Ist man sich anfangs nicht sicher, ob die Protagonistin imstande ist Geister zu sehen, wird am Ende deutlich, dass es vielmehr eine Geschichte über Trauerbewältigung und Abschiednehmen ist. Maureen hat den Tod ihres Bruders noch nicht verarbeitet und deutet deshalb ständig irgendwelche Vorkommnisse als Botschaften aus der Zwischenwelt. Der Wunsch an eine andere Existenzform ist größer als ihr rationaler Kopf. So spielt der Film mit bekannten Verhaltensmustern, wo der Alltag von Hinterbliebenen immer noch durch einen Verstorbenen bestimmt wird: Da werden seltsame Geräusche als Rufe aus dem Jenseits gedeutet, ständig sieht man das Gesicht des Verstorbenen in anderen Personen und da erscheint auch eine billige Schauer-Doku aus dem Internet nicht mehr ganz fernab der Realität. Man möchte es halt glauben. Personal Shopper zeigt wie weit dieser Wunsch nach einem letzten Dialog gehen kann, wie sehr es das Leben einer hinterbliebenen Person weiter bestimmen kann.

Dabei zeigt er auch wie das digitale Zeitalter dieses Verhalten noch weiterhin beeinflussen kann. So werden selbst digitale Nachrichten als Kommunikationsmittel zwischen den Dimensionen interpretiert, obwohl die Möglichkeit eines sexuell motivierten Stalkers viel wahrscheinlicher erscheinen sollte. Gerade in Zeiten von sozialen Medien erscheinen verlorene Personen immer noch ein Stück näher als vor Facebook, Whatsapp und co.: Es ist zu leicht in alten Chats und Profilen zu schwelgen, sodass das Abschiednehmen noch weiter hinausgezögert werden kann. Bei Maureen kommt noch hinzu, dass auch ihr Bruder von der Existenz von Geistern überzeugt war, sie sozusagen für diese Denkweise empfänglich gemacht hat. Mal überwiegt ihr rationaler Gedanke (zerbrochene Tasse im Haus ihrer Schwägerin), mal obsiegt der Wunsch nach einem Wiedersehen mit ihren Bruder (Geistererscheinung im alten Haus). Sie selbst weiß nicht wer sie sein will, in ihr rebellieren zwei Anschauungen. Dass sie selber lieber jemand anders sein will, überrascht da nicht.