so, der stern bzw. sophie albers schreibt wieder etwas zu the
expendables ...
Harte Kerle kriegen keine Frau
Sylvester Stallones verzweifelte Hommage an den harten Kinokerl hat
etwas Rührendes. Allerdings stürzt das nach Schweiß und Blut
stinkende Männerbild der "Expendables" heterosexuelle Frauen in ein
Dilemma. Von Sophie Albers
Als der Abspann läuft und das Lachen über den perfekten
B-Movie-Trash von "The Expendables" verklungen ist, hat frau
eigentlich nur eine Wahl: lesbisch werden. Denn wenn diese
traurigen Kerle die ultimative Männlichkeitsfantasie verkörpern
sollen, ist die ewig dräuende Vermutung traurige Gewissheit, dass
Frauen und Männer rein gar nichts verbindet. Außer vielleicht ein
bisschen Sex. Aber den gibt es laut Film ja auch nicht.
"The Expendables" erzählt die Geschichte einer Söldnertruppe aus
abgehalfterten Kampfmaschinen, die zwar ganz toll mit großen
Waffen, Tattoonadeln und Motorrädern umgehen können, aber soziale
Kompetenz beim Eintritt ins Arbeitsleben abgegeben haben. Sie haben
und verstehen niemanden außer sich selbst. Und das zelebrieren sie
auch noch mit pathetischen Männlichkeitsritualen.
Das Wunderbare an dem Film ist immerhin, dass diese kaputten Typen
von mindestens angeschlagenen Schauspielern auf die Leinwand
gebracht werden: Sylvester Stallone, Dolph Lundgren, Mickey Rourke,
Bruce Willis, Terry Crews, Randy Couture und - vielleicht hat er
den Warnschuss nicht gehört, der junge Jason Statham. Keine Ahnung,
was Jet Li da macht und warum sich auch noch der Gouverneur von
Kalifornien zu einem Cameo-Auftritt hat hinreißen lassen.
Chuck Norris musste sich nicht erklären
Naja, eigentlich doch eine Ahnung: "The Expendables" feiert eine
vergangene Zeit, in der das Männerbild angeblich noch einfach war:
Hart muss er sein. In den 80ern war die Körperlichkeit alles. Die
Steroid-Industrie hat damals wahrscheinlich mehr verdient als
Hollywood. Muskelmonster wie Schwarzenegger und Stallone waren das
Ideal. Geredet wurde möglichst wenig. Ein Chuck Norris musste sich
nicht erklären. Und viele Männer - in den USA ist "The Expendables"
seit zwei Wochen auf Platz eins der Kinocharts - trauern diesen
Zeiten hinterher.
Muskelkraft ist dieser Tage nämlich eine schwierige Sache, scheint
sie doch unmöglich vereinbar mit Charakter. Die aktuellen
Hollywoodstars wollen nicht posen, sondern kuscheln und reden, so
wie Milchgesicht Robert Pattinson oder - Gott bewahre - sogar
tanzen und singen wie Zac Efron. Die halsbrecherischen Stunts, mit
denen die harten Kerle von damals Eindruck machten, erledigen heute
Computerprogramme. Wenn Sie mir jetzt übrigens mit dem Sixpack von
"Actiondarsteller" Taylor Lautner ("Twilight"-Werwolf) kommen
wollen, gucken Sie sich die Filme bitte noch mal an: Der Junge ist
ein Running Gag. Vin Diesel? Matthew McConaughey? Ich bitte Sie...
Wo war ich? Ach ja, die Stunts.
Jason Statham als nasses Handtuch
Stallone legt auf seiner
"Expendables"-Werbetour großen Wert darauf, der Welt
mitzuteilen, dass die Stunts in seinem Film (er schrieb das
Drehbuch und führte Regie) alle hausgemacht seien. Natürlich hat er
auch die Geschichte parat, dass er sich einen Halswirbel
angeknackst habe, als es zur Sache ging. Computergenerierte Effekte
kämen ihm nicht auf die Filmrolle, fährt der Old-School-Guru fort.
Aber warum lacht Statham eigentlich, der an Stallones breiter Seite
sitzt? Schließlich kriegt seine Generation des Actionkinos
permanent einen mit: "Hey, wir mussten noch ins Fitnessstudio
gehen", pöbelt Stallone. Der Nachwuchs sei zu weich, zu nett, zu
zimperlich. Und es ist tatsächlich verblüffend: Neben den
ramponierten 64 Jahren von "Rocky/ Rambo"-Stallone sieht der
37-jährige Statham aus wie ein nasses Handtuch. Das scheint ihm
mittlerweile auch aufgefallen zu sein. Er hat ausgelacht.
Aber zurück zur Geschichte und den lesbischen Frauen: Besagte
Söldner bekommen den Auftrag, in einer südamerikanischen
Drogenrepublik aufzuräumen. Als Vogelforscher (!) spionieren
Stallone und Statham die kleine Diktatur aus. Und dann endet auch
schon alles in fliegenden Fäusten und dicken Explosionswolken. Denn
es gilt, eine schöne junge Frau zu retten. Die guckt zwar ähnlich
entschlossen wie Angelina Jolies Superagentin Salt, hat aber
offensichtlich Stricken lernen müssen, anstatt zum
Waffenkundeunterricht zu gehen.
Die anderen Frauen im Film sind eine Fastverlobte von Statham, die
ebenfalls gerettet werden muss, und eine Dosenblondine, die sich
mal kurz an Mickey Rourke alias Tätowierer Tool reiben darf, bevor
sie ihm ein Bier holen muss. Frauen als Menschen, mit denen man
sich auseinandersetzt, finden nicht statt.
Irgendwann fängt dann plötzlich der härteste aller Kerle, Rourke,
an zu heulen, weil er sich an die Stärke und Entschlossenheit einer
Frau erinnert, die nicht einmal den Tod fürchete. Und da haben wir
es: Unter dem Betonpanzer dieser Männer für Männer verbergen sich
jammernde, puddigweiche Kinder, die aus Angst vor der Wirklichkeit
um sich schießen müssen. Und Stallone gibt es sogar zu: Auf die
Frage, was ihm im Leben Angst mache, antwortet er ohne zu
überlegen: "Frauen". Kein Wunder, dass die Muskeldinosaurier
ausgestorben sind.
quelle:
http://www.stern.de/kultur/film/kinostart-the-expendables-harte-kerle-kriegen-keine-frau-1596965.html