Die Bücher und Spiele sind großartig. Die erste Staffel und Henry
Cavill ebenfalls, deshalb schaue ich natürlich weiter, um zu sehen,
was die Macher aus der Serie gemacht haben.
Die vierte Staffel ist jetzt beendet und befindet sich auf einem
ähnlichen Niveau wie She-Hulk oder The Acolyte.
Im Geralt-Handlungsstrang versucht er, Ciri zu finden. Einige
Begleiter schließen sich ihm an, und so reisen sie die ganze
Staffel über. Dabei passiert faktisch nichts Sinnvolles: keine
Entwicklung, keine Tiefe. Man fragt sich ständig, wie sinnlos eine
Serie sein kann. Den Geralt-Handlungsstrang hätte man auch
streichen können – man hätte nichts verpasst.
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Zwischendurch fragt eine Königin Geralt,
nachdem sie seinen Namen erfahren hat, woher er kommt. Er sagt „von
nirgendwo“ – und direkt danach ernennt sie ihn zum Ritter Geralt
von Riva. Wie sie wissen soll, dass er aus Riva stammt? Das wissen
nur die Drehbuchautoren; die Königin kann es in der Serie nicht
wissen, deswegen fragt sie nach, von wo er kommt.
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Zwischendurch springt eine seiner
Begleiterinnen, die schwanger ist, von einem
50-Meter-Felsen ins Wasser –
und alle applaudieren, trotz Schwangerschaft. Später erleidet sie
eine Totgeburt. Geralt fragt den Arzt, wie es ihr geht, und dieser
sagt: „Sie hatte eine Totgeburt.“ Geralt fragt noch einmal, wie es
ihr geht, und der Arzt antwortet: „Ganz gut.“ Danach geht die
Handlung einfach normal weiter. Die Charaktere sind so seelenlos
und emotionslos geschrieben, man glaubt es kaum.
Der Ciri-Handlungsstrang ist inzwischen völlig entkoppelt vom Rest
der Welt. Sie ist jetzt bei der Rattenbande – einer Gruppe junger,
diverser Erwachsener, die die ganze Zeit erzählen, wie krass sie
sind und was für große Überfälle sie angeblich durchführen. Als
Zuschauer sieht man jedoch nur, dass sie dumm, überheblich und
unreflektiert sind. Sie glauben, unfehlbar zu sein und alles tun zu
können – Realität und Konsequenzen existieren für sie nicht.
Zwischendurch ziehen sie sich ein paar Drogen durch die Nase und
feiern eine wilde Party, während ein entführter Junge mit großen,
ängstlichen Augen daneben sitzt. Dann hängen sie noch eine Zeit
lang in der Shishabar herum, als wäre das das Highlight der
Handlung.
Der ganze Ciri-Handlungsstrang hat inzwischen nichts mehr mit dem
Witcher-Universum zu tun. Charaktere, Logik, Atmosphäre – alles
wirkt künstlich und aufgesetzt, ohne Bezug zur bisherigen Welt oder
zu den Büchern.
Der Yennefer-Handlungsstrang ist deutlich besser, weil er sich
konsequent um Vilgefortz dreht. Die Handlung entwickelt sich hier,
es gibt große Verluste, Spannung und ordentliche Action, und man
merkt, dass die Macher zumindest in diesem Strang ein wenig in der
Welt von Sapkowski angekommen sind. Besonders Folge 6 ist hier
hervorzuheben.
Highlight der Staffel ist Leo Bonnard: Obwohl seine Rolle klein
ist, stiehlt er jede Szene, in der er auftaucht. Er zeigt
eindrucksvoll, was diese Serie hätte sein können. Im Grunde reicht
es, die letzten zehn Minuten der letzten Folge zu sehen: Hier
bekommt man Leo Bonnard in einer guten Action-Szene zu sehen, und
es passiert endlich mal etwas, das die Handlung voranbringt.
Insgesamt bleibt jedoch nur wenig Positives: Für diese Staffel kann
man höchstens drei Punkte vergeben, und das liegt noch nicht einmal
am Schauspielerwechsel.
3 von 10 Punkten