Kinostart (DE): 9.3.2017
Trailer (OV):
https://www.youtube.com/watch?v=9NJj12tJzqc
Trailer (dt.):
https://www.youtube.com/watch?v=Hd5RtFmIs2s
Zusammenfassung:
Zitat:
Moonlight erzählt die berührende
Geschichte des jungen Chiron, der in Miami fernab jeglichen
Glamours aufwächst. Der Film begleitet entscheidende Momente in
Chirons Leben von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter, in denen
er sich selbst entdeckt, für seinen Platz in der Welt kämpft, seine
große Liebe findet und wieder verliert. Moonlight ist ein
einzigartiges Stück Kino darüber, wie die Suche nach einem Platz in
der Welt, unsere Umgebung, die eigene Familie und insbesondere die
erste Liebe uns unser Leben lang prägen.
Quelle: Verleih/Cineplex
Darsteller:
Alex R. Hibbert, Ashton Sanders, Trevante Rhodes, Naomie Harris,
Mahershala Ali, Janelle Monáe, Jaden Piner, Jharrel Jerome, André
Holland (u.a.)
###
Ich war überrascht, dass es zum Oscar-Gewinner in der Kategorie
"Bester Film" noch keinen Thread gab. Sollte ich trotz der Suche
einen bereits existierenden
Moonlight-Thread übersehen
habe, bitte diesen Beitra dorthin verschieben.
Auch wenn der Film vielerorts wahrscheinlich schon nicht mehr in
den (großen) Kinos, sondern nur noch in den Programmkinos läuft (so
auch in MA), möchte ich dennoch mit diesem Thread ein wenig für
Moonlight werben.
Ich habe mir den Film gestern Abend angesehen (OV). In knapp zwei
Stunden erzählt
Moonlight die Geschichte des
Afroamerikaners Chiron in drei Kapiteln: Kindheit ("Little",
Darsteller: Alex R. Hibbert), Jugend (Chiron, Ashton Sanders),
Erwachsener ("Black", Trevante Rhodes). Chiron wächst in
zerrütteten Verhältnissen auf; der Vater ist (mindestens) abwesend,
die Mutter drogenabhängig, die Wohngegend ein sozialer Brennpunkt
und in der Schule wird "Little" von anderen Kindern gemobbt. Im
ersten Teil hat der Film m.E. seine größten Stärken, denn wie sich
diese Trostlosigkeit und soziale Kälte auf den kleinen Chiron
auswirken, ist filmtechnisch und schauspielerisch schlicht und
ergreifend überragend dargestellt.
In dieser Situation macht Chiron zwei schicksalhafte Begegnungen
bzw. Erfahrungen. Zum einen lernt er Juan (Mahershala Ali) kennen,
ein kubanisch-stämmiger Drogendealer, der von nun zu einer Art
Zieh-Vater wird und "Little" unter seine Fittiche nimmt; zum
anderen erteilt ihm sein einziger Schulfreund, "Kev" (Jaden Piner),
eine wichtige Lektion, die v.a. im mittleren Abschnitt des Films
wieder relevant wird.
An dieser Stelle beende ich die Zusammenfassung, denn sonst besteht
große Spoiler-Gefahr, obwohl - oder gerade weil - sich die
folgenden Geschehnisse schnell zusammenfassen ließen.
Moonlight erzählt die Geschichte Chirons mithilfe
großartig aufspielender Schauspieler. Hier ist kein Darsteller
dabei, der in irgendeiner Weise abfallen würde. Auch ohne viel
Screentime hat mich dabei v.a. Naomie Harris als Mutter Paula
überzeugt. Auch die drei verschiedenaltrigen Chiron Schauspieler
machen ihre Sache jeweils exzellent, insbesondere der
"Little"-Darsteller (Alex R. Hibbert). Am liebsten würde man ihm
die Hand reichen und ihn aus dieser Gegend holen und in eine
kindgerechtere Umgebung bringen. Es sind die vielen Kleinigkeiten,
die sein Spiel so außergewöhnlich machen. Um nur ein Beispiel zu
nennen (das auch im Trailer vorkommt und damit wohl kaum als
Spoiler zu verstecken ist): Die kurze Szene aus dem Tanzunterricht
(?), in der er für ein paar Augenblicke alles um sich herum
ausblendet und vollkommen frei sein und sich ausleben kann. Wow,
ist das stark!
Überhaupt beeindruckt die gesamte Ästhetik des Films. Die
Bildsprache ist durchgestylt ohne dabei künstlich oder
unglaubwürdig zu erscheinen. Die Kamera ist häufig sehr nah am
Geschehen oder besser gesagt, den Menschen, dran, wodurch noch
größere Intensität erreicht wird. Aktiver und bewusster Einsatz von
Unschärfe und Fokusverschiebungen machen den Film auch zu einem
visuellen Erlebnis. Allerdings denke ich, dass diese
gestalterischen Mittel nicht jedem Zuschauer zusagen. Auch die
etappenweise stillen oder mit nur wenig Dialog ausgestalteten
Szenen haben Potential, das Publikum zu polarisieren. Wer sich
allerdings darauf einlässt und sich auf die handelnden Personen
konzentriert, wird belohnt. Ihre feinen Nuancen in Mimik und
Agieren haben eine Ausdrucksstärke, die ohnehin keiner oder
zumindest nicht vieler Worte bedarf. Das ganze wird an wenigen,
wohl dosierten Stellen durch einen perfekt abgestimmten Score
(Nicholas Britell) unterstützt. Dadurch erhält der Film eine
Sogwirkung, wie man sie nur selten im Kino erlebt.
Fazit:
Moonlight ist - allein schon wegen der Thematik -
mit Sicherheit kein Film für die breite Masse. Er setzt ein
gewisses Maß an Einfühlungsvermögen voraus, aber trotzdem bleibt
die dargestellte Lebensrealität in vielen Bereichen terra
incognita. Dennoch bietet der Film mehr als nur einen
holzschnittartigen Blick auf eine, zumindest aus meiner Warte
betrachtet, sehr weit entfernten Lebenswelt. Er verhandelt nicht
nur die individuelle Geschichte des jungen Chiron, sondern stellt
auch größere Fragen, die über die Sujets Homosexualität und
(afroamerikanische) Identität hinausreichen.
9/10
Punkte, mit einer gewissen Tendenz nach oben (nach Zweitsichtung
auf BD).