Das 3D- Filmarchive ist wirklich "die" TOP-Adresse sich aus erster
Hand eingehender in die Geschichte des 3D-Kinos und dabei nicht
zuletzt der Filme der ersten großen 3D-Welle im Kino in den Jahren
1953-55 einzulesen.
Bei den so genannten Film-Klassikern (egal ob in 2D oder 3D) ist
natürlich auch längst nicht alles wirklich Gold. Die immer mit viel
Liebe erstellten Restaurationen des 3D-Filmarchives sind aber
zumindest in Teilen auch unter dem Aspekt der filmgeschichtlichen
Bedeutung und des Bewahrens des Filmerbes mit zu bewerten. Ob man
etwa Robot Monster oder The Mask nun unbedingt in der heimischen
3D-Kollektion haben muss, das kann letztlich jeder nur für sich
entscheiden. Interessant sind in jedem Fall die beiden tiefe
Einblicke vermittelnden 3D-Rarities Vol. 1 & Vol. 2. Als
Restaurationprojekt würde ich mir z.B. Jack Arnolds The Glass Web
(1953) wünschen, der selbst in den USA nicht mehr in 3D, sondern
nur noch in 2D herauskam und meines Wissens bislang auch in
Deutschland weder im Kino noch im TV zu sehen war.
Die Online-Präsenz macht aber inzwischen auch einen etwas
lethargischen Eindruck, sie scheint offenbar seit vergangenem Jahr
nicht mehr aktualisiert worden zu sein. Hoffentlich ist das kein
schlechtes Zeichen.
Zu den in jedem Fall sehenswerten 3D-Filmklassiker zählen House of
Wax * Das Kabinett des Professor Bondi und die beiden Jack Arnold
Filme It came from outer Space * Gefahr aus dem Weltall und
Creature from the Black Lagoon * Der Schrecken vom Amazonas, die
übrigens sämtlich auch in hiesigen deutschen Ausgaben erhältlich
sind. Dabei handelt es sich auch jeweils um echte 3D-Blurays (!)
und keine dieser technisch nur problematischen Editionen auf DVD
und BD in Kombi mit den farbigen Anaglyphen-Brillen. Das dabei
zwangsläufig keine stimmigen Farben resultieren können, kann man
sich ja leicht selbst überlegen, auch ohne großartig in die
Farbenlehre eintauchen zu müssen. Traditionell war Anaglyphen-3D
ausschließlich für schwarzweiße 3D-Bilder gedacht.
In den USA seit 1937 und insbesondere während der ersten 3D-Welle
wurde zuerst generell mit den erwähnten transparenten
Polarisationsbrillen gearbeitet, da damit 3D sowohl in Schwarzweiß
als auch in tadellosen Farben erfasst werden kann. Ein üblicher
2D-Film wurde aktweise, von Rolle zu Rolle, mit Hilfe beider im
damaligen Kino üblichen Projektoren im Wechsel (mittels
Überblenden) vorgeführt. Für 3D benötigte man beide Projektoren
permanent, um die für den gewollten Raumeffekt benötigten
parallelen Teilbilder für das rechte und linke Auge zu erhalten.
Dafür wurden die beiden Maschinen mechanisch bildsynchron
geschaltet und mit zwei (!) entsprechend speziellen Kopien
beschickt (Zweibandtechnik). Was sich hier erst einmal relativ
einfach liest, war in der Praxis durchaus sehr störanfällig und
brachte sowohl die Zuschauer wie auch die Vorführer mitunter zum
Verzweifeln. Bereits die damit verbundene Tatsache, dass jede
3D-Kopie gegenüber der entsprechenden in 2D über doppelt so viele
Rollen umfasste, deutet bereits den damit im damaligen Kinoalltag
verbunden Aufwand an. Auch dazu finden sich übrigens sorgfältig
recherchierte, wertvolle Infos auf der Seite des
3D-Filmarchivs.
Wer zum Thema gern auch in Deutsch lesen will, findet dazu einiges
auf
Cinemusic.de, wo
beispielsweise auch
Gefahr aus dem Weltall &
Kabinett des Prof. Bondi eingehend vorgestellt worden
sind. Wer wirklich edles klassisches 3D-Kino erleben möchte dem sei
zum Einstieg Gefahr aus dem Weltall besonders ans Herz gelegt, den
das 3D-Filmarchiv vorzüglich restauriert hat und der auch noch für
sehr kleines Geld erhältlich ist. Das ist zwar ein kleiner, aber
absolut feiner Film, der zudem von den seinerzeit (seit Herbst
1952) aufwändigen Cinerama-Präsentationen mit ihrem
7-Kanal-Magnetstereoton beeinflusst war und daher (nur in den USA!)
im Uraufführungsjahr 1953 bereits über 3-Kanal-Stereoton verfügte.
Diese auch heutzutage immer noch sehr eindrucksvolle (englische)
Stereotonfassung ist übrigens auf der hiesigen 3D-Bluray mit
enthalten!
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@sammler3000: "Die "Pop Outs" wurden zum
Beispiel von Disney weitgehend unterdrückt, weil dies ja die Kinder
erschrecken könnte (Schadenersatzklagen)." Ist das wirklich
eindeutig belegbar oder ist das nicht vielmehr eines von vielen
eher zweifelhaften kursierenden Online-Gerüchten? Sorry, aber für
mich erscheint das allein schon deswegen ziemlich dubios, weil man
jawohl selbst in den USA wohl kaum vor Gericht ziehen kann weil man
sich im Kino beim Horrorfilm etc. erschreckt hat. Da müsste wohl
selbst das Schwurgericht Mühe haben noch ernst zu bleiben. Dass der
Zuschauer insbesondere ins Horrorkino (mit oder ohne 3D) ja gerade
geht, weil er die natürlich werbewirksam formulierten Warnungen der
Produzenten (etwa zu The Maze) bewusst in den Wind schlägt, liegt
doch auf der Hand.
Auch "Bei den alten Filmen wurden die "Pop Outs" meist gezielt
eingesetzt, um das Publikum zu erschrecken" kann man derart
verallgemeinernd keinesfalls sagen, das gilt eher für einzelne
Splattereffekte im modernen Horrorfilm, etwa bei SAW 7 oder Final
Destination 4 & 5.... Die Pop-Out-Effekte sollten und sollen
(damals wie heute) in erster Linie ein drolliger Gag sein, der
zugleich dazu dient die 3D-Illusion zu verstärken. Funktionieren
tut das aber nur dann, wenn die Effekte auch mit Überlegung in die
Handlung integriert sind und auch technisch gut umgesetzt sind.
Sehr gelungen ist das übrigens gerade für die Kiddis in den gut
gemachten Animationsfilmen Ben Stassens, z.B. Sammys Abenteuer und
in ganz besonderem Maße bei Das magische Haus. Eine handvoll
wirklich gut gemachter Pop-Outs gehören für meinen Geschmack zu
jedem feinen 3D-Film mit hinzu, sollten also sein. In den mir
derzeit bekannten 3D-Filmen der 50er ist die Häufigkeit von
Pop-outs übrigens viel kleiner als dazu mitunter behauptet
wird.
"Und bevor es brauchbares 3D ohne Brille gibt, wird wohl eher die
Holographie für den Hausgebrauch erfunden... (grins)." Alle
bisherigen Versuche hier etwas qualitativ vergleichbares zur
hochwertige Resultate liefernden Polfiltertechnik mit Brille zu
entwickeln sind meines Wissens alle im Sande verlaufen. Der erste
entsprechende 3D-Fernsehr war ja bereits in Tests jawohl eine reine
Enttäuschung. Wie überzeugend dazu letztlich die nachzulesenden
frühen Kino-Experimente mit speziell gebauten Sälen, etwa in der
Sowjetunion, wirklich ausgesehen haben, das ist so erst einmal kaum
zu beurteilen. Wie auch immer, die beiden Halbbilder für das linke
und rechte Auge müssen irgendwie sauber voneinander getrennt dem
jeweiligen Auge zugeführt werden und da ist "ohne Brille" nicht
einfach zwangsläufig besser als die etablierten (modernen)
Techniken, inkl. der Shuttertechnik.
Es wird letztlich immer einen kleinen Prozentsatz an Kinobesuchern
geben, die selbst wenn die Technik einwandfrei arbeitet (!) mit 3D
ihre Probleme haben oder auch mit 3D einfach nichts anfangen können
(ist wie Anderes ja auch Geschmackssache) und von entsprechenden
Kinobesuchen besser Abstand nehmen. Ansonsten empfinde ich dieses
Herumnörgeln diverser Zeitgenossen wegen der Brillen eher
völlig unsachlich und daher peinlich: denn wen stört es denn
wirklich, dass man mit aufgesetzter 3D-Brille im Kinosaal angeblich
aussieht wie "Puck die Stubenfliege"?