Das Problem an Paul Feig ist, dass er nicht mehr als
Situationskomik und Sketche kann.
Ghostbusters 2016
versagt komplett auf inhaltlicher Ebene, wenn es darum geht eine
Geschichte zu erzählen. Viele Szenen wirken wie aneinandergereihte
Sketche, die aber keinen Drive oder einer Dramaturgie folgen und
somit fast schon beliebig in der Abfolge sein könnten. Dazu kommt,
dass Feig weder Grusel noch Action inszenieren kann und somit
gerade das viel zu lange Finale sehr langweilt.
Feig verlässt sich komplett auf sein Darstellerensemble und die
damit verbundene Dynamik unter den Figuren. Der Main-Cast besteht
ausschließlich aus Comedians (3 von 4 zählten jahrelang zum
SNL-Stammpersonal) und man wird bei der Riege dementsprechend viel
gefreestyled haben. Der Humor schwankt nur leider zwischen "Ganz
okay" und "Den haben die jetzt nicht wirklich gebracht?". Warum
müssen wir 5 Variationen eines Kinder-Mittelfingerwitzes sehen?
Wieso muss jede männliche Figur entweder dumm oder ein riesen
Arschloch sein (genaugenommen handelt es sich hier um umgedrehten
Sexismus)? Wieso muss die Figur von Hemsworth so übertrieben dumm
sein, sodass man als Zuschauer ernsthaft daran denkt, dass diese
Figur geistig behindert ist? Warum müssen ständig Leute
vollgeschleimt werden und anschließend es nochmal erwähnt werden wo
der Schleim überall gelandet ist? Das Niveau der Gags pendelt
jedenfalls oft Richtung Gross-Out Humor.
Wiig und McKinnon gefielen mir auf Darstellerseite noch am besten,
auch wenn Letztere hauptsächlich durch Reaction-Shots auffällt.
Ihre Rolle besteht aber hauptsächlich aus verrückt-begeistert
Gucken während der Rest schon den Ernst der Lage erkannt hat
(Stichwort Chips). McCarthy hat wieder eine Variante ihres
moppeligen Trampels gespielt.
Zitat:
Zitat von hibb
Ich seh's schon vor meinen Augen wie Melissa McCarthy als
tollpatschiges Dummbrot überhaupt keinen Plan hat wie sie mit der
Strahlenkanone umgehen soll und mehr Schaden anrichtet als sie
helfen tut.
Nun... so wirklich neu und lustig ist das schon lange nicht mehr.
Jones war mir zu sehr auf die laute Schwarze getrimmt. Das war
schon hart an der Grenze des Ertragbaren ("The power of Patty
compels You!"). Man merkte auch, dass man Wiig und McCarthy die
Hauptlast der Dialoge tragen lies, während man den anderen beiden
unerfahrenen Darstellerinnen kleinere Einschübe gab. Wenn man eine
Story nur durch die 4 Hauptfiguren erzählen möchte, dann wäre eine
gleichmäßige Verteilung der Screentime sehr wünschenswert
gewesen.
Unnötig sind auch die Cameo-Auftritte der originalen Darsteller.
Besonders Bill Murray merkt man an, dass er wirklich null Bock auf
den Film hatte (ihm wurden rechtliche Konsequenzen angedroht, wenn
er nicht mitmachen würde). Seine Lustlosigkeit ist so deutlich
sichtbar, dass es schon als einer der besten Gags im Film angesehen
werden kann.
Ich hab mich wirklich frei von dem Gedanken gemacht, ständig den
Film mit dem Original zu vergleichen. Eine Modernisierung hat
heutzutage nicht mehr viel mit dem Geist (!!) der Vorlage zu tun,
aber genau das ist der Unterschied zwischen den beiden Filmen. Der
neue
Ghostbusters hat keinen eigenen Charme oder Stil.
Vielmehr ist es eine Abfolge von Sketchen mit Ghostbusters-Lizenz.
Wenn man nichts mit dem Humor und den Figuren anfangen kann, hat
der Film nicht das Geringste mehr zu bieten um einen bei Laune zu
halten.
P.S.: So schlimm wie hier ist mir schon lange nicht mehr Product
Placement aufgefallen.
(4/10)