Geschrieben: 25 Feb 2015 16:09
Maze Runner - Die Auserwählten im
Labyrinth
Story 6
Bild 9
Ton 9
Boni 8
Gesamt 9
Nach dem Erfolg der Verfilmung von Die Tribute von Panem,
überwältigt die Kinozuschauer eine ganze Flut von
Jugendbuch-Umsetzung. Seien es nun Divergent, Die Chroniken der
Unterwelt oder eben das vorliegende Maze Runner. Gedreht mit einem
Budget von verhältnismäßig moderaten 34 Mio. US-Dollar, spielte der
Streifen international über 340 Mio. US-Dollar ein. Damit erwies
sich Maze Runner 2014 gemessen an seinem Budget zu einem der
lukrativsten Filme überhaupt.
Story
Ein Jugendlicher (D. O’Brien) erwacht ohne Vorwarnung auf einer
Lichtung. Empfangen wird der Protagonist ohne Gedächtnis von
zahlreichen anderen jungen Männern, die sich des Neuankömmlings
annehmen und ihn in ihr kameradschaftliches Leben einführen. So
haben die Jugendlichen eine kleine Gesellschaft gebildet,
eingeschlossen zwischen riesigen Mauern, die sich um die Lichtung
ranken. Nur ein einziger Zugang scheint in die Freiheit zu führen,
mündet aber in einem vertrackten Labyrinth. Dort hausen riesige,
biomechanische Spinnen namens Griewer. Doch was steckt hinter dem
Labyrinth? Und kann es je ein Entkommen geben?
Maze Runner siedelt sich in der aktuellen Welle an Buchverfilmungen
mit jugendlicher Zielgruppe irgendwo im Mittelfeld an. Besser als
Divergent aber nie an die Panem-Reihe heranreichend, fehlen dem
Labyrinth-Thriller vor allem Identifikationsfiguren. So ist der
Protagonist Thomas ein Non-Charakter, wie er im Buche steht. Bis
auf seine Neugierde hat er keinerlei erkennbare
Charaktereigenschaften bzw. Persönlichkeit. Müsste man ihn
beschreiben, könnte man nur sagen: Er ist eben der Hauptdarsteller.
Schauspieler Dylan O'Brien tut zwar sein Bestes, aber das Drehbuch
gibt ihm wenig Raum zu glänzen. Ähnlich steht es um den sich ewig
wiederholenden Gegenspieler Gally – kennt man einen seiner
Monologe, kennt man alle. Komplett überflüssig wirkt Kaya
Scodelario als Theresa, deren einzige Funktion darin besteht,
gelangweilt rumzustehen, ohne in der Handlung nur ansatzweise einen
Platz einzunehmen. Dafür, dass sie das einzige Mädchen auf der
Lichtung ist, ist ihre Rolle geradezu absurd leer. Am ehesten
bleibt einem im Gedächtnis, wie frappierend sie Kristen Stewart
ähnelt, so dass der Verdacht aufkommt, das hier eventuell der wahre
Grund für ihr Casting besteht.
Aber trotzdem rettet sich Maze Runner mit anderen Werten. Die
Effekte verraten niemals das Budget, die Action ist zwar hektisch
aber spannend gefilmt und die Mysterien um das Labyrinth
faszinieren den Zuschauer rasch. Hätte man sich mehr Zeit genommen,
um die Beziehungen der Charaktere untereinander zu etablieren, den
Dialogen Feinschliff verliehen, und dem eigenschaftslosen Thomas
eine Persönlichkeit zu verpassen, wäre die nötige emotionale Kraft
entstanden, um Maze Runner mit Die Tribute von Panem auf eine Stufe
zu stellen. So wird man sich vor allem über das allzu offene Ende
ärgern, dass keine einzige Frage beantwortet, sondern neue stellt.
So wirkt Maze Runner in seinen Schlussminuten wie ein Prolog, der
einen Vorgeschmack auf das bietet, was da noch kommen soll. In
einer TV-Serie wäre das großartig. Als in sich geschlossener Film
funktioniert Maze Runner dadurch allerdings nur bedingt. Zwar
verbleibt man durchaus gespannt auf eine Fortsetzung, muss aber
blind darauf vertrauen, dass dann all die offenen Fragen
zufriedenstellend beantwortet werden, die Teil 1 so frech im Raum
stehen lässt. Ob Maze Runner dieses Vertrauen verdient, ist schwer
zu sagen. Zumindest soll das Sequel „Maze Runner: Scorch Trials“
bereits im September 2015 anlaufen. Wer Geduld mitbringt, sollte
vielleicht auch bis dahin mit dem Ansehen von Teil 1 warten.
Bildqualität
Ähnlich Die Tribute von Panem nutzt man auch für Maze Runner einen
minimal verfremdeten Look mit einer relativ erdigen Farbpalette.
Dabei hat man sich entschieden, viele Szenen auf der Lichtung
bewusst leicht diffus zu halten, um dem Ganzen eine Art
traumartigen Charme zu verleihen. Im Labyrinth stürzt sich dann die
Dunkelheit nicht nur auf Thomas, sondern auch auf den Zuschauer –
der Schwarzwert bleibt aber stabil und geht nie zulasten der
Details. So erkennt man in Nahaufnahmen jede Pore in der Haut der
jungen Darsteller oder Schmutzspuren auf den etwas zu modischen
Knopfleisten-Shirts. Summa summarum sieht man Maze Runner sein
verhältnismäßig geringes Budget nicht an und die HD-Fassung
hinterlässt einen absolut zufriedenstellenden Eindruck.
Tonqualität
Fox hat die deutsche Tonspur in DTS 5.1 auf die Blu-ray gepackt.
Besonders die Räumlichkeit ist sehr überzeugend, was sich schon vor
Betreten des titelgebenden Labyrinths zeigt. Direkt in der ersten
Szene strömen auf den verwirrten Thomas zahllose Stimmen der
Lichtungsbewohner ein, die auch im Heimkino einnehmend aus allen
Boxen ertönen. Das Auftreten der Griewer wird von knartschendem
Metall begleitet. Man kann die Biester immer präzise orten, was zur
Spannung enorm beiträgt. Auch den Subwoofer hat man bei der
Abmischung bedacht, so dass etwa die Verschiebungen der Mauern im
Wohnzimmer Dampf machen. Die deutschen sehr passenden
Synchronstimmen, sind dennoch stets zu verstehen. Wer lieber den
Originalton wählt, kann nochmal einen Punkt dazu rechnen, da der
englischsprachige, verlustfreie Mix in puncto Kraft und Dynamik
nochmal eine Schippe drauflegt.
Ausstattung
20th Century Fox spendiert Maze Runner ein sehr ausgewogenes
Extrapaket, das unter anderem einen Audiokommentar, ein Gag Reel
und einige geschnittene Szenen umfasst. Witzig ist auch der
Beitrag, der sich mit dem ungewöhnlichen Casting des kleinen Jungen
Chuck befasst. Erfrischend lang und informativ geht man in über
einer halben Stunde zudem auf die Erstellung der Spezialeffekte
ein. Ein allgemeines Making-Of mit fast einer dreiviertel Stunde
Spielzeit beantwortet alle weiteren Fragen zu den
Produktionsbedingungen. Der Kinotrailer, mehrere Bildgalerien und
der sehenswerte Kurzfilm „Ruin“, der Regisseur Wes Ball erst seinen
Posten einbrachte, runden die Ausstattung ab. Alle Extras stehen in
HD zur Verfügung.
Fazit
Visuell merkt man Maze Runner sein Budget nicht an. Der Kinofilm
macht mehr her als so mancher Blockbuster für Hundert Mio.
US-Dollar und gibt sich in HD keinerlei Blöße. Auch die deutsche
Tonspur weiß zu gefallen und macht den Ausflug in das Labyrinth zu
einem akustischen Erlebnis. Selbst das Bonusmaterial vermag mit
üppigem Umfang und vielen Zusatzinformationen zur Produktion dieses
hohe Niveau zu halten. 20th Century Fox legt somit eine Blu-ray
vor, die man technisch in allen Punkten empfehlen darf. Schwieriger
ist es mit dem Film an sich. Maze Runner fühlt sich an wie der
Pilotfilm einer TV-Serie und scheut Antworten. Das macht den Film
zu einem unvollständigen Erlebnis, das kaum jemand zufrieden
zurücklassen dürfte. Zudem fehlen dem Film dreidimensionale
Charaktere, was die emotionale Wirkung schmälert. Trotzdem wird man
neugierig darauf, was Thomas und Co. als Nächstes erwartet. Es
fällt schwer zu leugnen, dass eine Fortsetzung Potential bietet.
Aber: Maze Runner setzt dem Zuschauer frech ein riesiges
Fragezeichen vor und hofft dadurch, ausreichend Spannung zu
erzeugen, damit man die nächste Kinokarte löst. Ob man sich auf
diese Masche einlässt, sollte jeder für sich entscheiden.