Mir gefiel er doch ein deutliches Stück besser als die sonstigen
Pixar/Disney Produktionen. Allein auf visueller Ebene ist
Kubo
and the Two Strings eine riesige Erfrischung: Die Kombination
aus digitaler Animationen und Stop-Motion im Origami-Stil erzeugt
einen wirklich einzigartigen Look, der sich auch positiv auf die
Atmosphäre auswirkt. Gerade diese düstere Optik, kombiniert mit
einer sehr ernsten, an asiatischer Mythologie angelehnten,
Geschichte erzeugt einen tollen Kontrast zu sonstigen
Animationsfilmen, welche meist nur kurzweilig unterhalten, aber
keinen Mehrwert beinhalten. Auch wenn hier reichlich Action geboten
wird, so bleibt die Geschichte mit ihrer Botschaft und den
Verweisen auf menschliches Befinden immer das zentrale Herzstück
des Films.
Als zentrales Thema dient die Macht von Erinnerungen und wie diese
selbst den Tod überdauern können. Es sind die Erinnerungen, welche
Seele und Charakter formen, und weshalb Demenz einer der
schlimmsten Krankheiten ist. Dem Augenlicht kommt dabei eine
besondere Bedeutung zu: Es sind die eigenen Beobachtungen, die das
Meinungs- und Weltbild schärfen. Der Verlust des Augenlichts würde
das Individuum anfälliger für konformes Gedankengut machen. Es ist
kein Zufall, dass der Bösewicht Kubo noch sein zweites und damit
letztes Auge nehmen will, da er dann einfacher zu kontrollieren
wäre und so gewisse Dinge nicht mehr hinterfragen würde.
Aber auch die Eigenschaft, Vergessen zu können, wird hier als eine
positive Umschreibung für Vergebung dargestellt und erweitert die
Fabel um eine weitere Nuance.
Die anfänglich sehr simpel wirkende Geschichte über einen kleinen
Jungen, der auf eine Reise geht, hat also doch weitaus mehr zu
bieten, als auf dem ersten Blick ersichtlich. Dennoch kommt auch
der Humor nicht zu kurz, welcher aber weder die ernste Botschaft
verwässert, noch die Story in simple Unterhaltung kippen lässt. Am
ehesten lässt sich das mit einem Studio Ghibli Werk vergleichen
(fühlte mich besonders an
Spirited Away erinnert), die
auch nur so vor fantastischen (optischen) Einfällen so sprühen,
dabei aber immer ihre Geschichte und Charakterentwicklung im Fokus
behalten. Nachdem sich die japanische Meisterschmiede (vorerst) aus
dem Filmgeschäft zurückgezogen hat, ist es schön zu wissen, dass
ein westliches Studio sich anschickt dessen Nische zu füllen. Für
mich ganz klar der Animationsfilm des Jahres.
(8/10)