Ich bin am Wochenende auch in den Genuss gekommen, den Film im Kino
zu sehen:
Shin Godzilla ( aka Godzilla Resurgence ) ist die neuste
Inkarnation des Königs der Monster und Toho's erster Godzillafilm
seit dem 2004 erschienenen Godzilla: Final Wars. Nachdem Fans
zuletzt im Jahr 2014 noch mit der rebooteten US-Version von Gareth
Evans vorlieb nehmen konnten, ließen sich auch die japanischen Toho
Studios, welche Godzilla 1954 erstmals auf die Welt / Japan
losließen, nicht lumpen und beendeten die lange Pause von 12
Jahren. Shin Godzilla heißt ihr neuster und mittlerweile 29.
Godzillafilm ( inklusive der beiden US Varianten sind es nunmehr
insgesamt 31 Filme an der Zahl ), der ein Reboot ist und sämtliche
Vorgänger ignoriert. Einige der früheren Filme taten dies bereits
oder nahmen beispielsweise nur auf den Ur-Godzilla von 1954 bezug,
wie z. Bsp. "Godzilla, Mothra & King Ghidora: Giant Monsters
All-Out Attack" aus der Millennium-Ära von 2001.
Shin Godzilla kennt also auch nicht den Ur-Godzilla und die
Bedrohung ist für die Menschen hier eine gänzlich neue. So wird
Tokyo durch ein vermeintliches Beben inklusive Wasserfontäne in der
Tokyo Bay erschüttert, welches die Unterwassertunnel zerstört und
volllaufen lässt. Der Krisenstab kommt zusammen und zunächst
vermutet man einen Ausbruch eines Unterwasservulkans. Wenig später
jedoch bahnt sich ein riesiges Ungetüm von Monster seinen Weg durch
Tokyo und hinterlässt Chaos und Zerstörung. Krisenabwehr und
Militär scheinen überfordert.
Der Film geht ganz andere Wege als die bisherigen Verfilmungen und
zeigt die Katastrophe mit allem was dazu gehört. So wird die ganze
Taktik und Strategie dahinter sehr ausführlich beleuchtet und man
wird Zeuge zahlreicher Krisensgespräche verschiedener
Institutionen, was gerade zu Beginn erst mal einen beträchtlichen
Teil der Laufzeit in Anspruch nimmt und etwas Geduld erfordert. Wer
hier den meist lockeren, trashigen Charme aus vielen der alten
Godzillafilme erwartet, könnte enttäuscht werden, denn Shin
Godzilla erhebt schon einen deutlich ernsteren Anspruch, nicht
zuletzt auch durch die ganze Politik dahinter, die Art der
detaillierten Darstellung und der immer wieder eingeschoben
Nachrichtenmeldungen bekommt das Ganze einen sehr dokumentarischen
Stil. Evakuierungsmaßnahmen gehören dabei genauso zum Bild und wäre
da nicht ein großes Monster welches gerade in Tokyo wütet, könnte
es sich genauso gut um ein Erdbeben oder die metaphorische
Atomkatastrophe handeln, für die Godzilla sowieso steht. Gerade aus
aktueller Sicht steht Godzilla genauso für die
Fukushima-Katastrophe von 2011, wie die beiden Atombombenabwürfe
auf Japan im zweiten Weltkrieg. Das Thema ist aus heutiger Sicht
aktueller denn je und Godzilla selbst, wird sinnbildlich zur
Manifestation allen Übels, was dadurch verursacht werden
kann.
So ist auch Shin Godzilla nicht nur auf puren Krawall und Action
aus, sondern nimmt sich der Thematik durchaus ernster an.
Die Zerstörungsorgien aber fehlen auch hier nicht, ganz im
Gegenteil. ACtion und Krawallfans werden auch hier entsprechend gut
unterhalten. Die Szenen, in denen Godzilla die Stadt in Schutt und
Asche legt sind atemberaubend gut und kompromisslos. Da wird gerade
noch in die Wohnung einer jungen Familie geschwenkt, bevor man die
Außenansicht sieht, wie Godzilla das ganze Wohngebäude zum Einsturz
bringt.
Die Action selbst macht Laune und man bekommt viele schöne
Weitwinkelaufnahmen in voller Pracht zu sehen. Godzilla selbst ist
recht häufig und lang zu sehen, anders als beim 2014er US-Werk von
Gareth Evans. Man zeigt ihn nicht inflationär viel, hält mit seinem
"Star" aber ganz und gar nicht hinterm Berg.
Die Effekte sind zwar nicht auf dem Niveau vom letzten US Godzilla
aber insgesamt sehr gut und bieten Retrofeeling in modernem Gewand,
also genau das was ich mir als Fan von einem neuen Japangodzilla
erwartet habe. Hier wurde alles richtig gemacht.
Das neue Design der Echse ist anders aber hat mir im finalen
Stadium auch sehr gut gefallen. Schön sind auch auf jeden Fall die
vielen bekannten Einstellungen und Aufnahmen, z. Bsp. als Godzilla
am Horizont aus dem Wasser steigt und sich auf die Stadt zu bewegt
oder weitwinklige Fernaufnahmen, die die schiere Größe des Monsters
im Vergleich zur Stadt und eine Schneise der Verwüstung zeigen.
Auch die Soundeffekte, Godzillas Brüllen usw. sind die
Originalsounds, wie man sie aus den alten Filmen kennt.
Dieses Reboot hebt sich deutlich ab von den früheren japanischen
Godzillafilmen, daher sollte man sich vor der Sichtung im klaren
sein, dass es viel Dialog gibt und nicht nur pure Monsteraction und
Zerstörung, was eben auf manchen Zuschauer doch bisweilen trocken
wirken kann.
Mir hat der Film sehr gut gefallen und ich hoffe, dass es nun öfter
wieder was aus Japan zu hören gibt, nicht nur bzgl. Godzilla
sondern auch was das lange angekündigte Gamera.Reboot angeht.
Zumindest wird mit "Godzilla: Monster Planet" demnächst ein
komplett CGI-animierter Godzillafilm über Netflix erscheinen, der
wohl auch Sequels spendiert bekommen soll, was das Warten auf den
nächsten Realfilm verkürzt.
8 / 10