SOLO: A STAR WARS STORY hat eine bewegte Entstehungsgeschichte
hinter sich. Erst werden die beiden Regisseure Miller & Lord
entlassen, nachdem Ron Howard das Ruder übernommen hat, werden
nahezu 70% des Filmes komplett neugedreht. Das Budget übertrifft
alle bisherigen Star Wars Filme, obwohl die Spin-Offs eigentlich
mit deutlich weniger auskommen sollten. Am Box Office bleibt das
zweite Spin Off nun ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Schon
als die Idee einer Han Solo Origin Geschichte aufkam war die
Skepsis groß: Braucht man sowas?
Als dann im Casting Alden Ehrenreich für die Rolle verpflichtet
wurde, nahm die Ablehnung zu, da die Ähnlichkeit zu Harrison Ford
nicht wirklich vorhanden war. Auch war Ehrenreich ein Dorn im Auge,
da eine Verfilmung über eine der kultigsten Figuren des Star Wars
Universums nun mal auch von der Wahl der richtigen Darsteller
abhängt. Ich Nachhinein muss ich sagen, war die Sorge unbegründet,
auch wenn Ehrenreich Ford nach wie vor nicht wirklich ähnlich
sieht. Man hörte davon das man Ehrenreich während des Drehs einen
Schauspielcoach an die Seite stellte und die ein oder andere Geste
hat man sicherlich eingeübt, so das hier und da auch wirklich der
Ford-Charme durchsprüht. Meistens ist dies aber nicht wirklich der
Fall, auch wenn Ehrenreich nicht schlecht agiert und man sich damit
arrangieren kann. Es bleibt trotzdem die Frage ob die Wahl eines
Look Alikes wie Anthony Ingruber vielleicht zu einer glaubhafteren
Besetzung geführt hätte die man auch als Han Solo sofort erkennt.
Letztlich ist die Figur Han Solo aber weit weniger entscheidend für
den Film als ich das vorher angenommen habe, denn er funktioniert
auf ganz anderen Ebenen.
Im Gegensatz zum ersten A STAR WARS STORY Spin Off setzt SOLO nicht
auf große Weltraumschlachten und der Kampf zwischen Rebellen und
Imperium hat nur am Rand etwas mit dem Streifen zu tun. Der Film
setzt seinen Fokus auf die Schattenseiten der Galaxies wo
Schmuggler, Diebe und Verbrechersyndikate den Ton angeben.
Corellia, die Heimat von Han, ist ein schäbiger Industrieplanet
ohne Hoffnung für den einfachen Bewohner. Kein Wunder das Jedermann
versucht sein Schicksal zum Besseren zu wenden und von der Freiheit
träumt. Auch im weiteren Verlauf sieht man von der Galaxis eher die
schmuddeligen Ecken, was sich auch in der tristen Bildsprache
niederschlägt. Hinzu kommt ein gewisses Westernfeeling, auch wenn
der Film am Ende weniger Elemente davon enthält als erwartet. Die
neuen Welten die wir hier gezeigt bekommen sind aber in sich
stimmig und passen. Einige Planeten sind bereits bekannt aus
Erwähnung der OT wie Kessel, wo Solo seinen legendären Korsalflug
absolviert. Die neuen Welten fügen sich sehr gut in den Stil der OT
ein. Grundsätzlich zeigt sich in SOLO wieder wie sehr man bemüht
ist den Ton der Original Trilogie zur Zeit von A NEW HOPE zu
treffen. Es gibt eine Menge kleinerer und größer visueller
Anlehnungen, sei es jetzt durch Displays, Aliens oder Droiden.
Vieles wirkt sehr vertraut und wenn man nicht wüsste das Film aus
dem Jahr 2018 stammt, könnte er mit Ausnahme auf die visuellen
Effekte so auch in den 80ern entstanden sein. Der Kosmos wird
darüberhinaus um viele Dinge erweitert, so sieht man die Fertigung
von Sternenzerstörern oder den Krieg des Imperiums aus der Sicht
des einfachen Infanteristen. In dieser Hinsicht hat Lucasfilm
wieder alles richtig gemacht und erweitert den Star Wars
Kosmos.
SOLO dreht sich um die Entwicklung von Han Solo zu dem Schmuggler
den wir aus den Filmen kennen. Beginnt der Film noch während seiner
Jugend auf Corellia, so zeigt sich nach einem Zeitsprung von
mehreren Jahren wie er in das Syndikat Crimson Dawn aufsteigt und
schließlich auf eigenen Beinen steht. Wer ist gut, wer ist böse und
wem kann man vertrauen?
Dabei werden eine Vielzahl neuer Figuren eingeführt, von denen der
zwielichtige Tobias Becket, gespielt von Woody Harrelson sicherlich
eine der Interessantesten. Qi’Ra, die Jugendliebe von Han Solo,
dient als Love Interest die einige interessante Wandlungen
vollzieht und weniger eindimensional ist als erwartet. Am Meisten
hat man aber sicherlich auf Lando Calrisian gewartet, der mit
Donald Glover perfekt gecasted wurde. In meinen Augen nahezu die
Idealbesetzung für die Rolle, die obendrein auch noch neue Aspekte
hinzufügt. Mit L3 ist auch wieder ein Droide im Cast, der in
gewisser Weise ähnlich wie der Droide in Rogue One auch wieder für
den Humor zuständig ist, aber auch hier wieder auf eine neue und
erfrischende Art und Weise. Insgesamt hat man doch wieder ein sehr
gutes Händchen bei der Wahl der Darsteller bewiesen, Alden
Ehrenreich ist in meinen Augen der einzige diskussionswürdige
Punkt.
Wie muss man jetzt SOLO also einordnen? Er ist ohne Frage deutlich
leichter und weniger episch als die Episoden-Filme und auch weniger
actiongeladen als ROGUE ONE. Es gibt insgesamt verhätlnismäßig
wenig Weltraum-Action und sicherlich sind viele Elemente der
Handlung für den normalen Kinogänger wohl weniger interessant als
für den Star Wars Fan. In gewisser Weise ist diese Origin Story
also weniger massenkompatibel, was sich ja auch in den BO-Zahlen
zeigt. Nichtsdestotrotz ist er gut gemacht, wobei es etwas an den
wirklich einprägsamen Momenten fehlt, die diesen Film zu etwas
Besonderen machen.
Achtung Spoiler! Eine Ausnahme bildet hier der Auftritt von Darth
Maul gegen Ende des Filmes. Ich fand die Szene genial, da ich auch
nichts von ihr wusste. Ich hatte mir ja schon seit Ankündigung der
Spin-Offs gewünscht, das man ihn zurückholt, hatte so schnell aber
gar nicht damit gerechnet. In gewisser Weise war das für mich sowas
wie die Marvel-After Credits Szene, ich würde mir daher wünschen
das darauf jetzt auch in einem der kommenden Spin Offs auch die
Rückkehr als Antagonist folgt, sonst wäre die Szene in meinen Augen
völlig unnötig. Ich hoffe man bekommt da was Gescheites hin,
vielleicht ja schon im Kenobi Spin Off.
Ob Solo eine Fortsetzung bekommt ist ja bei den aktuellen Zahlen
noch völlig offen, es gibt genügend Anknüpfungspunkte, wobei der
Film bis auf die Auflösung des besagten Cameos auch für sich allein
stehen kann. Aktuell habe ich aber so meine Zweifel das Lucasfilm
dazu Gelegenheit bekommen wird, wenn der Film nicht doch noch
irgendwie plus/minus Null erwirtschaftet. Was schade ist, denn der
Film ist wirklich gut gemacht. Man sieht auch nichts von dem Chaos
während der Produktion und wenn man bedenkt wie kurz die Zeit der
Nachdrehs war und wieviel Zeit für die Postproduktion zur Verfügung
stand, ist das Ergebnis wirklich phänomenal.
In Summe bekommt der Film von mir 8/10 Punkten – etwas schwächer
als die anderen Filme seit TFA, weil dort eben doch etwas mehr
epische Momente zu finden waren und es eben auch keinen Konflikt
bei der Wahl der Hauptdarsteller gab.
PS: Ein ganz großes Kompliment an die deutsche Synchronisation.
Ehrenreichs SOLO gewinnt auf deutsch ungemein, da Sie dem deutschen
Sprecher von Harrison Ford sehr sehr nahe kommt was Aussprache und
Betonung angeht. Das hat für mich das neue Gesicht gleich noch ein
Stück erträglicher gemacht.