Geschrieben: 02 Juni 2022 09:42
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Film: 7/10
Bild: 7/10
Ton: 7/10
Bonus: 10/10
Einleitung:
Im Jahr 1989 ließ Mastermind Charles Band und seine
Produktionsfirma Full Moon zum ersten Mal die Puppen los. Seitdem
hat sich viel getan. Das PUPPET MASTER-Franchise blickt auf
inzwischen 13 Filme zurück, die – mal mehr mal weniger – gelungen
und beliebt waren und sind. Nachdem Wicked Vision bereits vor
einiger Zeit eine streng limitierte Sonderedition im Schrankkoffer
veröffentlich hatte, welche alle bisher offiziellen Filme der
Reihe, sowie diverse Goodies, enthielt, legt das Label nun die
Reihe erneut in Form einer limitierten und nummerierten Komplettbox
im stabilen Pappschuber auf. Auch hier sind alle elf bisherigen
Filme der Reihe ungekürzt und teilweise unrated oder in
Langfassungen enthalten, und auch hier finden wir ein 72-seitiges
Booklet, Sammelkarten und über 40 Stunden an Bonusmaterial,
bestehend aus Audiokommentaren, Interviews,
Hinter-den-Kulissen-Featurettes, Dokumentationen und vielem mehr.
Was die Reihe zu bieten hat und wie sich die technische Seite der 9
Blu-ray schlägt, klärt die nun folgende Rezension.
Film:
1939 entwickelt der Puppenmacher Andre Toulon (W. Hickey) ein
Elixier, mit dessen Hilfe er seine Puppen zum Leben erwecken kann.
Als die Nazis jedoch davon erfahren, muss er die Flucht ergreifen.
Diese spüren ihn allerdings auf und so kann Toulon die Puppen samt
Elixier gerade noch rechtzeitig in einem Hotel verstecken, ehe er
sich selbst das Leben nimmt, um das Geheimnis vor den Nazis zu
schützen. 1989 entdeckt jedoch der Forscher Neil Gallagher die
Utensilien des Puppenmeisters und will diese zu seinen Zwecken
einsetzen, um Unsterblichkeit zu erlangen. Die Puppen entwickeln
allerdings ein Eigenleben und verteidigen ihr Geheimnis bis zum Tod
…
Die Filme der Reihe genießen völlig zu Recht Kultstatus und bieten
ein buntes Potpourri an Spaß, Horror, Grusel und Gore – aber es
gibt auch dramatische Momente und sogar ein paar romantische
Augenblicke. Kurz gesagt: Hat man ein Faible für 1990er Jahre
Videothekenfilme, kommt man voll auf seine Kosten und es ist für
jeden etwas dabei.
Im Grunde genommen geht es in der gesamten Filmreihe mehr oder
weniger um die Jagd nach der Unsterblichkeit und den damit
verbundenen Vorteilen, sei es im Krieg, im Wirtschaftlichen oder
aus ganz persönlichen Gründen. Das Elixier des Puppenmachers Andre
Toulon ist es, welches den Puppen Leben einhaucht und das Geheimnis
wollen – je nach Film und Zeit – die Nazis, Forscher, irre
Wissenschaftler oder Industriemagnaten für sich und ihre Zwecke
gewinnen. Im späteren Verlauf der Reihe erfahren wir dann, dass es
sich bei Blade, Tunneler, Pinhead und Co. nicht einfach nur um
Puppen handelt, sondern Puppen, in denen die Seelen von Toulons
Freunden und Weggefährten verwahrt werden, was die ganze Geschichte
ein gutes Stückweit tragischer macht.
Natürlich kann eine Filmreihe, die sich über eine derart lange Zeit
entwickelt und so viele Episoden besitzt, nicht nur Höhepunkte
haben. Darüber hinaus hat sich auch der Charakter der Figuren
geändert. Waren sie anfangs noch mehr oder minder bösartig und
brutal, oder zumindest nicht gerade zimperlich, wenn es darum ging,
ihren Meister zu beschützen, wurden sie im Laufe der Filmreihe von
Schurken zu Helden, die sich auf die Seite der „Guten“ schlagen und
es sogar mit fiesen ägyptischen Göttern zu tun bekommen,
beziehungsweise gegen Nazis kämpfen. Natürlich schicken sowohl der
ägyptische Gott als auch die Nazis eigene Puppen in die Schlacht,
so dass wir im späteren Verlauf sogar noch mehr „Puppen-Power“ zu
sehen bekommen.
Qualitativ schwankt die Reihe natürlich auch ein wenig. So erinnert
beispielsweise „Curse of the Puppet Master“ mit den Halbstarken
Schlägern, dem Underdog-Helden, der Kleinstadtidylle und der
verrückten Wendung am Ende ein wenig an die klassischen Stephen
King Verfilmungen seiner Zeit. Der Back-to-Back produzierte
Zweiteiler „Puppet Master 4 & 5“ bringt nicht nur ägyptische
Gottheiten, Kampfroboter und Künstliche Intelligenz ins Spiel und
der ehemals düstere Grusel weicht mehr und mehr hellerleuchteter
Action. Auch der die Vorgeschichte erzählende Film „Retro Puppet
Master“ fällt ein wenig aus der Reihe, weil er zum einen
anachronistisch die Herkunft der „Macht“ den Puppen Leben
einzuhauchen erzählt und andererseits zurückhaltender und
familienfreundlicher inszeniert wurde, um ein neues Publikum zu
gewinnen. Leider wirkt der Film mit seinen, an Matrix-Agenten
erinnernden Mumien-Antagonisten, auch ein wenig arg
trashig.
Überflüssig ist hingegen der von Charles Band selbst inszenierte
„Puppet Master – The Legacy“, welcher eine dümmliche Rahmenhandlung
mit gerade einmal zwei Darstellern besitzt, und ansonsten aus
wiederverwendeten Szenen der vorherigen Filme zusammengeschnitten
wurde. Schon bei Filmen wie „Dollman vs. Demonic Toys“ kam diese
Art des Filmemachens zum Einsatz. Dort schnitt Charles Band
zahlreiche Szenen aus „Dollman“, „Demonic Toys“ und „Cosmo“
zusammen, erzählte aber zumindest in der zweiten Filmhälfte eine
neue Geschichte. Das Crossover „Puppet Master vs. Demonic Toys“ ist
übrigens NICHT in dieser Collection enthalten, weil es zum einen um
ein für den SyFy Channel produziertes Weihnachtsspecial handelt und
zum anderen kein Teil der offiziellen Reihe von Full Moon
darstellt. Das Nichtvorhandensein dieses Machwerks von 2004 ist
allerdings auch kein Manko.
Alles in allem bietet die Filmreihe abwechslungsreiche Unterhaltung
für Genrefreunde und bietet zudem das Komplett-Paket der Bandschen
Puppen-Filme ungekürzt und teilweise erstmals in HD in Deutschland
verfügbar (wenn man einmal von der ebenfalls von Wicked
veröffentlichten Ultimate Trunk Edition absieht).
Bild:
Das Bild sämtlicher in dieser Box enthaltenen Filme entspricht dem
Besten, was man mit aktueller Technik aus dem teilweise über 30
Jahre alten Material herausholen kann. Natürlich gibt es ein paar
Qualitätsschwankungen, da nicht nur das Alter, sondern auch das
Budget, die eingesetzte (Trick-)Technik und die von den jeweiligen
Regisseuren verwendeten Stilmittel leicht unterschiedlich waren,
allerdings schaut die Reihe alles in allem aus wie „aus einem Guß“.
Hiervon ausgenommen sind natürlich die teilweise exklusiv
vorliegenden Unrated- oder Langfassungen. Wenn hier Material
eingefügt wurde, dann sieht man das natürlich, nicht nur in der
Qualität, sondern auch im Bildformat. Dennoch ist es sehr löblich,
dass man diesen Schritt überhaupt unternommen hat, um dem Publikum
die längst mögliche und vollständige Filmfassung zu präsentieren.
Die Schärfe sämtlicher Filme bewegt sich auf einem anständigen
Niveau und bildet in Nahaufnahmen auch zahlreiche Kleinstdetails
sauber ab. Die Farben sind fantastisch und strahlen satt und
kräftig, bleiben dabei aber jederzeit überwiegend natürlich. Bei
den drei Prequel-Filme der Axis-Trilogie („Axis of Evil“, „Axix
Rising“ und „Axis Termination“) wurden die Discs von Studio Hamburg
verwendet.
Ton:
Die Tonqualität aller Filme ist gut bis sehr gut und klingt
ebenfalls frisch und sauber. Man sollte an dieser Stelle keine
allzu hohen Erwartungen in die Surround-Tonspuren setzen, da alle
Filme, insbesondere die ersten Acht, alles in allem recht
frontlastig ausgefallen sind. Zudem werden die deutschen Dialoge
stark priorisiert und der fantastische Soundtrack von Richard Band
und die Umgebungsgeräusche sind im direkten Verhältnis deutlich
zurückhaltender abgemischt. Das hat allerdings auch den Vorteil,
dass die Dialoge jederzeit glasklar verständlich sind. Zum
Soundtrack lässt sich indessen sagen, dass dieser, ebenso wie die
Filme, Kultstatus besitzt, und das Thema der Filmreihe sehr
eingängig und einprägsam ist. Der Soundtrack sorgt bei den späteren
Filmen dann auch für ein wenig Raumklang, da dieser sich natürlich
über alle angespielten Kanäle verteilt. Die Synchronisation ist
ebenfalls in fast allen Fällen gelungen, auch wenn die Figuren, die
anfangs noch mit ihren Originalnamen in den späteren Filmen
eingedeutscht wurden, wobei man die deutschen Namen dann auch
innerhalb der Reihe teilweise änderte. Die einzige Ausnahme sind
die neu gedrehten Szenen in „Puppet Master – The Legacy“. Diese
wurden hundsmiserabel von Piko Pictures in Elmenhorst nach einem
Dialogbuch und unter der Regie von Stephan Piko synchronisiert,
wobei sich Piko auch gleich ans Mikrofon setzte und die Hauptrolle
der Füllszenen einsprach. Die eingefügten Szenen hingegen liegen in
der Originalsynchronisation der jeweiligen Filme vor.
Bonus:
Puppet Master
- Intro von Charles Band (5:35
Minuten)
- Audiokommentar mit Produzent Charles Band und
Moderator Chris Gore
- Unrated-Version (89:56 Minuten)
- "No Strings Attached" - Making of Puppet Master
(7:11 Minuten)
- "Empire of the Full Moon" - Diskussionsrunde
mit Dr. Rolf Giesen, Dr. Gerd Naumann und Matthias Künnecke (52:39
Minuten)
- Originaltrailer (1:38 Minuten)
Puppet Master 2
- Intro von Charles Band (2:36 Minuten)
- Audiokommentar mit Produzent Charles
Band
- Videozone (21:38 Minuten)
- Killer Puppet Master Montage (1:52
Minuten)
- Puppet Master Actionfiguren Werbung (1997)
(1:30 Minuten)
- Behind-the-Scenes-Video (83:29 Minuten)
- Behind the Scenes of Puppet Master 2 (209:29
Minuten)
- Deutscher Trailer (2:19 Minuten)
- Originaltrailer (2:07 Minuten)
Puppet Master 3
- Audiokommentar mit Regisseur David DeCoteau und
Drehbuchautor C. Courtney Joyner
- Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen, Dr. Gerd
Naumann und Matthias Künnecke
- Videozone (25:20 Minuten)
- Hinter den Kulissen von Puppet Master 3 (186:24
Minuten)
- Legend of the Puppet Master (71:35
Minuten)
- Deutscher Trailer (1:54 Minuten)
- Originaltrailer (2:15 Minuten)
Puppet Master 4
- Audiokommentar mit Regisseur Jeff Burr
- Videozone (21:04 Minuten)
- Originaltrailer (1:45 Minuten)
- Puppet Master IV & V: Die Archive (5:00
Minuten)
Puppet Master 5:
- Audiokommentar mit Regisseur Jeff Burr und
Visual-Effects-Koordinator Chris Endicott
- Audiokommentar mit Regisseur Jeff Burr und
Filmemacher Damon Packard
- "One Eye on the Lense, one Hand up the Puppets"
- The Making of Puppet Master 4 und 5 (40:21 Minuten)
- Videozone (26:16 Minuten)
- Secret of the Puppet Master (7:37
Minuten)
- Puppet Master 5 - Hinter den Kulissen mit David
Allen (5:14 Minuten)
- Originaltrailer (1:48 Minuten)
Curse of the Puppet Master
- Audiokommentar mit Regisseur David
DeCoteau
- Videozone (19:35 Minuten)
- Deutscher Trailer (1:47 Minuten)
- Originaltrailer (1:47 Minuten)
- Hinter den Kulissen von Retro Puppet Master -
Extended Version (387:25 Minuten)
Retro Puppet Master
- Audiokommentar mit Regisseur David DeCoteau und
Darsteller Greg Sestero
- Europäische Langfassung (94:00 Min./Deutsch
& Englisch DD 2.0.)
- "Hinter den Kulissen" mit optionalem
Regiekommentar (125:51 Minuten)
- Deutscher Trailer (1:37 Minuten)
- Originaltrailer (1:33 Minuten)
Puppet Master – The Legacy
- Deutscher Trailer (1:23 Minuten)
- Originaltrailer (1:26 Minuten)
- Exportfassung (75:48 Min./Deutsch &
Englisch DD 2.0)
<u><b>Puppet Master: Axis of
Evil</b></u>
- Making of (75:19 Minuten)
- Originaltrailer (2:05 Minuten)
- Trailershow
Puppet Master: Axis Rising
- Making of (75:19 Minuten)
- Originaltrailer (2:05 Minuten)
- Trailershow
Puppet Master: Axis Termination
- Making of (75:19 Minuten)
- Originaltrailer (2:05 Minuten)
- Trailershow
Das Bonusmaterial dieser fantastischen Box lässt die Fanherzen
höher schlagen und treibt die Freudentränen in die Augen der
interessierten Zuschauer. Bei den ersten sieben Filmen bekommen wir
jeweils mindestens einen Audiokommentar zu hören, teilweise sogar
exklusiv produziert und in deutscher Sprache. Sehr sehenswert ist
auch die exklusive Experten-Diskussionsrunde zu Full Moon im
Allgemeinen, welche sich auf der Disc mit dem ersten Film befindet.
Die englischen Features wurden – mit Ausnahme der Trailer –
sämtlich optional deutsch untertitelt, und sofern vorhanden wurden
längere Fassungen der jeweiligen Filme im Bonusmaterial
untergebracht. Darüber hinaus bekommen wir die kultigen
Videozone-Beiträge (auch hier teilweise in deutscher Sprache,
ansonsten untertitelt), ausführliches, teilweise deutschsprachiges
„Hinter den Kulissen“- und umfangreiches Werbematerial und sogar
ein paar „handfeste“ Goodies zum Anfassen, wie man im Video (siehe
oben) zu sehen bekommt. Die letzten drei Filme, also die sogenannte
Axis-Trilogie, fällt in puncto Bonusmaterial ein wenig ab. Hierbei
handelt es sich um die bereits einzeln erhältlichen Scheiben von
Studio Hamburg, aber da diese qualitativ auf der Höhe waren, spielt
das wohl keine Rolle. Schön ist allerdings, dass man nun alles im
einheitlichen Look in einer Box verstaut hat, und sogar an den
kommenden Film „Blade: The Iron Cross“ wurde gedacht, denn hierfür
wurde extra ein Platzhalter integriert.
Fazit:
Was für eine Box! Wer die Filme der Puppet Master Reihe mag, kommt
hier voll und ganz auf seine Kosten. Alle bisher erschienenen
offiziellen Filme der Reihe in bestmöglicher Bild- und Tonqualität
vereint, dazu massenhaft Bonusmaterial, welches keine Wünsche
offenlässt – für Sammler und Freunde der Reihe ist diese
Veröffentlichung ein Must-Have, vorausgesetzt natürlich, man hat
nicht bereits die Trunk-Edition in der Sammlung. Für alle anderen
heißt es: zugreifen, solange noch welche da sind, denn auch diese
Edition ist limitiert und nummeriert.
Die Filmreihe selbst bietet perfekte Unterhaltung für Freunde von
1990er-Jahre-Videothekenfilmen. Andre Toulons Puppen Blade, Jester,
Pinhead, Tunneler, Six-Shooter und Co. sind längst Kult, und auch
wenn die inhaltliche und inszenatorische Qualität der einzelnen
Filme ein wenig schwankt, gibt es doch keine echten Aussetzer, und
Langeweile kommt auch nicht auf. Ein echtes Fest für
Fans.