Bei den höheren Samplingrates geht es nicht nur um größeren
Frequenzumfang, sondern auch um eine sauberere Abbildung der
Erstreflexionen von Hallanteilen. Die Verzögerung zwischen
Direktsignal und Erstreflektion sagt dem Gehör nämlich was aus über
die Richtung und Lage eines Geräusches im Raum. Bei 48 kHz gibt es
genau 48.000 Zeitpunkte zu denen eine Schallreflexion zurückkommen
kann. Bei 192 kHz 4 mal so viele. Das heißt, daß die
Laufzeitverzögerungen von Frequenzen (auch denen unter 20 kHz) zu
viermal korrekteren genaueren Zeitpunkten auch zurückkommen können.
Das verfeinert die Ortung. Und dazu muß der Lautsprecher keine
Frequenzen über 20 kHz darstellen können.
Nehmen wir mal an, im Originalton gäbe es ein Geräusch mit einer
Bandbreite von 5 kHz (0-5000 Hz) zum Zeitpunkt A und eine
Erstreflexion des Geräusches zum Zeitpunkt B. Wenn Zeitpunkt B
jetzt exakt 10 Milisekunden später ist als A, dann würde Zeitpunkt
B genau auf das 480. Sample nach Zeitpunkt A fallen. Alles
perfekt.
Nehmen wir aber an, Zeitpunkt B findet im Originalton exakt 10,01
Milisekunden nach A statt, dann fiele der Zeitpunkt B blöderweise
genau zwischen das 480. und 481. Sample nach A. Da es zwischen zwei
Samples im Digitalsignal keine Änderungen der Information gibt,
wird die zurückkommende Reflexion um die Zeit eines halben Samples
auf das 481. Sample verschoben. Somit kommt die Reflexion, die
eigentlich 10,01 Milisikunden nach A stattfinden sollte, erst 10,02
Milisekunden nach A im Digitalsignal zurück.
Die Laufzeit zwischen A und B (Direktsignal und Erstreflexion)
verlängert sich in unserem Beispiel mit 48 kHz also zwangsweise und
systembedingt um ein halbes Sample (also um eine 96-tausendstel
Sekunde) und wird zeitlich somit inkorrekt wiedergegeben.
Diesen Fehler bekommt man zwar nicht ganz weg, aber er wird
immerhin geringer, um so höher die Abtastfrequenz ist. Und das ist
garantiert unabhängig vom Frequenzumfang des Geräusches - betrifft
also auch Frequenzen von 1 kHz und weniger.
Hätten wir in obigem Beispiel eine Abtastfrequenz von 96 kHz, dann
gäbe es auch zum Zeitpunkt 10,01 Milisekunde nach A ein Sample und
in diesem Sample könnte die Erstreflexion gespeichert werden.