Film: 7 von 10 Punkten
Bildqualität: 8 von 10 Punkten
Tonqualität: 8 von 10 Punkten
Ausstattung: 7 von 10 Punkten
Gesamt*: 8 von 10 Punkten
* In die Gesamt-Bewertung wird die Story nicht
berücksichtigt!
Würde man Filmen aus dem Horror- und Thriller-Genre Glauben
schenken, so gehörte die Berufsgruppe der Babysitter zu einer stark
gefährdeten Sparte. In zahlreichen Filmen wurden die zumeist
weiblichen Vertreterinnen ihrer Zunft bedroht, drangsaliert oder
gar massakriert. Dabei erfolgt in der Regel die Bedrohung immer von
außerhalb, meist durch Einbrecher, die den zunächst wehrlosen Damen
nach dem Leben trachten. In der hier vorliegenden
Independent-Produktion sieht das Szenario ein wenig anders aus.
Denn hier sieht der Zuschauer was passiert, wenn die Gefahr für die
Protagonisten völlig unerwartet und plötzlich aus dem Inneren
auftaucht. Ob diese Variante frischen Wind in das bekannte Genre
bringen kann?
Film
Zur Weihnachtszeit in einer wohlbehüteten
amerikanischen Vorstadt: Die 18-jährige Ashley (O. DeJonge) möchte
sich von ihrem bevorstehenden Umzug in eine andere Stadt noch
einmal mit Babysitten ablenken. So fährt sie ein letztes Mal zu den
Lerners, auf deren 13-jährigen Sohn Luke (L. Miller) sie schon seit
Jahren immer mal wieder aufpasst. Dessen Eltern möchten an diesem
Vorweihnachtsabend zu einem Essen fahren. Der Spross der Familie
möchte diese letzte Chance nutzen und Ashley verführen, ist er doch
schon lange heimlich in sie verliebt. Doch der Abend verläuft
keines Wegs nach Plan, denn schon bald scheint das Haus von
Einbrechern heimgesucht zu werden. Ashley versucht daraufhin alles
zur Sicherheit ihres Schützlings zu tun, muss jedoch schon bald
feststellen, dass hier nicht etwa die Einbrecher das Problem sind,
sondern der sonst so schüchterne Junge alle Register zieht, um an
sein Ziel zu kommen.
Dem Team um Regisseur Chris Peckover ist es hier wirklich gelungen,
eine Abwandlung der ansonsten bekannten Abläufe von
Home-Invasion-Thrillern zu entwickeln. Beginnt der Film noch
zunächst nach der schon oft genutzten Formel, in dem anonym per
Telefon oder durch Klopfen an der Tür versucht wird, Angst und
Schrecken im Haus der Protagonisten zu verbreiten, bekommt der
Zuschauer schon bald einen Twist präsentiert, den man so nicht
unbedingt erwartet hätte. Glaubt man zunächst noch, dass es sich um
eine Kette unglücklicher Ereignisse handelt, wird später klar, dass
Luke den ganzen Abend schon durchgeplant hat. Dabei greift er zu
immer drastischeren Mitteln und entfernt sich dadurch immer mehr
von dem netten Jungen, für den ihn seine Eltern und sein bester
Kumpel Garret (Ed Oxenbould) halten.
So ist es vor allem Jungdarsteller Levi Miller (
Pan (2015)) zu verdanken, dass die
Spannung über die gesamte Laufzeit des Films aufrechterhalten wird.
Er spielt den psychopatisch pubertierenden Familien-Nachwuchs mit
Bravour. Dabei scheint es für den bei Dreh gerade einmal
14-jährigen ein Leichtes gewesen zu sein, gerade die aggressiven
und emotionsvollen Szenen zu spielen. Seine Wandlung vom verwöhnten
Einzelkind, das bisher immer mit allem durchgekommen ist, zu einem
Psychopaten, ist sehr gut dargestellt. Ihm gegenüber spielt Olivia
DeJonge die toughe Babysitterin, die ihrem verwöhnten Schützling
von Anfang an die Stirn bietet. Auch wenn ihr dabei im wahrsten
Sinne des Wortes die Hände gebunden sind, versucht sie alles, um
Luke von seinen Vorhaben abzubringen, so lange noch nicht alles zu
spät ist. In einer weiteren größeren Rolle ist Ed Oxenbould
(
The Visit (2015)) als Lukes bester
Freund Garrett zu sehen. Er übernimmt zunächst den humorvollen und
etwas tollpatschigen Part des Films, wandelt sich dann aber zu
einem reiferen Charakter, dem erst zu spät bewusstwird, in welche
Situation ihn sein vermeintlich bester Kumpel gebracht hat. Diese
drei tragen dann auch den Großteil des Films und werden nur durch
kleine Nebenrollen, etwa von Lukes Eltern oder Ashleys Ex-Freunden,
unterstützt.
Im Gegensatz zu manchen Genre-Kollegen hat man sich bei der
Gewaltdarstellung bewusst zurückgehalten. Gore-Fans sollten daher
auch schon auf Grund der FSK 16 Freigabe ihre Erwartungen
zurückschrauben. Regisseur Peckover wollte jedoch, dass sich die
exzessiven Szenen im Kopf des Zuschauers abspielen, was ihm
eigentlich auch gut gelungen ist. Immerhin wurde dies von
vornherein so beabsichtigt und die Kamera-Einstellungen dann
passend dazu gewählt. Somit sind nachträglich keinerlei
entschärfenden Schnitte vorgenommen worden.
Bildqualität
Den Zuschauer erwarten von Anfang an kräftige
Farben, die vor allem bei der Weihnachtsbeleuchtung oder Lukes
teils buntem Kinderzimmer zum Tragen kommen. Dabei ist das Bild
allerdings ein wenig zu weich ausgefallen, weshalb der Detailgrad
von Haaren, Stofffasern oder Farbspritzen etwas höher hätte
ausfallen können. Selbst in Close-Ups sind nur vereinzelnd
Hautporen oder feine Härchen erkennbar. Der im Ansichtsverhältnis
von 2,39:1 vorliegende Film bietet aber dennoch ein zeitgemäßes
Bild, welches ohne Kompressionsfehler oder Artefakte
auskommt.
Tonqualität
Über das Menu der Blu-ray lassen sich folgende Tonspuren auswählen:
-
Deutsch DTS-HD High Resolution 5.1
-
Englisch DTS-HD High Resolution 5.1
-
Deutsch Dolby Digital 2.0
Gleich zu Anfang in der Eröffnungssequenz wird die gute
Unterstützung der Effekte bewiesen. Hier wird einem Schneemann per
Baseball-Schläger der Garaus gemacht. Beim Schlag mit dem
Sportgerät gibt der Subwoofer den Treffer mit ordentlich Druck
wieder. Auch im weiteren Verlauf des Films werden immer wieder
Schockmomente durchs ganze Heimkino verteilt, so dass der ein oder
andere Jump-Scare vorprogrammiert ist. Die Dialoge sind zwar
jederzeit sehr klar und gut verständlich, könnten jedoch ein klein
wenig lauter sein. Im Vergleich mit der Stereo-Spur fallen diese
bei der Mehrkanalwiedergabe etwas ab. Neben den Effekten wird auch
der spannungstreibende Soundtrack immer wieder über sämtliche
Lautsprecher wiedergegeben. Die deutsche Synchronisation ist sehr
gut gelungen, wenn ihr auch gegenüber der Originalversion einige
Schimpfwörter zum Opfer gefallen sind. Dennoch wird auch hier teils
ordentlich geflucht. Ansonsten sind die beiden Tonspuren sehr
gleichwertig ausgefallen.
Ausstattung
Auf der Blu-ray befindet sich folgendes Zusatzmaterial:
Das ausführliche Making Of bietet einen umfassenden Hintergrund zur
Entstehung des Films und ist komplett mit deutsche Untertiteln
versehen. Der Zuschauer erhält hier viele Interviews mit Hauptcast,
Regisseur und Produzenten. So erfährt man zum Beispiel, dass der
komplette Dreh in Australien erfolgte und das Haus der Film-Familie
Lerner komplett im Studio entstanden ist. Dabei ist es den Machern
sehr gut gelungen, ein abwechslungsreiches Set als Handlungsort zu
entwerfen. Des Weiteren wird offenbart, dass es sich bei den
Spinnen am Anfang des Films um echte Tiere gehandelt hat. Olivia
DeJonge überwand zu Gunsten des Budgets ihre Arachnophobie, sodass
die Achtbeiner nicht digital am PC entstehen mussten. Ebenso gibt
Regisseur Peckover preis, dass die Farbeimer-Szenen als Hommage an
Kevin – Allein zu Haus gedacht ist
– nur eben in böser Form. Kurz um: die knappe Stunde bietet
wirklich einige interessante Informationen.
Die Disc steckt in einem normalen blauen Amaray-Case und enthält
ein Wendecover. Ein Download-Code ist leider nicht vorhanden.
Fazit
Dem oft verwendeten Babysitter-Szenario verpasst
der Film einen frischen Anstrich. Durchweg spannend inszeniert,
gelingt es vor allem dem Charakter von Levi Miller den Zuschauer in
seinen Bann zu ziehen. Auf technischer Seite gibt sich die Blu-ray
keine große Blöße und kann vor allem beim Ton sehr gut überzeugen.
Das etwas zu weiche Bild bietet dennoch kräftige Farben und eine
zeitgemäße Umsetzung. Lediglich der Detailgrad hätte hier noch
höher ausfallen dürfen. Beim Bonusmaterial finden Interessenten im
ausführlichen Making Of genügend Hintergrund-Informationen zu den
Dreharbeiten. Regisseur Chris Peckover bringt hier eine fiese
kleine Indie-Perle, welcher Genre-Fans definitiv eine Chance geben
sollten.
Testgeräte
TV: LG OLED 55B7D
Player: Oppo UDP-203
AVR: Yamaha RX-A1060
Lautsprecher: Canton Chrono 509/507/505
Subwoofer: SVS PB-1000
Viele Grüße
Jörn