Ich lese hier immer, dass Comicverfilmungen ihren Zenit erreicht
haben, der Markt langsam übersättigt ist und einige langsam genervt
sind von Comicverfilmungen. Anscheinend geht es ja auch vielen so.
Das wundert mich persönlich jedoch etwas, weil Comicverfilmungen ja
kein Genre an sich sind, genauso wie Literaturverfilmungen kein
eigenständiges Genre sind. Beides sind einfach nur verflmungen die
sich mehr oder weniger ann gewisse literarische Vorlagen halten,
quer durch alle Genres.
OK, viele meinen sicherlich Superhelden-Filme, wenn sie
Comicverfilmungen meinen. Aber auch hier gibt es derart viele
Unterschiede und Varianten, dass eine Übersättigung seltsam ist.
Eine Nolan-Batman ist etwas völlig anderes wie ein Blockbuster von
Marvel, oder ein Kick-Ass etc. Da unterscheiden sich Grundton,
Ausrichtung, "Tiefgang", Atmosphäre, die Art der Geschichte
usw.
Selbst im Marvel-Kosmos, die ja eher leichte Unterhaltungskost ist
und dem man angeblich eine Formel nachsagt, die das Grundgerüst
jedes Filmes darstellt, hält genügend Varianten und Bandbreite
bereit um für sehr viel Abwechslung zu sorgen.
Da sind z.B. die Helden aus der zweiten, dritten, vierten Reihe,
die recht unkonventionell inszeniert werden, bei denen man sich
eher traut sowas wie Inovationen einzubauen. Das sieht man an
diesem völlig anderen Ton den GotG anschlägt und der anscheinend
erfrischend storymässig anderen Ausrichtung eines kommenden
Ant-Man.
Aber auch die etablierten Marvel-Helden bieten Abwechlung. Captain
America 2 war ein Agententhriller, Thor ist eigentlich immer ein
shakespearesker Fantasy/SF-Mix, Ironman Action-Komödie mit SF- bzw.
Mech-Anleihen und die Avengers-Filme dann die große Spielwiese, bei
der große Jungs im Sandkasten ihre phantasien austoben
können.
Die Charaktere sind zwar immer etwas mit angezogener Handbremse
(anders als DC), aber sie bieten trotzdem immer einiges an
interessanten Aspekten. Tony Stark der überhebliche Playboy kämpft
mit seinen eigenen Schwächen und dem Alkohol. Black Widow kämpft
mit ihrer unrühmlichen Vergangenheit. Bruce Banner kämpft mit dem
Biest in sich selbst und der Angst sich nicht mehr unter Kontrolle
zu haben. Thor ist der geläuterte Held, den man schon aus den guten
alten Heldensagen kennt, mit einem Bruder als Schwarzem Schaf als
Bonus. Am deutluichsten ist aber Captain America, die patriotische
Schöpfung, die den Patriotismus regelmässig satirisch ad absurdum
führt und als Relikt einer anderen Zeit, heute als altmodisch
geltende Ethisch/Moralische Ansichten hochhält, womit er der
heutigen gesellschaft imho oftmals sehr schön den Spiegel
vorhält.
Und das Schöne dabei ist, dass alles so miteinander verwoben und
verbandelt ist, dass einmal schauen oft nicht genügt, um die ganzen
Anspielungen zu erkennen. Das begünstigt eine fortschreitende
Charakterentwicklung, die auch merkbar stattfindet und fasziniert,
zumindest mich, durch die großen und kleinen Spotlights, die jeder
Film und jede Serie auf das große Gesamtuniversum richtet. So
unterschiedlich auch alles ist, es passt irgendwie doch alles sehr
gut zusammen. Ein Kraftakt, den ein Studio erst einmal hinbekommen
muss.
Herzliche Grüße
Arieve
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