Overkill - Live in Oberhausen (2018)
Veröffentlichung: 18.05.2018
Spieldauer: 131 Minuten
Film: 9 von 10 Punkten
Bildqualität: 8 von 10 Punkten
Tonqualität: 9 von 10 Punkten
Ausstattung: 8 von 10 Punkten
Gesamt*: 8 von 10 Punkten
* In der Gesamtbewertung wird die Story nicht berücksichtigt!
Zur Speerspitze der Thrash-Metal Bands gehören sicherlich auch die
bereits 1980 gegründeten
OVERKILL aus New York.
Sie sind seit jeher ein Garant für gute Alben und können davon
inzwischen satte 18 Stück vorweisen. 2016 feierten gleich zwei
ihrer legendären Veröffentlichungen gleichzeitig Jubiläum. Zum
einen ihr Debut 'Feel The Fire', welches zu diesem Zeitpunkt 30
Jahre zurücklag. Zum anderen das Album 'Horrorscope', das fünf
Jahre später erschien und somit bereits ein viertel Jahrhundert zur
Diskographie der Band gehört. Aus diesem Anlass präsentierten die
Thrasher beide Alben noch einmal Live in kompletter Länge. Dieser
spezielle Abend wurden dann auch mit zahlreichen Kameras
festgehalten und wird nun in diversen Editionen durch das Label
Nuclear Blast auf den Markt gebracht. Dieses Review widmet sich
dabei der Blu-ray Version des Konzertes.
Film
Am 16. April 2016 machte
OVERKILL im Rahmen ihrer
Europa-Tournee Halt in der Oberhausener Turbinenhalle 2, um
anlässlich des Doppel-Jubiläums ihres Debut-Albums 'Feel The Fire'
und dem bis dato erfolgreichsten Output 'Horrorscope' den
Feierlichkeiten mit einem Gedenkwürdigenden Konzert gerecht zu
werden. In der knapp 1800 Zuschauer fassenden Halle fanden sich
dann auch zahlreiche Fans ein, die diesem Ereignis beiwohnen
wollten. Während andere Bands zu solchen Anlässen jeweils nur ein
Album in den Fokus stellen, wollten die New Yorker ein Event auf
die Beine stellen, dass vergleichbare Konzerte noch toppt. So
entschloss man sich dazu, an diesem Frühjahrs-Abend gleich beide
Jubiläums-Alben hintereinander weg, von der ersten bis zur letzten
Note vorzutragen. Die Setlist des Abends sah dann folgender Maßen
aus:
1. Coma
2. Infectious
3. Blood Money
4. Thanx For Nothin'
5. Bare Bones
6. Horrorscope
7. New Machine
8. Frankenstein
9. Live Young Die Free
10. Nice Day - For A Funeral
11. Soulitude
12. Raise The Dead
13. Rotten To The Core
14. There's No Tomorrow
15. Second Son
16. Hammerhead
17. Feel The Fire
18. Blood And Iron
19. Kill at Command
20. Overkill
21. Fuck You
Zunächst einmal fragt man sich sicherlich, warum eine amerikanische
Band für solch ein feierliches Ereignis gerade eine Konzert-Halle
in Deutschland auswählt? Im Falle von
OVERKILL
erscheint die Begründung dann doch recht logisch, hat man doch eine
der ersten Live-Aufnahmen der Band überhaupt bei einer Metal Hammer
Road-Show ebenfalls im Ruhrpott gemacht. Zudem war Deutschland das
erste Land, das die Thrasher für eine Tournee bereisten. Was liegt
da also näher, als die Jubiläums-Show in Oberhausen stattfinden zu
lassen?! Vielleicht spielte aber auch die Mentalität der deutschen
Arbeiterstadt hierbei eine passende Rolle. Denn
Overkill selbst wurde über die Jahre nichts in die
Wiege gelegt und sie mussten sich ihren Erfolg immer hart
erarbeiten. Dabei kam es dann auch des Öfteren zu Line-Up Wechseln,
weshalb mit Bobby ‚Blitz‘ Ellsworth am Mikrofon und D.D. Verni am
Bass nur noch zwei der Gründungsmitglieder mit an Bord sind. Den
beiden Urgesteinen stehen aktuell Lead-Gitarrist Dave Linsk und
Rhythmus-Gitarrist Derek Tailer zur Seite. Langzeit-Drummer Ron
Lipinski konnte leider aus persönlichen Gründen nicht mit auf die
Europa-Tour gehen. Deshalb fragte man Eddie Garcia, auch genannt
‚den Mexicutioner‘, ob er spontan einspringen könne. Dieser
studierte dann innerhalb kürzester Zeit zusätzlich zu einem
kompletten Tour-Set auch noch die beiden Jubiläums-Alben ein.
An diesem Abend scheint die Turbinenhalle 2 ausverkauft zu sein -
zumindest wirkt die Halle im Video proppenvoll. Die Band befindet
sich in bester Laune und alle Beteiligten sind gleich von Anfang an
mit vollem Elan dabei. Einzig Eddie Garcia sitzt etwas steif hinter
seinem Schlagzeug, was aber sicherlich an seiner hohen
Konzentration auf das gespielte Material zurückzuführen ist. Die
Saitenfraktion ist hingegen top eingespielt und nutzt den Platz auf
der Bühne für sich. Besonders Bassist D.D. Verni legt hierbei die
ein oder andere Meile zurück, ist er doch stets in Bewegung. Sänger
Bobby 'Blitz' Ellsworth hat das Publikum fest in der Hand und hält
zwischendurch immer wieder mit kurzen Ansagen, teils auch auf
Deutsch, Kontakt zu den Fans. Diese wissen es der Band zu danken
und machen an diesem Abend richtig Stimmung. Lauthals wird immer
wieder der Name der Band gerufen und viele der Stücke textsicher
mitgesungen. So wundert es dann auch nicht, dass Bobby sich äußerst
zufrieden mit den Worten 'It's loud, fast, hard and we have cold
German beer. What a fucking great place!' bei den auch als Wrecking
Crew bekannten Fans bedankt.
Beim Bühnenbild beschränken sich die Jungs auf ein einfaches
Backdrop, welches den Band-Namen ziert, eine Boxen-Wand und jede
Menge Scheinwerfer. Man konzentriert sich somit voll und ganz auf
die Songs und lenkt nicht durch Leinwände oder Spezial-Effekte von
der Musik ab. D.D. Verni packt bei einigen Songs schon mal einen
Bass mit beleuchtet Inlays auf dem Griffbrett aus - auch sein
Doppelhalsiger Tieftöner ist sicherlich ein Blickfang – das war es
dann aber schon an Gimmicks. An diesem Abend regiert der pure
Thrash-Metal in seiner urigen Form.
Bildqualität
Erfreulicherweise liegt das Bild in einem Ansichtsverhältnis von
1,78:1 vor und füllt somit die Bildfläche des TVs komplett aus. Wie
bei Live-Mitschnitten üblich, kamen bei den Aufnahmen viele
verschiedene Kameras zum Einsatz. Neben einem Kameraarm und einigen
Stativen wurden auch Handkameras genutzt. Dementsprechend wechselt
die Bildqualität immer ein wenig. So dauert es ab und zu schon mal
einen kurzen Augenblick, bis sich die ein oder andere Kamera
fokussiert hat - was aber sicherlich auch der Bewegungsfreude der
Musiker zu schulden ist. Es kommt auch mal zu der ein oder anderen
Unschärfe, die allerdings nicht lange anhält. Glücklicher Weise hat
man beim Bühnenlicht auf viele helle Scheinwerfer gesetzt, so dass
die Spielfläche der Band sehr gut ausgeleuchtet ist. Dadurch sind
dann doch die meisten Aufnahmen sehr scharf und lassen viele
Details der Musiker und Bühne erkennen. In den
Dokumentar-Abschnitten kommen auch schon mal schwarzweiß Szenen zum
Einsatz, welche im guten Kontrast du den häufig wechselnden Farben
während der Show stehen. Schön auch, dass man nicht den Fehler
vieler anderer Live-Konzerte macht und ein Schnitt-Stakkato
erstellt hat. Der Zuschauer bekommt immer wieder Zeit genug dem
Geschehen zu folgen und den Musikern auf die Finger zu schauen.
Hier haben Regisseur Kevin J. Custer und sein Team wirklich
hervorragende Arbeit geleistet.
Tonqualität
Die Jubiläums-Show bietet folgende Tonspur:
Der Live-Sound des Konzertes wurde sehr gut umgesetzt. Jedes
Instrument ist einwandfrei herauszuhören und auch das Publikum
macht immer wieder richtig Stimmung. Wie es sich für ein Konzert
gehört, verteilen sich die Musiker über den vorderen Bereich der
Lautsprecher, während die Fangesänge auch über die hinteren
Effektkanäle eingestreut werden. Schlagzeug und Bass bieten das
treibende Fundament, während die Gitarren mit messerscharfen Riffs
den Raum erfüllen. Sicherlich gibt es bei den Aufnahmen auch
Overdubs, also nachträglich eingespielte Abschnitte,
nichtsdestotrotz bleibt die Live-Atmosphäre aber zu jeder Zeit
erhalten. Der Sound klingt so wie er ist phantastisch und gehört
mit Sicherheit zu einer der besten Live-Abmischungen im Bereich des
harten Sektors. Es tut vor allem gut, die Klassiker der Band einmal
komplett in einem modernen Sound-Gewand zu hören - wirkt der Klang
der alten Alben aus heutiger Sicht doch etwas angestaubt, was aber
natürlich aufgrund des Alters und der damals eingesetzten Techniken
nachvollziehbar ist. Während der eingestreuten Dokumentar-Szenen
sind zudem die Dialoge jederzeit klar verständlich.
Ausstattung
Einen separaten Bereich für Extras gibt es bei
diesem Live-Mitschnitt nicht, vielmehr wurden die Interviews
zwischen die einzelnen Songs gestreut. Dies hat den Vorteil, dass
es dem Fan auch mal eine kurze Verschnaufpause zwischen den
Musikstücken gibt und lockert das Ganze somit etwas auf. Zu Wort
kommen neben den Band-Mitgliedern auch Eddie Trunk,
Musik-Historiker und selbst großer Heavy Metal- und Rock-Musik Fan.
Daneben gibt auch Thomas Kupfer, Redakteur des deutschen
RockHard-Magazins einige Anekdoten über Band zum Besten. Man
erfährt zum Beispiel in den kurzen Interview-Schnipseln immer
wieder Wissenswertes zur Entstehung der beiden Jubiläums-Alben und
wie sich die Band auf diesen speziellen Abend vorbereitet hat. Für
die Jungs war es besonders spannend einige alte Songs seit langer
Zeit wieder bzw. gar zum ersten Mal live zu spielen - was sich
schon fast so anfühle, als wenn es komplett neues Material gewesen
sei. Ebenfalls erhält die Crew des Abends eine kurze Vorstellung.
Ein Teil der Informationen wird aus dem Off gesprochen, während
alte Studio-Aufnahmen, Bandproben oder das Publikum im Bild zu
sehen sind. Leider hat man der Disc keinerlei Untertitel, weder in
Englisch noch in Deutsch spendiert. Glücklicherweise sprechen die
Jungs aber relativ Slang-frei, weshalb man sie auch so sehr gut
versteht. Aus technischer Sicht wäre es sicherlich auch möglich
gewesen, einen Menü-punkt auf die Disc zu packen, über den nur das
reine Konzert oder eben auch nur die Interviews ansteuerbar sind.
Mit einer solchen Option wäre man sicherlich jeder Vorliebe bei den
Fans gerecht geworden.
Leider lag der Redaktion nur ein loses Rezensions-Exemplar der
Blu-ray Disc vor. Im Handel wird das Album als Digipack mit zwei
zusätzlichen CDs erscheinen, die das Live-Konzert dann auch auf die
heimische Stereo-Anlage bringen.
Fazit
Gebührender kann man das Jubiläum zweier Alben wohl kaum feiern.
Mit einem großartigen Konzert präsentierten die New York-Thrasher
OVERKILL ihre Vorstellung einer Geburtstagsfeier.
Mit sattem Live-Sound, der keine Wünsche übriglässt und einem
durchaus ansprechenden Bild, gehört das Live-Album definitiv in die
Sammlung der Fans. Neben den musikalischen Klassikern erhält der
Zuschauer zusätzlich noch jede Menge Hintergrundinfos zu den Alben
und der Organisation des Konzertabends in Oberhausen. Gerade für
deutsche Fans gehört diese Veröffentlichung sicherlich zu etwas
Besonderem und so werden sich wohl zahlreiche Gäste des Abends auf
den Aufnahmen wiederfinden. Und genau diese Fans können sich schon
auf den Februar 2019 freuen: einem aktuellen Interview mit Sänger
Bobby 'Blitz' Ellsworth zu Folge soll genau dann das nächste Album
erscheinen.
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1060
Front-Lautsprecher: Canton Chrono 509
Center-Lautsprecher: Canton Vento 866
Surround-Lautsprecher: Canton Chrono 507
Atmos-Lautsprecher: Canton InCeiling 989
Subwoofer: SVS PB-1000
Viele Grüße
Jörn
