Wie "generell" ist "generell"? Wird das Original Kameranegativ
herangezogen kann der Transfer wirklich gut aussehen. Die
Verlockung für die Studios ist hierbei ja nur, dass für manche
Filme aus den 80ern bereits quasi HD-ähnliche Transfers (z.B. auf
analogen 1080i EUREKA Bändern) vorliegen. Die zu digitalisieren
kostet vergleichsweise gar nichts und ist absolut
originalfilmmaterialschonend im Gegensatz zu der Vorgehensweise die
echten Kameranegative Generation Null tatsächlich rauszuholen und
noch einmal zu scannen.
Wenn wirklich echtes 35 mm Material gescant wird, dann leider
üblicherweise der Einfachheit und Sicherheit halber eine 35 mm
Positiv
kopie. Und die ist - wenn
wieder nicht speziell für den Bluraytransfer angefertigt, sondern
einfach aus dem Archiv entnommen, nicht das, was wir HighEnder uns
unter einem HD Transfer vorstellen. Dafür ist sie bereits
geschnitten, wie es sein soll, hat den Ton synchron, Abmischung,
Titel sind mit drin, Untertitel, optische Effekte...
Die Negative haben das alles nicht. Weder die optischen Effekte,
noch die Titel/Untertitel, noch eine Abmischung, da auf den
Kameranegativen gar keine Tonspur drauf ist. Das ist wie
Rohmaterial auf den PC überspielen und noch einmal bei Null
anfangen. Die Takes raussuchen, die verwendet wurden, die
Schnittliste suchen, wann welche Einstellung wo geschnitten wurde.
Das ganze O-Ton-Material nochmal neu reinladen, bearbeiten,
schneiden/synchron anlegen, neu abmischen, die optischen Effekte
neu machen, die Titel neu machen. Ganz zu schweigen von so
diffizilen Dingen wie Farbkorrektur, Helligkeit, Kontrast. Wie
waren die Filme damals im Kino zu sehen? Wie wollte sie der
Regiesseur aber eigentlich haben (das muß nicht das selbe sein),
wie hätte er es gern gehabt, wenn es möglich gewesen wäre? Dass muß
alles noch einmal bedacht und gemacht werden im Falle eines echten
Kameranegativscans. Deshalb ist es aufwendiger. Aufwendiger =
teurer. Teurer = höhere Preise und weniger Gewinn. Da lassen sich
viele Studios hinreißen, einen preiswerteren Transfer von einer
bereits vorhandenen 35 mm Positivkopie oder sogar nur eine
Digitalisierung von einem 1080i Videoband (aus den 80er/90ern) zu
machen.
Die 35 mm Positivkopien aus den 80ern waren sehr oft sehr preiswert
gemacht. Die wichtigsten Marketingschlagworte in den 80ern waren ja
auch immer: Rationalisierung & Marktwirtschaft. Wer
rationalisiert, leistet sich keine überflüssige Ausgabe und holt
nicht das qualitativ allerbeste aus einem Vorgang heraus, wenn
dafür die Kosten zu sehr steigen, sondern versucht das ökonomisch
Beste draus zu machen. Polemisch könnte man formulieren: Wer ein
bißchen schlampt ist schneller und effizienter. Effizienter =
billiger = marktwirtschaftlich effektiver.
Die Originalnegative sind da natürlich besser als die 35 mm
Positivkopien. Aber die werden meist nicht herangezogen. Wie
gesagt, ist auch gefährlich für das Weiterbestehen des Films.
Braucht bloß mal ne Rolle "wegkommen", die Putzfrau versehentlich
das Putzmittel drüber ausschütten, der Scanner einen mechanischen
Hänger haben, der Kurier, der das Material anliefert einen Unfall,
oder nur einen schlechten Tag... was da alles passieren kann...