Die meisten werden Regisseur Joe Lynch vermutlich aus der
Musikvideo-Szene kennen, in der sich der gebürtige Amerikaner einen
Namen gemacht hat. Neben einigen Kurzfilmen sammelte er seine
ersten richtigen Erfahrungen mit Titeln wie
Wrong Turn 2: Dead End (2007) und
zuletzt
Knights of Badassdom (2012), die
allesamt ganz passabel waren. Mit seinem neusten Werk namens
Everly, das eine überragende Salma Hayek in der
Hauptrolle als knallharte Killerin zeigt, dürfte er aber nun
gänzlich in der oberen Liga der Hollywood-Regisseure angekommen
sein. Seit dem 29. Mai ist der Actionstreifen bereits im Handel
erhältlich, wir haben der ungekürzten Blu-ray-Fassung auf den
HD-Zahn gefühlt und verraten hier nun, weshalb man den Titel
keinesfalls verpassen sollte.
Story:
Die junge Mutter und FBI-Agentin Everly (S.
Hayek) ermittelt verdeckt seit mehreren Jahren als Prostituierte
gegen ein hohes Tier der japanischen Yakuza. Doch als Everlys
Zuhälter und hochrangiger Yakuza-Boss Taiko (H. Watanabe)
herausfindet, wer sie wirklich ist, wird ihre luxuriöse Unterkunft
zur tödlichen Falle. Nachdem Everly in ihrer Wohnung viele von
Taikos Gefolgsleuten kaltblütig erschossen hat, setzt dieser ein
hohes Kopfgeld auf sie aus. Schon bald steht eine schwer bewaffnete
Armada von Profikillern vor ihrer Tür und auch die korrupten Cops
sowie die anderen hausansässigen Prostituierten klopfen
unfreundlich an, schließlich wollen alle das ausgesetzte Kopfgeld
für sich kassieren. Gefangen in ihrer Wohnung, muss sich die
unbedarfte Everly mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln
wehren und kennt dabei keine Gnade.
Zugegeben, die Handlung von
Everly ist dünn und
bietet weder tiefgründige Dialoge noch abwechslungsreiche
Schauplätze. Das ist aber nicht weiter tragisch, denn der neuste
Film von Joe Lynch macht dies mit der rasant choreografierten
Action und einer Salma Hayek in Bestform locker wieder wett. Zudem
ist es Lynch gelungen, die gesamte Action auf einen einzigen
Schauplatz zu begrenzen, nämlich
Everlys
Apartment. Wenn
Everly ihre Wohnung verlässt, dann
eigentlich nur bis zum Flur und auch bloß, weil sie gerade die
anstürmenden Profikiller daran hindern will, ihre Wohnung zu
betreten. Dabei geht sie ungemein kreativ und tough vor, sei es nun
die Granate im Fahrstuhl oder mittels des Hol-das-Stöckchen-Tricks,
mit welchem sie sich einen fiesen Köter vom Leib hält. Abgesehen
von Salma Hayek, ihrer Film-Mutter Edith (L. Cepeda) sowie ihrer
Tochter Maisey (A. Ayamah), sind die übrigen Protagonisten im
wahrsten Sinne des Wortes nur Kanonenfutter und tragen ansonsten
nichts Nennenswertes zum Film bei. Selbst Yakuza-Oberbösewicht
Taiko bleibt zu jeder Zeit blass, wohingegen zumindest der Sadist
(T. Igawa) mit seinen vier maskierten und wortlosen Gehilfen,
regelrecht zu begeistern weiß. Wenn dieser sein Schminkköfferchen
mit todbringenden Säuren auspackt und ganz genüsslich beginnt, die
unbedarfte
Everly zu foltern, geht einem das schon
sehr nahe – nicht zuletzt auch wegen der verzweifelnden Schreie der
hübschen Hauptdarstellerin.
Kurzum: Inhaltlich schwach, allerdings handwerklich erstklassig
inszeniert und mit brachialer Non-Stop-Action angereichert.
Bildqualität:
Der Transfer liegt im Seitenverhältnis von 2.40:1 vor und bietet
auch eine ganz passable Bildqualität. Allerdings fällt auf, dass
der Transfer in vielen Szenen keine durchweg knackscharfe Schärfe
erreicht, was umso ärgerlicher ist, wenn man hingegen bei den
meisten Gesichts-Nahaufnahmen jedes noch so feine Haar und selbst
die Hautporen der Darsteller mühelos erkennen kann. Eine
ansprechende Tiefenwirkung vermittelt das Bild leider auch nicht,
dafür stimmen aber die Farben und auch das Kontrastverhältnis.
Etwas problematisch wird es manchmal in dunkleren Bildbereichen, in
denen dann sogar einige Details verloren gehen. Ein annehmbarer
jedoch keinesfalls überragender Transfer, der auch nur knapp den
siebten Punkt erreicht hat.
Tonqualität:
Die Schwächen bei der Bildqualität werden von den beiden
enthaltenen Tonspuren, die auf Deutsch und Englisch jeweils in
DTS-HD Master Audio 5.1 vorliegen, locker wieder wettgemacht. Beide
Tracks klingen sehr voluminös, bieten eine exzellente
Dialogverständlichkeit und sind zudem sehr räumlich abgemischt
worden. Wenn hier rumgeballert wird, hört man die Kugeln in allen
Ecken des heimischen Wohnzimmers zischen und wenn schwerere
Geschütze als Pistolen, Pump-Guns oder Maschinengewehre aufgefahren
werden, leistet der Tieftonkanal regelrecht Schwerstarbeit. Ein
wahrlich starker Sound, der nur knapp die Höchstwertung
verfehlt.
Ausstattung:
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Vortrailer zu 'Sin City 2: A Dame to kill for' (2:18
min.)
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Vortrailer zu 'Kundo: Packt der Gesetzlosen' (1:55
min.)
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Interviews:
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Salma Hayek / Everly (6:05 min.)
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Akie Kotabe / Dead Man (2:19 min.)
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Gabriella Wright / Anna ( 2:09 min.)
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Togo Igawa / Sadist (2:08 min.)
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Hiroyuki Watanabe / Taiko ( 2:06 min.)
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Joe Lynch / Director (10:08 min.)
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B-Roll (13:07 min.)
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No Way Out: The Making of Everly (7:29 min.)
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Original Trailer (2:04 min.)
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Trailerschau zu acht weiteren Titeln
Viele Extras bietet die deutsche Blu-ray leider nicht. Auf die zwei
Audiokommentare und das 'Silent Night'-Musikvideo von Raya
Yarborough und Bear McCreary der US-Disc, muss hierzulande leider
verzichtet werden. Dafür sind aber sechs informative Interviews mit
Cast & Crew sowie eine aufschlussreiche B-Roll, ein kurzes
Making-of und der Original Trailer in englischer Sprache enthalten.
Erwähnenswert ist zudem, dass sämtliche Extras in HD vorliegen und
auch deutsch untertitelt sind. Des Weiteren beinhaltet die Blu-ray
eine UltraViolett-Digitalcopy, mit welcher sich der Film auf ein
tragbares Gerät runterladen lässt sowie ein Wendecover ohne
störendes FSK-Logo.
Fazit:
Inhaltlich bietet
Everly zwar keine anspruchsvolle
Unterhaltung, allerdings nimmt sich der Film selbst nicht ernst und
will vor allem eins – nämlich Spaß machen. Genau das tut er auch,
was allen voran an der tollen Umsetzung von Regisseur Joe Lynch
liegt, der die Handlung ausschließlich auf ein Apartment begrenzt.
Aber nicht nur die Inszenierung auf engem Raum weiß zu begeistern,
sondern auch Salma Hayek, der man ihre Rolle als misshandeltes
Opfer zu jeder Zeit abnimmt und die hier nicht nur die Waffen einer
Frau sprechen lässt. Technisch ist die Blu-ray ebenfalls ganz
passabel umgesetzt worden. Der Bildtransfer leistet sich zwar
einige Schwächen im Schärfebereich und in dunkleren Szenen, das
trübt allerdings nicht merklich den Filmgenuss. Überzeugend sind
der deutsche sowie englische Sound in DTS-HD 5.1, welche sich
keinerlei hörbare Schwächen leisten. Das Bonusmaterial ist zwar
nicht allzu umfangreich ausgefallen, bietet aber immerhin einige
aufschlussreiche Interviews und gewährt interessante Einblicke
hinter die Kulissen der Produktion. Kurz gesagt: Kein Meilenstein
des Actiongenres, aber durchaus unterhaltsam und handwerklich
wirklich erstklassig inszeniert. (ron)
Wertung:
Story: 5
Bildqualität: 7
Tonqualität: 9
Ausstattung: 5
Gesamt: 7
Kaufempfehlung: 6 von 10
Testgeräte:
TV: Philips PFL9704
AVR: DENON AVR-3313
BDP: DENON DBT-3313UD
Boxen: CANTON GLE-Serie
Sub: YAMAHA YST-SW320