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Toshiba 42XV635D
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Arnie als russischer
Polizist? James Belushi als Polizist für das Chicagoer Department?
Walter Hill als Regisseur? Genau so siehts aus. Nun was die
Genre-Gewandtheit angeht, fühlt sich Walter Hill pudelwohl. Eine
Buddy Actionkomödie ist ihm wie aufs Leib geschneidert. Im Jahr
1982 hat er mit dem Werk "Nur 48 Stunden" eindeutig bewiesen, dass
er mit dieser Art der Filme sich bestens zurechtfindet. Er hat
mehrere Arten der Film gemacht, denn Filme wie "Ausgelöscht" oder
"Last Man Standing" sind staubtrockene Western Filme, mit
wortkargen Helden. Im Jahr 1975 hat er mit seinem Regiedebüt "Ein
stahlharter Mann" seinen Stil so eindringlich auf die Leinwände
zaubern können. Mit keinem geringeren als Charles Bronson, hat er
ohne Kompromisse diesen Stil durchflochten. 3 Jahre später zeigte
er mit dem Film "Driver, dass er für wortkarge Helden, mit klaren
Prinzipien, seine Handschrift am besten durchzeichnen kann. Walter
Hill hat meiner Meinung nach, nur erstklassige Werke
abgeliefert.
Kommen wir nun zum Werk "Red Heat". Zu dieser Zeit gab es Buddy
Actionkomödien wie Sand am Meer. Also stellte man sich die Frage:
Wie kann ich einen Film inszenieren und auf die Beine stellen, ohne
das Prädikat zu erhalten: Er seit nicht wertvoll! Also war es nur
eine Frage der Zeit, dass man zwei Schauspielgrößen
aufeinandertreffen ließ. Richtig, mit Arnold Schwarzengger und
James Belushi, hätte man kein besseres Duo für diesen Film kreieren
können. Die beiden hatten zuvor mit Filmen wie "Predator", "Phantom
Kommando", "Running Man", "Terminator", "Der Prinzipal", "Wahre
Männer" oder auch "Die Glücksritter" das Glück ihre Qualitäten
mehrmals unter den Riegel zu schieben. Also nutzte man die
Kooperation und kreierte einen Film, der mit Wortwitz und
Skurrilität kaum zu überbieten ist. Die Anfangssequenz, als Arnie
das Badehaus beschritt, konnte man sofort erkennen, dass es ein
typisches Merkmal der 80er Jahre Filme war, seinen Körper zur Schau
stellen (Erinnert man sich an den Anfang von "Phantom Kommando").
Arnies Präsenz ist über jeden Zweifel erhaben. Er hat keine
Schauspielschulen besucht und sich nie sonderlich bemüht,
tiefgründige Charakterzeichnungen von sich zu geben. Jedoch besitzt
er bis heute die große Gabe, seine gewissen Qualitäten zu
zelebrieren. Bedenkt man das Arnie gebürtiger Österreicher ist,
könnte man meinen diese Art der Rolle war für ihn damals eine
gewisse Herausforderung. Auch wenn es sich hier nicht um eine
schauspielerische Glanzleistung handelt, kann man ihm die
Leidenschaft und den Spaß zu keiner Zeit, irgendeiner Form
absprechen. Der Part bis die beiden aufeinander treffen, ist ein
klares Auftrumpfen für Arnies Charakter. Treffen die beiden Chaoten
dann nach gut 20 Minuten aufeinander, beginnt eine kulturelle
Achterbahnfahrt mit mehr Auseinandersetzungen, als wäre der
Deutsche Bundestag. Die beiden liefern sich mehr Wortduelle, als
die gesamte Beverly Hills Cop Reihe, jedoch mit so einer konstant
fokussierten Art und Weise, das man dem Drehbuchautoren ein Riesen
Lob für diese Dialoge aussprechen muss. Nicht ein einziges Mal,
wird irgendein verstaubter Spruch von den Beiden, über die Lippen
gezeichnet. Die beiden harmonieren von Anfang an perfekt, auch wenn
es den Anschein machte, dass James Belushi sich zunächst erst
zurechtfinden musste, was die Konstellation angeht, das er mal
nicht die erste Geige spielt. Schaut man sich den Film öfters an,
wird man merken, dass Arnie in jeder Einstellung, in jeder Szene,
in jeder Sequenz mit 100 % in der Rolle involviert zu sein scheint.
Nicht einmal fällt er aus dem Rahmen und scheint irgendwie
unkonzentriert zu sein. Es gibt 100 Schauspieler, die sicherlich,
diese Rollen noch besser hätten verkörpern können, aber es gibt nur
einen Schauspieler, der es mit solch einer einzigartig
eindringlichen Art und Weise dies für sich bestimmen konnte. James
Belushi zeigt seine gewohnt ruppige und vorlaute Art, sowie man es
von ihm gewohnt ist. Denkt man an den Film "Der Prinzipal" wird man
merken, dass er diese Art der Rolle besonders liebt. Spielt er in
"Der Prinzipal" einen Lehrer, der dann zum Schuldirektor befördert
wird, ist jedoch eines klar zu erkennen. Die Autorität ist bei
beiden Filmen klar zu erkennen. Auch wenn er nicht immer diese Art
der Rollen verkörperte, ist es klar zu erkennen, dass er jedoch
diese Art der Rollen am meisten bevorzugte. Arnie ist für mich in
diesem Film in absoluter Bestform, nicht zwingend was die
körperliche Präsenz angeht. Es ist der Spaß ihm zuzusehen, wie er
als russischer Spion sämtliche Regeln der Kunst in Chicago auf den
Kopf stellt. Kommt er zum Tatort ermittelt er, ohne Konsequenzen
mit einzubeziehen, auf seine Art und Weise. Er übergeht alle
Höflichkeiten und lässt somit anfangs bei der Zusammenarbeit James
Belushi völlig im Stich. Die Auseinandersetzungen mit dem
Vorgesetzten im Department, zeigen eine besondere Wucht der
sprachlichen Künste, was Ivan Danko und Arthur Ritzik angeht. Dass
sich so niemand benehmen würde, im echten Leben dürfte jedem klar
sein, aber es ist eine Zeitreise in die Vergangenheit. Nimmt einmal
einen aktuellen Film aus unserer Zeit wird man schnell feststellen,
diese Art würde sich kein Regisseur mehr auferlegen lassen, weil
sich einfach zu viel im aktuellen Zeitgeist verändert hat. Auch
wenn zu dieser Zeit die Spannungen zwischen Amerika und Russland
ihren gewissen Höhepunkt erreicht haben, war es eine übertriebene
Art dies in die Zeit mit einflechten zu lassen. Wo heute alles
korrekt und nicht mehr als übertrieben dargestellt werden darf, war
es zu dieser Zeit die Freiheit des Drehbuchautors solche Charaktere
mit solchen Kombinationen zu entwerfen. Dieser Film ist neben dem
Unterhaltungswert ein Film, der eindeutig zeigte, wie es darum
steht den Rassismusvorwurf gegenüber den Amerikanern nicht nur auf
sich zu beziehen. Walter Hill ließ einige aktuelle Situationen
unterbewusst mit einfließen und das macht diesen Film eben so
besonders. Es ist keine sinnlose Produktion, die damals entstand,
um einfach einen Film zu machen der auf einen schnellen Erfolg
spekulierte.
Neben all diesen Faktoren und den Konstellationen zwischen
Schauspielern und dem Regisseur, sei es auch wichtig etwas über die
technische Ausführung des Films zu erwähnen. Wir wissen alle, die
heutigen Filme kommen ohne Effekte kaum noch aus. Was nicht heißen
mag, dass ältere Filme auf bestimmte Effekttechnik verzichteten,
jedoch gibt es einen gewissen Unterschied: Ältere Filme nutzen die
Effekte meist gezielt, um den Film in bestimmten Szenen besser
aussehen zu lassen. Heutzutage werden selbst sämtliche Kulissen
komplett am Computer entworfen und der Schauspieler mehr oder
weniger nur noch eingesetzt, um dies so gut wie möglich authentisch
aussehen zu lassen. Zu dieser Zeit stand das nicht zur Debatte, was
bei diesem Film sich auch nicht als schwierig herausstellte, da der
Großteil in der Großstadt inszeniert wurden, aber selbst heute
würde man vieles im Studio drehen. Sicherlich hat Walter Hill auch
bei diesem Film, ein paar Sets bauen lassen, was die Innenaufnahmen
angeht, aber man merkt den Film eben an, dass er organisch für das
Kino produziert wurde. Es sind keine billigen Effekte, die man
herauspicken könnte, es ist kein CGI-Blut, das einem den Sehgenuss
verderben könnte, es ist keine Schnitt und Kameratechnik, die einem
einen epileptischen Anfall bescheren könnte. Es ist ein Regisseur,
der seit Tag eins sein Handwerk von der Pike auf lernte. Mögen
viele anderer Meinung sein, aber die Konstanz, mit der Walter Hill
Filme drehte, ist wie bei fast keinem anderen Regisseur
festzustellen. Sicherlich Pioniere wie John Woo, Steven Spielberg
oder Martin Scorsese reihen sich genau in diese Riege ein, aber das
ist eine sehr übersichtliche Liste, die ich vorzuweisen habe, was
diese Art der Regisseure angeht. Ich kenne jeden Walter Hill Film,
der zumindest in Deutschland veröffentlicht wurde. Sollte ein Film
dabei sein, der nicht als ausgezeichnet gewertet wurde, ist es
allemal trotzdem immer noch ein vielfach besserer Film, als viele
Filme der heutigen Zeit. Das Gespür für Dialoge, Timing, Tempo,
Schauplätze, Action, Spannung und Emotionen ist ihm einfach in die
Waagschale gelegt worden. Ja es gibt bessere Regisseure, wenn es um
tiefgründige Themen der Menschheit angeht oder andere schwer zu
verdauende Themen, aber wenn es um Western Filme, Buddy
Actionkomödien angeht, hat er für Hollywood einige wichtige
Glanzstücke abgeliefert. Es ist keine übertriebene Huldigung, aber
Walter Hill wird für mich eindeutig unterschätzt.
DIE ACTION! Es kommt spät, aber ich wäre nicht ich, wenn ich dieses
Thema außer Acht lassen würde: Eines vorweg, der Stunt-Koordinator
für diesen Film war Bennie E. Dobbins für echte Kenner, ein Namen
den man kennt. Er hat die Stunt Koordination für Filme wie "Phantom
Kommando", "Running Man", "Ausgelöscht" oder auch "Straßen in
Flammen" übernommen. Somit war er mit Arnie bestens vertraut, auch
wenn die Stunts bei "Red Heat" nicht so ausufernd spektakulär in
Szene gesetzt wurden, weil es nicht vonnöten war, ist es nicht zu
verachten. Gerade gegen Ende hin nimmt die Action ordentlich an
Fahrt auf. Dort gibt es Brutalität mit ordentlich viel
Blutvergießen, aber das wahr für diesen Film nicht die wichtigste
Rezeptur, weshalb er bei Fans und auch Kritikern so gut ankam. Denn
selbst in den Actionszenen merkt man einfach es dient niemals nur
dem Zweck gegenüber dem Genre. Es dient hauptsächlich der
Geschichte und nicht einer bloßen Rahmenhandlung, um die Action zu
zelebrieren. Fans von Arnie werden gut bedient sein, aber es ist
keine Schlachtplatte, die man erwarten darf, wie es in vielen
seiner anderen Filmen der Fall war. Das Hantieren der Schusswaffen,
ist immer wieder ein Genuss, wenn man Arnie dabei bestaunen darf,
weil man merkt es ist seine ganz eigene Art damit umzugehen.
Insgesamt ist die Action wohl dosiert und gewiss nicht sparsam,
wenn es darum geht, dass die beiden ordentlich aufräumen bei ihrer
Ermittlungsarbeit. Was man noch erwähnen kann ist das Arnie zwei
Stuntdoubles, aber diese dürften wohl kaum viel zu tun gehabt
haben, außer kleine Einstellungen zu übernehmen. Den Großteil
übernahm Arnie selbst. Damit die Action so gut eingefangen werden
konnte, hat man John Vallone als Szenenbilder hierfür engagiert.
Schaut man sich andere Filme an, wofür er als Szenenbildner
engagiert wurde (Predator, Stirb Langsam 2, Cliffhanger, Nur 48
Stunden, Straßen in Flammen, Bad Boys -Harte Jungs), wird man
schnell feststellen, warum auch dieser Film so gut von der
Atmosphäre her eingefangen wurde. Kein Wunder, wenn man sich die
Kulisse anfangs des Films sich genauer anschaut, wird man schnell
merken, wovon ich rede. Jedoch ist das nicht das einzige Merkmal.
Wenn man sich "Predator" angeschaut hat, wird man auch bei "Red
Heat" in den Genuss kommen, Rauchschwaden vor allem im Showdown
genießen zu dürfen. Das zeugt eine unnachahmliche Art und Weise und
sowas gibt es heute leider nicht mehr, denn hat man damals noch
große Nebelmaschinen zum Einsatz kommen lassen, würde man
heutzutage die CGI-Technik hierfür benutzten. Wenn man dies alles
zusammenfließen lässt, kann man abschließend zur Action eines
sagen: Deftig, niemals überladen, aber gezielt zum Einsatz kommen
lassen!!!!
Fazit: Walter Hill für mich ein Regisseur, der es verstand genau
das zu machen, was ihm im Kopf vorschwebte. Ich sehe keinen Grund,
große Kritikpunkte einzubringen, es ist sicherlich kein perfekter
Film, aber man muss sich eines eingestehen: Zu dieser Zeit waren
die Filme heißbegehrt und sie wurden im Überfluss für den Filmmarkt
konsumiert. Dieser Film allerdings biederte sich niemals dem
Mainstream an, da er keinen Riesenerfolg für sich verbuchten
konnte. Er spielte weltweit 35 Millionen $ ein, bei einem Budget
von 29 Millionen $. Diesen Film haben sich größtenteils echte James
Belushi/-Arnold Schwarzengger Freunde im Kino angesehen. Das
einzige was man kritisieren könnte, dass hier und da ein Effekt
nicht ganz geglückt ist, was vor allem die Leichen angeht. Sowie
der russische Akzent von Arnie, könnte für den ein oder anderen, zu
viel des guten sein. Ich für meinen Teil, liebe diesen Film, weil
er niemals als irgendein Produkt entstand, um irgendwas zu
erfüllen. Es ist ein Unterhaltungswert der ersten Güteklasse.
Weiter geht es mit der Zeitreise alter Filme...
8/10