Hallo allerseits. Ich hab mir mal gedacht, weil die Frage ja immer
wieder kommt, mach ich mal kurz eine Erklärung zu den von manchen
Leuten sehr gehassten schwarzen Balken.
In den über 110 Jahren Kinogeschichte sind die Filme durch
zahlreiche Erfindungen im Bereich der Kameras in sehr
unterschiedlichen Bildformaten aufgenommen worden.
Die ersten Filme (Stummfilme) in 4/3, einer experimentellerweise
mal in 3 x 4/3 = 12/3 oder 4,0:1, später kam dann Cinemascope
(zunächst in 2,66:1 also 24/9), dann in 2,55:1 also 23/9 und
schließlich in der uns heute bekannten Form mit 2,35:1 und ungefähr
21/9. Dazu gesellten sich einige andere Formate wie 5/70 (70 mm
Film 5-perf) mit 2,20:1 (etwa 20/9), sowie 2,11:1 und 1,85:1 und
das 1,66:1.
Es gibt noch mehr verschiedene Filmbildformate, aber das soll mal
genügen. Viele dieser exotischen Formate gibt es nämlich heute gar
nicht mehr. Nur die alten Negative der entsprechenden Filme liegen
in diesem Format vor.
Beschränken wir uns mal auf das sehr seltene 2,78:1 (ca. 25/9), das
heute gebräuchliche Cinemascope 2,35:1 (etwa 21/9) und das ebenso
gebräuchliche 1,85:1 (etwa 17/9).
Bilder in diesen drei Formaten sehen bezüglich des Verhältnisses
von Breite und Höhe in etwa so aus:
Wenn diese Bilder nun im Fernsehen ausgestrahlt, oder auf DVD oder
BD transferiert werden sollen, gibt es folgende
Möglichkeiten:
Bildbeschnitt:
Es wird ein Teil des breiten Bildes rechts und links abgeschnitten,
und der übrig gebliebene Rest wandert auf den Fernsehschirm. Je
nachdem, ob wir es mit einer Ausstrahlung in 4/3 oder 16/9 zu tun
haben, geht dabei mehr oder weniger Bild verloren. Aus unseren drei
ursprünglichen Quellbildern wird somit:
Im besten Fall geht uns nichts weiter verloren, als ein bisschen
optische Atmosphäre. Die Wirkung der Bilder ist nicht mehr die
selbe wie im Ursprungsbild. Die Weite oder Leere der Landschaft
geht verloren. Es wirkt alles dichter und enger.
In einem schlechteren Fall ist das Bild so kadriert, dass rechts
und links bildwichtige Teile (wie etwa Darsteller, wichtige
Requisiten, Accessoires) liegen, die durch eine Beschneidung auf
16/9 oder 4/3 dann wegfallen.
Um das zu verhindern gibt es eine zweite Methode:
Verkleinern und
Letterboxen:
Das Bild wird in seinen Abmessungen so weit verkleinert bis die
breite Seite in die Fläche des Bildschirms eingepaßt werden kann.
Da das Bild im Vergleich zu seiner Breite nur wenig hoch ist, wird
die verbleibende Fläche der Bildhöhe mit schwarzen Balken
ausgefüllt.
Aus unseren drei Bildern wird nun:
Wir sehen an diesem Beispiel, daß auch auf unserem 16/9 Bildschirm
trotzdem noch schwarze Balken bleiben, die mal etwas dicker, mal
etwas dünner sind. Das ist ganz normal und KEINE Fehlfunktion des
16/9 TV-Gerätes. Gleichzeitig sehen wir aber auch, daß die Balken
auf einem 4/3 Fernsehgerät noch dicker ausfallen und das Bild noch
kleiner wirkt.
Die Anschaffung eines 16/9 Gerätes gegenüber den alten 4/3 TVs
lohnt also in jedem Falle, da durch das breitere Bild des 16/9 TVs
die schwarzen Balken niemals so dick werden, wie bei einem 4/3
Gerät. Ganz verschwinden tun sie allerdings auch nicht. Zumindest
nicht bei jedem Format.
Und was hat uns die 16/9 Technik also effektiv gebracht?
Ganz unabhängig vom Filmformat, also ganz egal ob wir uns 4/3 oder
Cinemascope Filme ansehen, haben wir nun im Schnitt immer mehr
genutzte Bildfläche auf unserem TV und weniger schwarze
Balken.
Um den Gewinn noch einmal in Zahlen darzustellen, habe ich eine
Grafik angefügt, in der die genutzte Fläche des Bildschirms bei den
TV-Typen 4/3 und 16/9 und bei unterschiedlichen Filmformaten noch
einmal angegeben ist.
Wie man sieht, bleibt die genutzte Fläche bei einem 16/9 TV (selbst
im schlimmsten Fall) immer über 60 %. Klammern wir die zwei extrem
unüblichen Formate 2,55 und 2,78:1 einmal aus, haben wir auf
unserem 16/9 Bildschirm immer wenigstens 76 % genutzte Bildfläche.
Nur 24 % der Fläche des Bildschirms sind schwarze Balken.
Bei einem Film, der direkt in 16/9 gedreht wurde, werden sogar die
kompletten 100 % der Fläche des Bildschirms ausgefüllt. Und selbst,
wenn man mal zwischendurch einen 4/3 Film schaut, bleiben immer
noch 75 % der Fläche genutzt.
Bei den 4/3 Fernsehgeräten hatte man 100 % Bildabdeckung nur dann,
wenn man sich auch 4/3 Filme angesehen hatte. Sobald das Original
Filmbild etwas breiter wurde, sank die genutzte Fläche
kontinuierlich und betrug bei Cinemascopefilmen beispielsweise nur
noch 56 %. Im schlimmsten Fall sank sie sogar auf unter die Hälfte
herab.
Nun noch kurz zur Diagonale.
Immer wieder hört und liest man Leute sagen: die schwarzen
Cinemascopebalken würden so viel Bild "wegnehmen", daß auf dem 50"
TV nur noch eine 30" oder 40" Diagonale übrigbleibt.
Das stimmt so nicht. Die Diagonale verändert sich nur minimal. Das
liegt einfach daran, daß die Diagonale bei einem 16/9 TV aufgrund
des breiten Bildes schon so flach verläuft, daß eine weitere
Verflachung der Diagonale durch einen Balken oben und unten kaum
Einfluß auf ihre Länge hat.
Eine Auflistung wieviel von der Diagonale noch übrig bleibt, wenn
das Bild schwarze Balken hat, seht ihr hier:
Auch hier sieht man wieder, daß der 4/3 TV wesentlich mehr zu
verlieren hat als der 16/9 TV - mit einer Ausnahme. Das Schlimmste,
was der Diagonale passieren kann, ist ein 4/3 Film auf einem 16/9
TV. Da geht am meisten verloren. Aber auch hier gilt wieder: Macht
man aus einem 4/3 Bild ein 16/9 Bild, werden 25 % Bildinformation
abgeschnitten.
Bei einem 16/9 Gerät mit 50" Diagonale hat man also ein 4/3 Bild
mit 41" Diagonale. Bei den breitwandigen Filmen verbleiben im
Minimum 46" - eher mehr.
Bei einem 4/3 Gerät mit 50" (ca. 127 cm Rückprojektions-TV)
Diagonale verbleiben im Falle eines 16/9 Filmes noch 46", im Falle
eines Cinemascopefilmes noch gut 43" und im schlimmsten Fall immer
noch gut 42".
Und wer sich jetzt für das genaue Aus- und Umrechnen der Diagonale
interessiert, dem sei
dieser Thread empfohlen.
16/9 TVs sind also TROTZ der Tatsache, daß sie bei manchen Filmen
immer noch schwarze Balken zeigen, ein Gewinn gegenüber den bisher
genutzten 4/3 TVs.
Ich hoffe, diese kleine Erklärung hat geholfen zu verstehen, warum
16/9 Fernsehgeräte trotzdem bei manchen Filmen immer noch schwarze
Balken zeigen und daß das kein Fehler ist.
:)
Noch ein kleines, lustiges Filmchen dazu. Klick
HIER!
Enjoy! ;)
Frage: "Schön und gut. Mich stören die Balken aber trotzdem. Was
soll ich machen?"
Antwort: Nur Filme schauen, die in 16:9 bzw. 1,77:1 oder höchstens
1,85:1 aufgenommen wurden.
Man findet diese Filme hier in unserer Datenbank unter dem Reiter
FILME im
Bluray Filmfinder, wenn man unter
"Auflösung/Ton" bei "16:9 Vollbild" ein Häkchen setzt und
anschließend unten auf die Schaltfläche ANZEIGEN klickt.
EDIT: PS für die Spezialisten: die Angaben in Prozent gelten für
"Overscan abgeschaltet".