Ballerina hatte einen schwierigen Produktionsprozess, was dem Film
an einigen Stellen auch anzumerken ist. Viele Actionszenen wurden
nachgedreht, nachdem Chad Stahelski, der kreative Kopf der John
Wick-Reihe, eingestiegen war, um die Qualität auf das gewohnte
Niveau zu bringen. Trotz dieser Umstände ist am Ende ein solides
Spin-off entstanden, dass zwar nicht an die Hauptreihe heranreicht,
aber dennoch gut unterhält. Die Geschichte ist simpel, eine
klassische Rachehandlung mit wenigen, eher unspektakulären
Wendungen. Wer hier eine tiefgründige Story erwartet, wird
enttäuscht, doch wer auf temporeiche Action hofft, bekommt genau
das. Die Kämpfe sind dynamisch, wenn auch mit deutlich mehr
Schnitten als in den John Wick-Filmen, wodurch gelegentlich die
Übersicht verloren geht. Trotzdem ist das Gezeigte deutlich besser
als vieles, was derzeit im Action-Genre erscheint. Besonders
hervorzuheben sind zwei starke Szenen, eine mit Handgranaten und
eine mit Flammenwerfern, die verspielt und kreativ inszeniert sind
und für echte Highlights sorgen. Ana de Armas ist dabei die
perfekte Wahl für die Hauptrolle, sie bringt Härte, Eleganz und
Präsenz mit, die ideal in dieses Universum passen. Etwas negativ
fällt hingegen der Teil mit Norman Reedus auf, der sehr seltsam
wirkt, als würde da ein grösserer Handlungsabschnitt fehlen, fast
so, als hätte man Teile seiner Geschichte im Schnitt entfernt. Auch
optisch erreicht Ballerina nicht das Niveau der John Wick-Filme,
die Bildkompositionen wirken weniger durchdacht und es fehlt häufig
an räumlicher Tiefe. Besonders das Finale im winterlichen Hallstatt
sieht merkwürdig aus, die komplette Schneelandschaft wirkt
künstlich und digital hinzugefügt, was den ansonsten stimmigen Look
etwas bricht. Ein Highlight ist jedoch der kurze Auftritt von Keanu
Reeves, der zwar knapp ausfällt, Fans aber sicher freut. Zwar wirft
dieser Moment Fragen zur zeitlichen Einordnung zwischen John Wick 3
und 4 auf, doch das sollte man wohl nicht zu sehr hinterfragen.
Unter dem Strich wurde ich gut unterhalten und das ist letztlich
das Wichtigste.
7.5/10

LG, Raffi
Letterboxd: VincentVega84