Dieser Film, er ist sehr gut.
Das ist der Film, wo man minutenlang Rooney Mara dabei zusieht wie
sie einen ganzen Schokoladenkuchen vertilgt. Ja, die
Erzählgeschwindigkeit ist teilweise sehr langsam und dann ist sie
wiederum sehr schnell. Gerade die langsamen Parts werden viele
abschrecken, was schade ist, weil Zeit das zentrale Thema des Films
ist (es geht aber auch um Erinnerungen, das langsame Verarbeiten
der Vergangenheit, emotionale Bindungen zu Orten). Diese Variation
im Erzählrhythmus greift damit den Inhalt strukturell wieder auf
und erst dadurch versteht man, worum es da Lowery eigentlich
geht.
Interessanterweise wirkt der Geist in Form eines Lakens mit 2
Löchern überhaupt nicht lächerlich und es gelingt ihm effektiv den
Zuschauer auf emotionaler Ebene zu berühren. Das Gespenst hat
erstaunlich viel Charakter und man kann seinen Gemütszustand
jederzeit korrekt erfassen, auch wenn man keine Regungen im Gesicht
erkennen kann.
Die Tonalität und die Atmosphäre sind vielleicht sogar der
eigentliche Star des Films: Die meiste schwelgt der Film in einer
bittersüßen Melancholie, lässt den Zuschauer sein bisheriges Leben
Revue passieren und erinnert uns daran, dass alles vergänglich ist.
Manche Abschnitte im Leben verliefen gefühlt wie im Flug und manche
Passage zieht sich manchmal ewig. Wenn Affleck seiner Freundin
sagt, dass er das Piano erst kürzlich stimmen lassen hat und sie
darauf entgegnet, dass das mittlerweile auch schon wieder ein Jahr
her ist, dann versteht man, dass Zeit etwas Relatives und
Subjektives ist.
Der Ton wandelt sich auch ins Depressive, was vielen nicht
schmecken wird, aber verdammt... vereinnahmt einen dieser Film. Das
Interesse für das Dargestellte kommt mit der eigenen Reflexion Das
ist anregende Kunst. In der Hinsicht ist der gelegentlich langsame
Rhythmus auch mal ganz angenehm.
Ich kann mich nur wiederholen, A24 hat echt einen Lauf wie kein
anderes Label zur Zeit.
(8/10)