So ich bin zurück und das wird KEIN geschönter Text werden. Wer
wirklich gar nichts wissen will, soll hier bitte aufhören. Die
heftigen Sachen werde ich in Spoiler setzen oder ganz umschreiben.
Besonders die letzten 20 Minuten, weil die werden wieder alle Fans
spalten. Ihr seid gewarnt.
So, wer mich in diesem Thread verfolgt hat, weiß das ich dem
Projekt sehr skeptisch gegenüberstand. Grad meine älteren Beiträge
beweisen dies. Warum? Naja weil es offensichtlich ist. Ein
Alien 5, nach nach dem
vierten
Teil anno 1997, war 15 Jahre in der Produktionshölle und
wurde dann wegen den Prequels erst mal ganz verworfen. Da die
Prequels und besonders
Covenant nicht gut ankamen,
durfte Scott seine Trilogie zudem nicht beenden. Dann kam noch der
Kauf von Disney hinzu und umso erstaunter war ich, das so schnell
nach dem Kauf überhaupt ein Projekt angekündigt wurde.
Dementsprechend skeptisch war ich.
Erst mit Alvarez, dessen
Evil Dead Remake eins der
besten Remakes alles Zeiten ist und auch dem ersten Teaser Trailer
wurde ich hellhörig. Und bei diesem Teaser hatten wir ja schon das
Problem des Blutes. Im Laufe des Marketingkampagne wurde aber aus
alle Rohren gefeuert und mit der kurzfristigen Entscheidung mich in
einen vollen Preview Saal zu setzen beweist, das auch mich die
Kampagne am Ende irgendwie bekommen hat. Und ja mir war durch die
Trailer bewusst, das es ein Legacy Sequel wird und ich den Cast
schon verteufeln werde. Trotzdem stimmte der Rest...
... joar und der kann leider nicht den Film tragen. Fangen wir mit
den Sachen an, die ihr in jeder Kritik zu hören bekommt und die
allgemein als positiv aufgenommen wird. Die Sets und praktischen
Effekte sind top. Ja natürlich strotzt das Ding in jedem Bühnenbau
vor Eastereggs und Member Berries. Fängt schon in der aller erste
Szene am Tisch an. Ich sag mal so: es ist bis zu einem bestimmten
Punkt nett und es passt besser als ein Prometheus vom World
Building her. Wir erinnern uns das in
Prometheus
als Prequel lange vor
Alien, die den
Ober-High-Tech Kram hatten, während wir in
Alien
der Jahre später spielt, eben nicht mehr Flatscreens und Hologramme
und den ganzen Shit hatten. Mit ein Grund warum Prometheus
durchfiel. Das hat Alvarez gefixt. Der Film spielt genau 20 Jahre
nach Alien und Look und Feel sind wie
Alien oder
eben
Aliens. Dreckig, maschinell, praktisch. Hebel
anstatt Touchscreens. Abgeranzte Kosmonautenanzüge anstatt
Edel-Weltraum-Luxus-Klamotten. Ihr wisst was ich meine. Hier spielt
der Film seine Stärke aus. LEIDER wird man durch die Sets
durchgeschleift als ob es kein Morgen mehr gibt. 119 Minuten und
trotzdem kann ich mich nicht erinnern das wir auch nur ein Set,
einen Raum oder irgendwas doppelt besuchen. Warum das schlecht ist?
Weil so das Pacing nicht passt und man keinen Ankerpunkt hat. Wir
haben damals so viel Zeit auf der Nostromo, ebenfalls mit den
vielen verschiedenen Räumen, verbracht und trotzdem gab es
Ankerpunkte an den immer wieder zurück gekommen wurde. Und das hat
einen Wiedererkennungswert gegeben. Hier wird durch
Kommandobrücken, Cryokammern, Laboratorien, irgendwelchen
0815-Gängen und Aufzügen durchgerusht, das es einfach keinen Spaß
machte. Selbst in
Aliens mit dem riesen Komplex
hatten wir eine Kommandozentrale und einen Rückzugsort. Hier haben
wir eine riesige Raumstation aus der viel zu wenig gemacht wird.
Alleine schon die Idee der zwei Teile. Und was sehen wir am Ende
davon oder ist wirklich relevant? Eben.
Dann zum Cast. Vollkommen belanglos und austauschbar. Klar ist das
alles Kanonenfutter aber das war die Crew aus
Alien auch. Oder die Marines aus
Aliens. Oder die Gefangenen aus
Alien³. Oder die Bounty-Hunter aus
Alien
4. Und trotzdem hat man da noch jeweils vernünftige
Schauspieler gecastet, die nicht frisch von der Schule kommen. Der
Cast hier passt in einen Teenie-Slasher-Film, aber nicht in ein
Weltraum-Kolonisten-Setting. Hier habe ich niemandem abgenommen,
das er auch nur im entferntesten da rein passt. Und dem einzigen
dem sie dann auch noch eine Charakterentwicklung und etwas
Storyentfaltung geben ist Andy der Android. Alle anderen, inklusive
austauschbares Mädchen Nr. 1 in Ripley Gedächtniskleidung sind
vollkommen belanglos. Und ja natürlich kommt da direkt das Gefühl
hoch, das mehr Wert auf einen diversen Cast gelegt wurde, denn auf
ein Drehbuch was auch nur ein bissl was mit diesem Cast anzufangen
weiß. Und das mit
The Message kommt auch nicht von
ungefähr. Anfangs haben sie es wirklich übertrieben. Hier mal in
nem leichten Spoiler bzgl.
The Message:
SPOILER! Inhalt
einblenden
Wenn man einmal erwähnt das Androiden wichtig
sind und menschlich sein sollen okay. Wenn das aber in einer
10-Minuten Zeitspanne dreimal runtergebetet wird, damit auch der
unaufmerksame Zuschauer in der letzten Reihe links versteht, das
alles und jeder geachtet werden soll, egal wie künstlich er/sie/es
ist, dann ist das schon wieder mit der Keule
eingehämmert.
Fairerweise: nach diesen besagten 10 Minuten haben sie sich damit
dann zum Glück zurück gehalten. Aber es zeigt auch da, das das
Drehbuch auf die falschen Dinge wert gelegt hat. Womit wir zu einem
Member Berry kommen, mit dem ich dann nicht mehr einverstanden bin.
Member Berries subtil zu bringen okay. Aber nur da wo sie Mehrwert
schaffen und Sinn ergeben. Leichter Spoiler zu einer
Ausleuchtung:
SPOILER! Inhalt
einblenden
Was zum Teufel sollte das blaue Licht im Gang?
In Alien hatten wir dieses Licht in der Höhle, was
die Eier abgrenzte, einen Sinn. Hier war es nur ein dummer Effekt
um einen Haken an ein Easteregg machen zu können. Zumal nicht
erklärt wird warum der Android dort ein Problem hat.
Und damit sind wir bei dem nächsten Drehbuchproblem. Tell don't
Show. Ja die eine oder andere Exposition lasse ich noch durchgehen.
Zum Beispiel wie das Hauptmädel (kenne schon nicht ihren Namen so
belanglos ist sie) an den Androiden kam. Okay. Aber es wurden viel
zu viele Dinge in wenigen Sätzen erklärt und das ist immer
schlecht. Wird auf guten Filmschulen auch anders gelehrt.
Und damit kommen wir zu den beiden Elefanten im Raum. Hier muss ich
HEAVY SPOILERN
auch wenn ich beide Dinge nur umschreibe und keine Namen nenne oder
ein Design verrate:
SPOILER! Inhalt
einblenden
Punkt 1) Das Deep Fake von einem uns sehr
bekannten Charakter. Meine Fresse. Da geben die so viel Kohle für
die praktischen Dinge aus, aber beim CGI wird gespart? Ne Du. Ganz
im ernst. Dann lasst den Charakter weg und nehmt irgendeinen
x-beliebigen Schauspieler. Hätte an der Story null verändert und
man wäre nicht so durchs Uncanny Valley rausgerissen worden.
Zumal der Charakter auch noch über mehrere Minuten angeteasert wird
und man dann natürlich sehen will, wer es ist. Hier wurde der
völlig falsche Fokus gesetzt.
Punkt 2) Der Punkt wird im Laufe der Handlung bereits
"geforeshadowded" und man kann sich drauf einstellen. ABER was sie
dann am Ende als Finale da auf die Leinwand gebracht haben, kommt
direkt aus einem C-Movie der 80er Jahre und hat NICHTS mit Alien zu
tun. Meine Fresse war das grottenschlecht und das wird entweder das
Fandom spalten ODER das Fandom ist sich einig und alle finden das
scheiße. Zumal auch diese Idee nicht neu war und bereits in einem
vorherigen Teil gar nicht gut ankam und jetzt hier etwas
abgewandelt nochmal verwurschtelt wurde.
Sorry da haben aber ganz viele Leute, angefangen bei Alvarez
persönlich, ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Verzeihe ich dem Film
alle anderen Kritikpunkte und sage mir, das er sicherlich nicht an
die ersten beiden Filme herankommt, so machen die letzten 15/20
Minuten den Film kaputt. Das ist dann irgendwie auch wieder der
Watschen ins Gesicht der Fans. Nein,
Romulus tritt
das Franchise nicht mit Füßen und hier steckt teilweise viel Liebe
drin. Aber diese Idee am Ende ist einfach keine Idee. Und das merkt
man. Man wollte unbedingt noch ein Member Berry in Bezug auf
Teil 1 bringen (das Setting alleine gegen die
Kreatur) und musste dafür was erschaffen. Aber das ist einfach
scheiße gewesen. Sorry das ich es so sagen muss.
Noch zwei weitere Kritikpunkte: der Film ist erstaunlich blutarm.
Hier war also die Kritik am ersten Trailer mit dem grünen CGI-Blut
nicht ganz unberechtigt. Er hat zwar ein paar schöne Kills aber der
rote Saft läuft nie so wirklich. Kein Vergleich zu den Vorgängern
und auch nicht
Alien, der auch keine Splatterorgie
ist, trotzdem die expliziten Szenen super in Szene setzt. Das ist
hier nicht. Der andere Kritikpunkt ist die Abwesenheit des
Xenomorph. "Bitte was" werdet ihr jetzt sagen. Keine Sorge. Es gibt
Xenomorph-Szenen. Aber die ganze Zeit ist es so, das es eben nicht
der wirkliche Antagonist ist. Die Angst vor dem Vieh kommt aus den
anderen Filmen und eben nicht dem Aufbau der Angst in diesem Film.
Auch ist es leider mehr Kanonenfutter als alles andere. Kein
Vergleich zum Kammerspiel aus
Teil 1 & 3 oder
den Massenschlachten aus
Teil 2 & 4. Und genau
hier haben die Trailer schon etwas anderes suggeriert.
Somit bleibt am Ende eine super geniale Kulisse, die leider nur zu
Teilen genutzt wird (schon allein die Gang-Szene mit den
eingewebten Kokons - in
Aliens ist das alles viel
intensiver) und trotzdem eine super Atmosphäre liefert, wozu auch
der geniale Score beiträgt. Ja auch hier haben wir Member Berries
aus Kompositionen vergangenen Teile. Aber das ist für mich okay
wenn sie zur Szene passen. Und leider wird aus dieser Atmospähre
dann so wenig rausgeholt, weil das Drehbuch dem Cast überhaupt
keine Chance gibt und das themenbestimmende Xenomorph auch
irgendwie nicht so richtig genutzt wird.
Und damit wird auch klar warum hier so eine dermaßen große
PR-Kampagne gefahren wird. Man weiß das das Word of Mouth nicht gut
sein wird, weswegen der dicke Umsatz am ersten Wochenende gemacht
wird. Sehr schade. Anstatt das Geld in die Kampagne zu stecken,
hätten sie ein paar bessere CGI-Künstler und vor allem bessere
Autoren bezahlen sollen. Im übrigen sehe das nicht nur ich so. Ich
saß diesmal mitten im Saal und neben mir saßen auch nur
"Einzelgänger". Mit einem kam ich ins Gespräch. Nette Anekdote da
ich hier im Forum ja gerne mal als Rassist bezeichnet wurde: mit
einem sehr netten, höflichen, integrierten, wahrscheinlich
Deutschen mit afrikanischen Vorfahren, hätte irgendwie gerne mit
dem noch was getrunken und über den Film schwadroniert. Er hatte
ebenfalls etliche Punkte hatte die nicht passten und grad das
Finale war auch nichts für ihn. Als ich dann die Treppe runterging,
hörte ich hinter mir zwei Typen ebenfalls schon die kritischen
Punkte am diskutieren. Ebenfalls das Finaldesign aber eben auch das
sie zum Beispiel "das saugen" überhaupt nicht verstanden wurde. Ich
habe da eine Theorie wie ich es mir erkläre aber ja, der Film zeigt
nicht was es sollte. Und wenn Du Zuschauer so entlässt ist das
einfach nicht gut.
Somit ist der Film leider eine der größeren Gurken des Jahres. Es
ist kein Totalausfall und ja ich bin jetzt sehr stark auf die
negativen Dinge eingegangen. Aber es ist nun mal auch nicht gut,
obwohl er so viele gute Ansätze hat und es mich ärgert das da nicht
mehr draus gemacht wurde. Und es ärgert mich das man anscheinend
wirklich keine Ideen mehr für die Reihe hat, wenn das nun die Beste
Idee aus 27 Jahren (1997-2024) ist. Ganz ehrlich? Schlechter wäre
ein
Alien 5 mit Ellen Ripley (Sigourney Weaver)
sagen wir um 2005 herum auch nicht geworden. Waren ja genügend
Gerüchte damals im Umlauf. Immerhin tritt der Film das Franchise
nicht,
The Message ist zwar da aber nicht filmbestimmend
und gerade durch Disney hätte das hier auch ganz schnell eine
Vollkatastrophe werden können. Wer nun aber ne coole neue Idee
erwartet, mit der man auch einen sechsten Teil drehen kann, der
wird hier enttäuscht werden. Und wer brachiale und kompromisslose
Xenomorph-Klaustrophobie erwartet, der wird auch enttäuscht werden.
Ein Alvarez ist dann doch kein Scott oder Cameron zu ihren besten
Zeiten und leider macht er sein Werk durch diesen Film auch etwas
kaputt. Er wird auch über 10 Jahre später noch für sein Evil Dead
gefeiert. Und auch wenn ich
Don't Breathe und
Verschwörung gut fand, so frage ich mich ob er
einer dieser One Hit Wonder Regisseure wird. Ich hoffe nicht. Zumal
man wirklich nicht weiß, wie sehr das Studio ihm hier reingeredet
hat und wie viele künstlerische Freiheiten er wirklich hatte. Aber
egal wie viel ihm reingeredet wurde, das Finale muss auch auf seine
Kappe gehen. Alien-Fans schauen sich den Streifen natürlich an.
Neue Fans wird der Film aber eher weniger generieren und man muss
ich natürlich fragen, wie es nach dem Film weitergehen wird. Aber
das wird sicherlich auch das Boxoffice beeinflussen und da sehe ich
nun keinen wirklichen Hit mehr.
Ach ja:
Woke 'r Not Score: 20 % (Mild
Woke)
Stefan Raab ist der Stinkefinger des aktuellen
Zeitgeists