Stallone belebt 80er-Action neu
Sylvester Stallone hat in
Brasilien mit dem Dreh zu "The Expendables" begonnen, einem
aufwendigen Actionprojekt, für das er Kinohelden der Vergangenheit
und Gegenwart vor der Kamera versammeln konnte.
Zwei Männer werden durch die Luft katapultiert, hinter ihnen erhebt
sich ein beeindruckender Feuerball. Bei näherem Hinsehen entpuppen
sich die beiden Gestalten als Schauspiel-Routinier
Eric Roberts und
Wrestling-Legende "Stone Cold"
Steve Austin, die den Kopf
bei diesem Stunt hinhalten müssen.
Nachdem bereits in den Tagen zuvor erste Fotos und Videos eines
beeindruckend durchtrainierten
Sylvester Stallone durch das
Internet geisterten, ist dieser Schnappschuss nun die erste
offizielle Einstellung, die vom Set von Stallones neuer Regiearbeit
"
The Expendables" an die
Öffentlichkeit gebracht wurde. Seither werden Fans auf dem
Produktionsblog
http://ethelmae.wordpress.com/) auf dem
Laufenden gehalten und die ohnehin schon große Begeisterung für das
Projekt gezielt weiter angefacht.

Der alte
Hase und der junge Wilde: Sly und Jason Statham am Set (Foto:
Millennium)
Treffen der Generationen
Seit 5. April laufen in dem kleinen brasilianischen Dorf
Mangaratiba die Dreharbeiten zu dem Film, dessen Starttermin im
April nächsten Jahres in Fankreisen schon jetzt rot umrandet wurde:
als Termin für die Rückkehr des klassischen Actionfilms der
Achtzigerjahre.
Die Begeisterung ist wohl geschürt, seitdem bekannt wurde, dass
Stallone seinem "
John Rambo" einen
Actionfilm über einen Trupp
hartgesottener Söldner folgen lassen wolle und erste Gerüchte für
die Besetzung zu kursieren begannen: Neben Stallone selbst, der
sich die Rolle des mit allen Wassern gewaschenen Haudegen Barney
Ross auf den durchtrainierten, 62 Jahre alten Leib schrieb, wurden
Namen genannt wie
Jason Statham,
Jet Li und
Dolph Lundgren, die alle
tatsächlich unterschrieben, aber auch
Forest Whitaker,
Jean-Claude Van Damme,
Sandra Bullock,
50 Cent und
Ben Kingsley, die
schließlich nicht mitmachten.
Arnie ist drin, Russell ist raus
Stattdessen konnte Stallone sein Ensemble mit den Sport- und
Wrestlingassen
Randy Couture, Steve Austin
und
Terry Crews aufwerten.
Mickey Rourke sagte seine
Mitwirkung nach längerem Hin und Her zu, er wird als Ex-Söldner zu
sehen sein - in einer Rolle, die Stallone nachträglich extra für
ihn ins Drehbuch einfügte. Eric Roberts ersetzte Kingsley.
Und als großer Coup konnte mit
Arnold Schwarzenegger die
andere große Ikone des klassischen Actionfilms für einen
Cameo-Auftritt gewonnen werden; es wird das zweite Zusammentreffen
der beiden vor der Kamera seit Stallones Gastauftritt in "
Last Action Hero" sein.
Lange Zeit hatte sich Stallone zudem um
Kurt Russell bemüht, ließ
dann aber genervt von seinem Vorhaben ab, als es ihm nicht gelang,
Russell selbst zu sprechen, sondern immer nur von dessen Agenten
abgekanzelt wurde.

Er IST
Rocky und Rambo: Sylvester Stallone hat es geschafft, Helden der
80er in die Gegenwart zu übertragen (Foto: Kurt Krieger)
Im Dialog mit den Fans
Es ist eben eine Frage der Ehre, bei "The Expendables" mit dabei zu
sein. Zumindest stellt Stallone, immer schon ein cleverer
Vermarkter seiner selbst, es so dar: Ein Film über einen Trupp
handgemachter Typen von handgemachten Typen für handgemachte Typen
- eine eingeschworene Gemeinde, die sich nur an die eigenen Gesetze
hält und sich nicht vereinnahmen lässt. Durch das Beschwören alter
Outlaw-Werte und sein basisdemokratisches Auftreten im Internet, u.
a. auf der Fan-Website StalloneZone oder Ain't It Cool News, wo er
seinen Fans - durchaus gewitzt - Rede und Antwort steht, skizziert
sich der Star als einer der ihren. Ob aus einem wiedergewonnenen
Respekt vor seiner treuen Fangemeinde, einer neu entdeckten
Bescheidenheit heraus oder einfach aus cleverer Berechnung, lässt
sich schwer beurteilen. In jedem Fall funktioniert dieser neue
Stallone, die Version 2.0.
Denn er war ganz am Boden, noch vor fünf Jahren, ein Schatten
seiner selbst, ein abgetakelter, in die Jahre gekommener
Ex-Superstar, der den Anschluss verloren hatte: Sein "D-Tox" wurde
vom Verleih lustlos verschoben, der Auftritt als Bösewicht in
"
Mission 3D" roch nach
Verzweiflung, "
Avenging Angelo" und "Shade"
schafften es in Deutschland nicht einmal mehr ins Kino. Als er dann
auch noch ankündigte, 15 Jahre nach dem letzten und damals schon
nicht mehr erfolgreichen "
Rocky 5" ein weiteres Mal in
der Rolle, die ihn berühmt gemacht hatte, in den Ring zu steigen,
selbst das Drehbuch zu schreiben und Regie zu führen, da dachte man
unweigerlich an Selbstparodie, das letzte Halali des Sylvester
Stallone. Pustekuchen.
Stallone, das Stehaufmännchen
"
Rocky Balboa" war seine
Wiederauferstehung. Der Film war nicht nur kommerziell ein Erfolg
(70 Mio. Dollar US-Boxoffice, eine Mio. Zuschauer in Deutschland,
155 Mio. Dollar weltweit bei einem Budget von 24 Mio. Dollar),
sondern traf auch einen Nerv bei der Filmkritik, die den wehmütigen
Ton des Films und die schonungslose Darstellung eines Mannes, der
von der Zeit überholt wurde, aber nicht bereit ist aufzugeben,
lobte. Stallone war wieder im Geschäft und nutzte das neu gewonnene
Vertrauen der Industrie, um auch seine andere ikonische Kinofigur,
John Rambo, wieder aufleben zu lassen, aber eben mit einer
veränderten Perspektive.
Der einstige Inbegriff der America-first-Politik eines
Ronald Reagan war nunmehr
niemandes Diener mehr, der diesmal aus eigener Überzeugung zum
Rambo-Messer griff, um unterdrückten Bauern in Myanmar zu helfen,
in einem brutalen Film, der trotz aller Härte einen Nerv traf und
weltweit 115 Mio. Dollar einspielte (bei einem Budget von 50 Mio.
Dollar). Es war auch die erste Zusammenarbeit Stallones mit
Millennium Films, dem Kinoableger der NuImage-Chefs
Avi Lerner,
Danny Dimbort und
Boaz Davidson, die nun auch
hinter "The Expendables" stehen, Stallones aufwendigster
Regiearbeit bislang, ein Projekt, das sich nahtlos an "Rocky
Balboa" und "John Rambo" fügt und eine Quasi-Trilogie
komplettiert.

In "The
Expendables" gibt es ein Wiedersehen für Sly und seinen alten
Kumpel Arnie (Foto: Kurt Krieger)
Action meets Western
Eine Bestandsaufnahme der Achtziger, durch den Zerrspiegel der
Gegenwart auf den heutigen Stand der Dinge gebracht. Bei der
Lektüre des Drehbuchs (erste Fassung vom 4. Dezember), das sich
mühelos im Internet finden lässt, fühlt man sich unweigerlich an
Filme wie Stallones "
Die City-Cobra" oder
Schwarzeneggers "
Phantom-Kommando" erinnert,
auch wenn die Prämisse charmant
Sam Peckinpahs
Westernklassiker "
The Wild Bunch" entliehen
ist:
Ein Trupp von Söldnern, der sich The Expendables (Die
Verzichtbaren) nennt, wird angeheuert, in einer Bananenrepublik
einen von der CIA gestützten Diktator zu beseitigen, um dem
ursprünglichen Präsidenten wieder zur Macht zu verhelfen. Bald
schon finden sich Barney Ross und seine Männer zwischen allen
Fronten wieder, weil die Auftraggeber mit gezinkten Karten spielen
und die CIA ein gesteigertes Interesse hat, die Expendables zur
Strecke zu bringen.

Fürchtet
weder böse Buben noch Giftschlangen: "John Rambo" (Foto:
Warner)
Nie dagewesene Szenen
Es ist ein Film von bewundernswerter Geradlinigkeit, mit einer
Vielzahl von ausufernden Actionszenen, bisweilen so spektakulär,
dass Stallone sie im Drehbuch nicht einmal beschreiben kann
("Vertraut mir, die Szene wird wie nichts, was es jemals vorher
gegeben hat"). Aber auch die Melancholie der beiden letzten
Stallones schimmert wieder durch: Seine Helden sind nur dann
Strahlemänner, wenn es an die Arbeit geht, leiden aber darunter,
als Privatmänner versagt zu haben. Was dann aber wieder keine große
Rolle spielt, wenn die Expendables in bester Genrekonvention mit
dem Rücken zur Antwort Angriff als beste aller möglichen
Verteidigungen wählen.
Sie tun es mit größtmöglichem körperlichem Einsatz: Bereits im
Vorfeld hatte Stallone einen kurzen Clip von sich veröffentlicht,
wie er sich in der Muckibude für den Film vorbereitet. Egal, wie
das Ergebnis auch ausfallen wird: Niemand wird behaupten können,
die treibende Kraft hinter dem Projekt habe es nicht ernst gemeint.
Das weiß auch Millennium, die für die Verleihrechte ihres bislang
teuersten Films die vermutlich höchsten Preise der Firmengeschichte
aufrufen werden. In Deutschland jedenfalls hat noch kein Verleih
das Risiko auf sich genommen. Stallone-Fans sollten sich allerdings
keine Sorgen machen: An "The Expendables" kommt man nicht vorbei.
Der Rest ist Verhandlungssache, zwischen handgemachten Typen
vermutlich.
Kinostart ist voraussichtlich 2010.
Das wird ein FEST!!!!
Behind the Scenes Video:
http://www.moviereporter.net/filme/2352-the-expendables/videos/1231-behind-the-scenes-video