
Bildschirm halten.
Obwohl die britische Blu-ray offenbar eine rund 40 Sekunden längere
Laufzeit aufweist entsteht hier keineswegs der Eindruck, dass
tatsächlich die Zensurschere angesetzt wurde. Zahlreiche Tötungen
(Kopfschuss, Messer in den Schädel etc.) sind in aller Deutlichkeit
zu sehen, bewegen sich allerdings auf Fernsehniveau, wirken
erwartungsgemäß sehr billig und können ihre CGI-Herkunft nicht
verleugnen. Es ist schon ein kleines Wunder, dass ein Film, der für
das amerikanische Fernsehen produziert und dort ohne
Einschränkungen gezeigt wurde, bei der deutschen Blu-ray
Veröffentlichung ein rotes FSK-Siegel aufgedrückt bekommt und
nichtsdestotrotz nur geschnitten veröffentlicht wird. Andererseits
haben die amerikanischen Medien deutlich weniger Probleme mit
Gewaltdarstellungen als unsere Sittenwächter, während „nackte
Tatsachen“, wie sie hierzulande im Vorabendprogramm-Werbeblock zu
sehen sind, die amerikanischen Zensurscheren aufblitzen
lassen.
Bild:
Optisch kann "Dead 7" in gewisser Hinsicht überzeugen, ist
stilmittelbedingt allerdings zwiespältig zu betrachten – kurzum:
Der Film sieht genauso aus wie man es von einem solchen Streifen
erwartet. Die Schärfe bewegt sich auf gutem bis sehr gutem Niveau
und kann vor allem im Nahbereich mit einer schönen Detailfülle
punkten, allerdings kommt es immer wieder zu Fokussierungsfehlern
und Bewegungsunschärfe. Die Farben sind stark entsättigt und wirken
zum Teil grau-in-grau, wodurch zwar eine gewisse Endzeitstimmung
eingefangen wird, allerdings wird der Effekt szenenweise etwas zu
sehr übertrieben. Der Schwarzwert geht in Ordnung, hätte hie und da
aber etwas satter sein dürfen. Dafür wirkt das Bild sehr plastisch.
Helle Szenen zeigen sich glasklar und glattgebügelt, dunklere
Momente neigen hingegen etwas zur Rauschbildung.
Ton:
Auch die deutsche Tonspur kann nicht ganz überzeugen, fährt aber in
einigen Szenen eine nette Räumlichkeit auf. Die wenigen
Surroundeffekte wirken stellenweise etwas deplatziert, vermitteln
aber zumindest eine nette Räumlichkeit. Der Soundtrack passt gut
zum Film und setzt mitunter auf die Gesangstalente der
Hauptdarsteller, ohne dabei zu sehr ins Boygroup-Metier
abzurutschen. Der Bass wird ebenfalls lediglich von der Musik
gefordert, wobei sich diese erfreulich dezent im Hintergrund hält
und nie Gefahr läuft die Dialoge zu überlagern. Die deutsche
Synchronisation ist allerdings sehr mies und bewegt sich
stellenweise auf Softcore-Porno-Niveau, was allerdings irgendwie
zum Film passt und ihn noch ein Stückweit trashiger wirken lässt.
Erstaunlich ist, dass die deutsche Tonspur dem englischen Pendant
qualitativ etwas überlegen ist und graduell klarer und deutlicher
klingt. Die blöden Sprüche ala „Ich soll im Morgengrauen gehenkt
werden, vor dem Morgen graut mir schon“ runden die Sache noch ab
und machen diesen Film zu einer Trashperle und zu einem sicheren
Anwärter für die Tele5 „SchleFaZ“-Reihe.
Ausstattung:
Im Bonusmaterial finden sich, neben dem obligatorischen Trailer,
lediglich noch das Musikvideo „In The End“, gesungen von den
Hauptdarstellern Nick Carter, Howie Dorough, A.J. McLean, Chris
Kirkpatrick, Joey Fatone, Jeff Timmons und Erik-Michael Estrada.
Ansonsten hat die Disc leider nichts mehr zu bieten.
Fazit:
Der für das amerikanische Fernsehen produzierte Low-Budget-Streifen
sieht so aus und hört sich so an, wie man es von solchen Filmen
erwartet: Triste Farben mit anständiger Schärfe und guter
Plastizität, akustisch fehlerfrei aber unauffällig und leider sehr
mies synchronisiert. Im Bonussektor finden sich leider ebenfalls
keine nennenswerten Kaufanreize.
Der Film selbst ist ein im Grunde genommen genialer, aber sehr
trashiger Genrebeitrag, der in erster Linie durch seine Darsteller
und deren Fanbase lebt. Allerdings ist es fraglich ob das typische
Boygroup-Klientel an einem derartigen Film Spaß hat, was an dieser
Stelle ernsthaft bezweifelt wird. Fans von abgedrehten Trash-Perlen
können allerdings bedenkenlos zugreifen.