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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Story:
8/10
Bild:
7/10
Ton:
9/10
Ausstattung:
7/10
Einleitung:
Vom glitzernden Vampir zum dunklen
„Fledermaus-Mann“ – die Transformation des Hauptdarstellers Robert
Pattinson vom Teenieschwarm zum ernstzunehmenden Schauspieler ging
über viele Stationen, in denen der einstige Sonnyboy beweisen
konnte, dass er mehr draufhatte als nur zu glitzern. Nun steckt der
smarte Brite in der Rolle des dunklen Ritters von Gotham und tritt
damit in große Fußstapfen. Ob er diese ausfüllen kann, und was Matt
Reeves Version der beliebten Comic-Kultfigur sonst noch zu bieten
hat, klärt die nun folgende Rezension, in welcher natürlich auch
die technischen Aspekte der Blu-ray Disc aus dem Hause Warner Home
Video unter die Lupe genommen werden sollen.
Film:
Seit knapp zwei Jahren ist der
Millionär Bruce Wayne (R. Pattinson) nun schon dabei in seiner
Heimatstadt Gotham City als dunkler Rächer Batman das Verbrechen zu
bekämpfen. Allerdings sind unter dem Einfluss von Commissioner Pete
Savage (A. Ferns), Bürgermeister Mitchell (R. Penry-Jones) und dem
Verbrecherboss Carmine Falcone (J. Turturro) und dessen rechter
Hand Oswald Cobblepot (C. Farrell), Kriminalität und Korruption Tür
und Tor geöffnet. Als Mitchell jedoch von dem rätselhaften
Psychopathen „Riddler“ (P. Dano) brutal ermordet wird, wandeln sich
die Dinge im Handumdrehen. Während der Riddler seinen
blutigen Rachefeldzug durch die Stadt beginnt, erkennt er in sich
und Batman verwandte Seelen auf den gegenüber liegenden Seiten von
Recht und Ordnung und hinterlässt dem Verbrecherjäger allerlei
Rätsel an den Tatorten, die nach und nach ein finsteres Geheimnis
aufdecken, welches auch die Wayne-Familie in einem ganz anderen
Licht erscheinen lässt. Gemeinsam mit Lieutenant James Gordon (J.
Wright) und der gewiefte Diebin Selina Kyle (Z. Kravitz), die
ebenfalls ein dunkles Geheimnis hütet, versucht Batman den Ridder
zur Strecke zu bringen …
Ja, es sind große Fußstapfen, in die
Robert Pattinson hier tritt, erst Recht wenn man bedenkt, dass nach
Christian Bale in Christopher Nolans „The Dark Knight“-Trilogie
auch noch Ben Affleck ein viel zu kurzes und – seien wir ehrlich –
phantastisches Intermezzo als Batman gegeben hat, welches viele
Fans gerne noch weiter verfolgt hätten – zumal das Ende von „Zack
Snyders Justice League“ große Ereignisse angeteasert hatten. Nun
aber steht erst einmal Matt Reeves mit „The Batman“ in den
Startlöchern, und wer die Filme von Reeves kennt, der wird schon
ahnen, dass es hier weder lustig noch gemütlich und keineswegs
fröhlich zugehen wird.
Reeves gelingt mit „The Batman“ die
unfassbare Symbiose aus Realitätsnähe und Comictreue. Zum einen ist
„The Batman“ realistischer als alle vorherigen Filme über den
dunklen Ritter – die Christopher Nolan „Dark Knight“-Trilogie
eingeschlossen – und zum anderen fühlt sich der Film dennoch wie
eine werkgetreue Comicverfilmung an, vorausgesetzt, man weiß welche
Comics adaptiert wurden. Im Grunde genommen ist Batman schließlich
kein Superheld oder gar Vigilant, sondern ein Detektiv, der mit
Mitteln arbeitet, die der Polizei nicht möglich nicht. Nicht
umsonst spricht der berühmte Ra’s al Ghul den Mitternachtsdetektiv
in den Comics und der legendären Zeichentrickserie fast
ausschließlich mit „Detektiv“ an. Ja, natürlich schlägt er
auch zu, aber letztendlich ist er in erster Linie der perfekte
Ermittler. Und genau daran orientiert sich auch der
vorliegende Film, ebenso wie an den düsteren und pessimistischen
Werken der 1990er Jahre. Als Grundgerüst diente offenbar eine
Mischung aus Frank Millers „Year One“ und Jeph Loebs „The Long
Halloween“, wobei der Film zahlreiche eigene Ideen mitbringt und
somit etwas völlig Neues erschafft, was sich aber perfekt in das
Geschehen eingliedert. Dabei ist „The Batman“ kein Superheldenfilm,
sondern eine Mystery-Serienmörder-Polit-Thriller.
Reeves zeigt uns einen Batman, der
noch ganz am Anfang seiner Karriere steht, allerdings verzichtet er
dankenswerter Weise auf eine weitere Origin-Story, zumal diese auch
eigentlich niemand benötigt. Er sagt einfach: „Leute, ihr wisst:
Die Eltern von Bruce wurden ermordet, und er hat nach einer
intensiven Ausbildung das Fledermaus-Kostüm übergestreift und tritt
den bösen Burschen von Gotham in den Hintern.“ Und ja, genau das
macht Pattinson auch – und er macht dabei eine perfekte Figur. Er
erscheint aus dem Schatten, versetzt die Unterwelt in Angst und
Schrecken, und prügelt die ***** aus ihnen heraus, dass es nur so
raucht. Dieser Batman ist brutal, er ist kalt und er ist ungestüm.
Allerdings ist er auch ein perfekter Analyst und kühler Stratege.
So taucht er wie aus dem Nichts am Tatort eines Verbrechens auf und
arbeitet Seite an Seite mit dem noch jungen Lieutenant James Gordon
zusammen, was manchem Polizisten zwar ein Dorn im Auge ist, aber
man lässt ihn gewähren. Immerhin sprechen die Erfolge für sich.
Hier könnte man sich zwar fragen, warum dies geduldet wird, aber
wollen wir das wirklich wissen, oder genießen wir lieber die
Atmosphäre, die Spannung und all das, was sich so sehr nach Batman
anfühlt, wie kaum ein Film zuvor es getan hat?
Nun ist ein Held bekanntermaßen nur
so gut wie sein Gegner, und als Gegner fiel die Wahl diesmal auf
den Riddler, jenen geheimnisvollen Superverbrecher, der Batman mit
Rätseln und Fallen seit 1948 auf Trab hält, und gerade durch die
„Arkham“-Spielereihe auch bei den Fans ein hohes Ansehen genießt.
Manch einer mag noch die albernen Eskapaden des „Rätselknackers“
aus der TV-Serie oder gar Jim Carreys kunterbunte Clownerei in
„Batman Forever“ im Hinterkopf haben, aber diese Ausfälle sind
rasch vergessen. Hier tritt der Riddler als hochintelligenter aber
auch zumindest teilweise wahnsinniger Serienmörder in Erscheinung,
der am Tatort Hinweise auf seine nächsten Opfer hinterlässt und
dabei dreckige Geheimnisse aus Gothams Vergangenheit zu Tage
fördert, welche die großen Familien in einem ganz anderen Licht
erscheinen lassen. Mit Paul Danno wurde zudem ein fähiger
Darsteller gefunden, der die innere Zerrissenheit des Charakters
perfekt einfängt, und dass, obwohl er überwiegend maskiert auftritt
und seine Mimik nicht zu sehen ist. Erst nach der Gefangenname
zeigt sich das wahre Talent, und wenn die Beweggründe des
mysteriösen Schurken offenbart werden, mag man sich fast schon ein
wenig auf seine Seite schlagen. Hier liegt auch eine weitere Stärke
des Films, denn statt die Schurken Schablonenhaft darzustellen,
lässt Matt Reeves haufenweise Spielraum für Interpretationen und
Einstufungen. Niemand ist hier gut oder böse, sondern allenfalls
auf seinen Vorteil bedacht oder schlicht und ergreifend
rachsüchtig, und das aus gutem Grund.
Neben dem Hauptantagonisten bekommen
wir noch weitere bekannte Figuren aus dem umfangreichen
Batman-Universum zu sehen, wie etwa Oswald Cobblepot, den
„Pinguin“, der hier nach der Serie „Gotham“ wieder ein wenig
anders, aber nicht minder fies interpretiert wird. Gespielt wird
der Pinguin von Colin Farrell, der unter seiner fantastischen Maske
kaum wiederzuerkennen ist. Des Weiteren bekommen wir auch erstmal
einen größeren Auftritt von Carmine „der Römer“ Falcone (John
Turturro) zu sehen, jenem Mafiaboss, der gerade eingefleischten
Batman-Fans ein Begriff sein sollte. Und zu guter Letzt bekommt
auch Selina Kyle, alias Catwoman, ihren neuen Einstand und wird von
Zoe Kravitz nahezu perfekt interpretiert, ohne dass es albern,
übertrieben oder gar comicartig wirken würde. Dennoch ist die Figur
nah an den Comics angelehnt – großartig! Erfreulicherweise gelingt
es, trotz dem immensen Einsatz von Figuren, dass der Film in dieser
Hinsicht zu keiner Zeit überladen anfühlt. Trotzdem wirkt der Film
ein wenig zu lang. Mit annähernd drei Stunden Laufzeit ist er das
wohl auch. Man möchte sich zwar gar nicht an den Bildern sattsehen,
aber die permanente Anspannung, die pessimistische Grundstimmung
und das völlige Fehlen von Humor oder Lichtblicken, macht den Film
auch zu einer Geduldsprobe, die mitunter an den Nerven
zehrt.
Bildqualität:
Das (künstlich) Feinkörnige Bild
liegt im Ansichtsverhältnis von 2,39:1 vor und wurde mit
zahlreichen Stilmitteln bearbeitet, um den besonderen Look zu
erhalten, den wir hier gezeigt bekommen. Passend zum Film ist der
gesamte Film sehr düster und trist gehalten, weshalb es sich
empfiehlt, das Heimkino komplett abzudunkeln. Andernfalls ist es
möglich, dass man in den dunkelsten Szenen nichts erkennt. Leider
ist das Bild objektiv betrachtet nicht ganz optimal, zumindest
erreicht es nicht die Werte, die man von einem aktuellen Film
dieses Kalibers erwarten würde – Stilmittel hin oder her. Die
Schärfe ist beispielsweise nicht immer ganz optimal und bildet nur
selten Kleinstdetails ab, nicht einmal in Nahaufnahmen. Alles
schaut stets ein kleinwenig weichgezeichnet aus. Die Farben sind
sehr zurückhaltend und stellenweise schon fast Schwarz-Weiß,
allerdings gibt es immer wieder mal „Lichtblicke“. Grundsätzlich
wirkt das Bild farblich aber stellenweise kränklich und zuweilen
sehr erdig eingefärbt. Das passt zwar perfekt zum Film, ist aber,
wie bereits gesagt, objektiv betrachtet nicht ganz optimal. Das
gleiche gilt für den Kontrast, der zu sehr ins dunkle tendiert,
wodurch das Bild mitunter etwas flach wirkt. Der Schwarzwert ist
hingegen auch nicht immer optimal, sondern wird als sehr dunkles
Grün oder dunkelstes Grau wiedergegeben. Die Durchzeichnung ist
leider auch nicht immer optimal und dunkle Flächen verschlucken
zusätzlich Details. Obendrein gibt es leider auch ein paar dezente
und seltene Blockartefakte in dunklen Bereichen, wenn plötzlich
Lichtquellen die Nacht durchbrechen.
Tonqualität:
Akustisch liefert die Blu-ray Disc
aus dem Hause Warner dafür erstklassig ab. Sowohl die deutsche
Synchronfassung als auch der englische Originalton liegen in Dolby
Atmos (mit Dolby TrueHD 7.1 Kern) vor. Gleich zu Anfang bekommen
wir auch zu hören, wie gut sich eine hochwertige Tonspur wie diese
anhören kann – und diese „Audio-Highlights“ verteilen sich quasi
über den ganzen Film. Zum einen regnet es nahezu permanent, und
dies wird auch akustisch wiedergegeben, ohne dass man dabei das
Gefühl bekommt, man würde undifferenzierten Regensound aus der
Konserve um die Ohren geblasen bekommen. Jeder Tropfen klingt
authentisch und die „Dauerberieselung“ wechselt je nach Quelle und
Intensivität. Nun ist der Regen aber bei weitem nicht das Einzige
was wir von oben zu hören bekommen: Helikopter,
Maschinengewehrschüsse, Explosionen und natürlich Musik –
insbesondere während des Besuchs in der Iceberge Lounge – wechseln
sich ab und sorgen für ein großartiges Klangerlebnis. Die
Actionszenen sind zwar etwas rar gesät, aber dafür sorgen sie für
ausgesprochen intensive Momente. Insbesondere der Auftritt des
Batmobils lässt den Subwoofer nahezu explodieren (hier kommen
Erinnerungen an den ersten Auftritt des Batwing in „The Dark Knight
Rises“ auf) und so manche Explosion wird bei den Nachbarn für
besorgte Blicke sorgen. Derweil sind die Dialoge, die fast
ausschließlich geflüstert werden, jederzeit glasklar und deutlich
verständlich. Einziges Manko ist mal wieder, dass man die Regler
hochdrehen muss, um überhaupt etwas zu verstehen, denn der Ton ist
recht leise auf die Disc gepresst worden. Die deutsche
Synchronfassung entstand nach einem Dialogbuch von Klaus Bickert
unter der Regie von Stefan Friedrich bei der Interopa Film GmbH in
Berlin und setzt auf großartige Sprecher wie Johannes Raspe über
Robert Pattinson, Timmo Niesner über Paul Dano, Alice Bauer über
Zoe Kravitz und Oliver Siebeck über Jeffrey Wright. Auch die
übrigen bekannten Gesichter erhielten ihre Stammsprecher – so ist
über John Turturro Dialogregisseur Stefan Friedrich selbst zu hören
und auch wenn man Colin Farrell in der Maske des Pinguins kaum
erkennt, hört er sich dank Florian Halm vertraut an.
.
Ausstattung:
Das Bonusmaterial wurde komplett auf
einer Bonus-Blu-ray Disc untergebracht und besteht aus
interessanten Features, welche sich zum einen mit den Figuren und
dessen Darstellern auseinandersetzen, und andererseits die
Produktion und den Entstehungsprozess portraitieren. Dabei liegt
ein Augenmerk der einzelnen Clips, die eine Gesamtlaufzeit von rund
zwei Stunden aufweisen, auf der fantastischen Arbeit der
Maskenbildner, ein weiterer auf den Kostümbildnern und ganz
allgemein bekommen wir in den umfangreichen und aussagekräftigen
Boni einen kompletten Blick hinter die Kulissen geboten, der uns
jeden Aspekt der Produktion ein bisschen näherbringt. Dabei wird
zwar auch hin und wieder ein wenig die Werbetrommel gerührt, aber
im Großen und Ganzen ist das Material in erster Linie informativ
und unterhaltsam.
Fazit:
„The Batman“ ist eine Comicadaption,
die sich viele Fans vermutlich lange gewünscht haben – Dreckig,
düster, knallhart und todernst. Der dunkle Ritter macht eine
ausgezeichnete Figur und darf erstmals zweigen, warum man ihn auch
den „Mitternachtsdetektiv“ nennt. Mit dem Riddler erscheint zudem
ein Schurke auf der Bildfläche, der den Intellekt des noch jungen
Helden voll und ganz fordert. Regisseur Matt Reeves gelingt die
unglaubliche Symbiose aus Werkstreue und Realitätsnähe – und das
besser als jemals zuvor. Trotzdem ist die Inszenierung, obwohl sehr
spannend, ein wenig ermüdend und schlichtweg zu lang
geraten.
Technisch sticht vor allem die
grandiose Sounduntermalung hervor, während das Bild leider nicht
ganz die Klasse die einer aktuellen Blockbuster-Blu-ray Disc
erreicht – was zum Teil selbst verschuldet ist, da man auf diverse
Stilmittel setzt, die dem Film zwar einen unvergleichlichen Look
verleihen, im Umkehrschluss aber nur gutklassige Technikwerte
zulassen. Das Bonusmaterial rundet die Veröffentlichung ab und
erlaubt einen tiefen Einblick in die Produktion.