Geschrieben: 18 Feb 2018 00:11
Osterhase im Stau
Gerald Buttlers Ego scheint kaum in den Film zu passen. Oder
vielleicht ist das das einzig sehenswerte weil es alle anderen
überragt, die das gleiche versuchen. In einem Film der
Äußerlichkeiten und der Anti Loreal Männerdomäne. Butler ist die
Vorderseite der Medaille, derer der Cops- die aber eigentlich
lieber Gangster wären, es irgendwie aber auch schon sind und als
Major Cremes auf Verbrecherjagd gehen. „siehst du dieses Tattoo,
das bedeutet ich bin in einer Gang. Und siehst du diese Marke, das
bedeutet das ich tun kann was ich möchte“. Bellt er der anderen
Seite der Medaille entgegen. Die andere Seite, das sind die
Gangster, die aber mal Gute waren im Dienste der Marines, also
Typen die nicht nur ballern können sondern auch die Taktik besitzen
dies einzusetzen im Gruppenverbund. Im Grunde handelt der Film
davon, dass die Bösen die früher mal Gute waren- Banken ausrauben
und die Guten die ein bisschen böse geworden sind, versuchen sie
davon abzuhalten. Alles läuft dabei auf einen großen Showdown
hinaus. Ehe man diesen erleben darf vergehen anstrengende 90
Minuten Laufzeit voller Testosteron Ausstreuung und schwarzen
Unterhemden die trainierte und tätowierte Oberkörper
schmücken.
So vieles verpufft in Criminal Squad ins Leere. Ins Unerklärliche
bis hin zum Nichtnachvollziehbaren. So viele Fragen bleiben offen.
Wieso führt Regisseur Christian Gudegast diverse Figuren im Film so
dermaßen aufgeblasen in den Film ein, nur um sie dann nicht das tun
zu lassen was sie wirklich gut können? Die Bewerbung für den Job
als Fluchtwagenfahrer die abgegeben wurde, würde folgenden Inhalt
haben: Rekordhalter für die höchste jemals gemessene
Geschwindigkeits Übertretung im State Los Angeles. Ex Rennfahrer.
Also wird dieser Fahrer getestet, man sieht eine Minute lang dass
er es krachen lassen kann. Daraufhin wird er eingestellt. Aber
warum zu Hölle sieht man im fertigen Film weder eine ordentliche
Verfolgungsjagd noch wozu sie diesen Fahrer, dessen Fähigkeiten
einzigartig sind eingestellt haben. Und es kommt noch schlimmer:
Als es tatsächlich den Anschein macht man würde eine Autofahrt zu
Gesicht bekommen bei der mehr als 100 km/h gefahren wird, endet das
in einem Stau. Ja in einem Stau!
Äußerlichkeiten sind der Nebel zur Seele
Es wird minuziös und akribisch daran gearbeitet die Bank der Bank
auszurauben, Informationen werden gesammelt, das Objekt observiert
sowie infiltriert und in was mündet dieser Aufwand? In einem Stau…
Gerald Buttler und Pablo Schreibers versuchen auf den Spuren von De
Niro und Pacino Performance in Heat zu wandeln, liefern sich aber
nur einen Big-Balls Wettbewerb. Wie zwei aggressive Pittbulls mit
schlechten Manieren. Dazu gehört Wettschießen am Schießstand, wobei
man sich wieder mal fragen muss wie sich die beiden da überhaupt
getroffen haben. Oder ein minutenlanger Anstarr Wettbewerb,
Disziplinen die nahezu den gesamten Film mit Inhalt füllen und
scheinbar Ausdruck maskulinen Kinos zu sein scheinen. FBI Agent mit
normalem Auftreten werden auch mal gerne derb beleidigt und auf
ihre Kleidung reduziert. Die Loreal Fraktion der Männer, der
Klassenfeind. Frauen spielen logischerweise keine Rolle in Criminal
Squad, sie sind schlichtweg nicht existent. Den einzigen Auftritt
haben Prostituierte,- die natürlich einzig und allein das Apartment
von Major Crimes schmücken.“Seh ich aus als würde ich dich
verhaften, scheisse nein, wir erschießen dich einfach“. Sätze die
Buttlers Charakter nur allzu gerne bellt. Passenderweise ist der
einzige Satz einer Frau im Film, der einer Prostituierten die
trällern darf „ Ich habe getan was du verlangt hast“. In Criminal
Squad wird alles auf ein komisch anmutendes Männerbild
heruntergebrochen. Oder das Bild davon ,dass Christian Gudegast von
ihm hat. Unter anderem war Christian Gudegast auch für das Drehbuch
verantwortlich.
Eine körperliche Auseinandersetzung von Butler und Schreiber findet
niemals statt. Bei all den Massen an Muskeln wird stets nur mit
Kugeln Gewalt ausgeübt. Gesprochen wird dennoch des Öfteren aber
vielmehr als das Gesprochene ,dass in seiner herrlichsten Szene im
Film ins unfassbar belanglose abdriftet ( ein Anruf aus der
belagerten Bank von Schreiber an Butler der einfach keinen Sinn
ergibt, noch die Geschichte voranbringt ), wird geposed. Das Poing
nimmt viel Raum und vor allem Zeit in Anspruch. In die Tiefe der
Charaktere dringt Criminal Squad auch niemals vor. In der Logik des
Regisseure auch völlig nachvollziehbar, sein Männerkino lässt
keinen Raum für ein Innenleben. Das Äußere sichtbare ist
ausschließlich das was zählt. So löst der ein oder andere Satz am
Ende des Films eines sterbenden auch Verwunderung aus wenn er im
Angesicht des Todes nach sich um seine Kinder sorgt. Wobei im Film
diese Kinder niemals erwähnt wurden noch gezeigt noch darüber
gesprochen.
Hir willsch du net rein
Letztlich bleibt der Film sehr weit weg von seinen Charakteren.
Nebulös sind die Gedanken und Gefühle der Cops sowie der Gangster.
Im Kino des Christian Gudegast ist für solcherlei Unnötigkeiten
kein Platz, zu viel Platz nehmen die gestählten Bizepse und
Stiernacken der Figuren in Anspruch. Nur einer scheint so ein
bisschen aus der Rolle zu fallen. Der Osterhase. Ein .Mann, der das
lange Ohr ausgefahren hat. Ein Mann der so gar nicht zum Ensemble
der echten Männer passen will. Mehr will an dieser Stelle nicht
verraten sein um den Plot zum Final nicht zu verraten. Vielleicht
aber auch bezeichnend das der Osterhase, der Einzige der nicht nach
Instinkt und Balls handelt am Ende obsiegt. Mit all seiner
Äußerlichen Schwäche in der Logik von Criminal Squad. Um es
lebhafter sich vorstellen zu können, Criminal Squad ist die
filmische Verkörperung von Kaya Yanar Türsteher Parodie. Laut,
breitbeinig, aggressiv aber vor allem nicht ernst zu nehmen. Man
weiß einfach nur zu gut das Yanas Figur sowie Criminal Squad nur
die dicke Hose vorgeben. Bleibt nur es wie der Osterhase zu machen:
Vor dem Film Informationen sammeln und sich als innere Kaya Yanar
zu sagen „hir willsch du net rein!“
Geschrieben: 10 Juni 2018 12:55
Sehr gutes Review und auf den Punkt getroffen!