Gerry Anderson's Thunderbirds: Thunderbirds are
Go + Thunderbird 6 (Doppelset) Blu-ray ReviewIn Zeiten der sich immer rasanter weiter entwickelnden digitalen
Technik ist echte Handarbeit kaum noch gefragt. Mittels Computer
lassen sich in Film und Fernsehen mittlerweile komplett
ausgestaltete künstliche Welten erschaffen, die von der Realität
kaum noch zu unterscheiden sind. Analoge Tricktechnik ist zwar noch
nicht völlig ausgestorben, behält aber zumeist nur noch mit den
Attributen „retro“ oder „old school“ ihre Daseinsberechtigung. Eine
echte innovative Kraft geht davon aber schon lange nicht mehr aus.
Es gab Zeiten, in denen das völlig anders war. Da versetzte zum
Beispiel eine britische Fernsehserie Jung und Alt in Verzückung,
deren Handlung von Marionetten getragen wurde. In den 1960er Jahren
war es ein gewisser Gerry Anderson, der für das britische Fernsehen
bereits einige TV-Serien entwickelt hatte, die nur von Marionetten
belebt wurden. Dazu gehörten etwa
Fireball XL5
(1962) oder
Kommando Stingray (1963). Doch erst
mit seiner Serie
Thunderbirds, die in zwei
Staffeln in den Jahren 1964 bis 1966 lief, erlangte Anderson
Kultstatus, der bis heute anhält. Der Versuch, die beliebte
TV-Serie auch im Kino zu etablieren, resultierte in zwei
Leinwandadaptionen, denen allerdings nur ein mäßiger kommerzieller
Erfolg beschieden war.
Story:
Auf einer abgelegenen Pazifikinsel betreibt der schwerreiche
ehemalige Astronaut Jeff Tracy zusammen mit seinen fünf Söhnen die
Organisation International Rescue. Wie der Name schon sagt, handelt
es sich dabei um eine hochmodern ausgestattete
Rettungsorganisation, die immer dann zum Einsatz kommt, wenn
konventionelle Maßnahmen versagen. Jeder der fünf Söhne steuert
eine besonders spezialisierte Maschine, Thunderbird 1 bis 5, die es
International Rescue ermöglicht, zu Lande, zu Wasser und in der
Luft zu operieren. Treu zur Seite stehen der Familie dabei das
Superhirn Brains, die englische Adlige Lady Penelope und die
hübsche Tin-Tin. Im ersten Kinofilm Thunderbirds are go! gerät das
Raumschiff Zero-X beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre in
Schwierigkeiten, welches soeben von einer spektakulären Marsmission
zurückgekehrt ist. Können die Tracys die Besatzung rechtzeitig vor
dem Absturz retten? Das zweite Abenteuer Thunderbird 6 führt
International Rescue abermals hoch über die Wolken. Alan Tracy,
Tin-Tin, Lady Penelope und ihr Butler Parker sind beim Jungfernflug
des Luftschiffs Skyship One an Bord, welches von Superhirn Brains
entworfen wurde. Leider haben sich auch einige Terroristen an Bord
geschmuggelt, die kurzerhand die Crew ermorden und deren Plätze
einnehmen. Doch Lady Penelope riecht den Braten und so kommt es zur
Konfrontation, in deren Folge abermals die Thunderbirds eingreifen
müssen.
Auch wenn die 32-teilige Fernsehserie insgesamt vorzuziehen ist,
vermitteln bereits die später produzierten Kinofilme eine Ahnung
davon, warum die
Thunderbirds bis heute Kultstatus
genießen. Vom Zuschauer wird lediglich verlangt, dass er oder sie
Puppen als Protagonisten akzeptiert. Gerade in der heutigen Zeit,
in der Marionetten in der Unterhaltungsbranche kaum noch eine Rolle
spielen, dürfte das für so manchen Zuschauer eine echte
Herausforderung darstellen. Denn natürlich sind Marionetten nicht
so dynamisch beweglich, wie man es von heutigen „Kunstfiguren“, die
am Computer animiert wurden, gewohnt ist. So stehen oder sitzen die
Puppen meist nur relativ statisch in den Kulissen herum. Größere
Bewegungen sind auf Grund der besonderen Gegebenheiten nicht
möglich. Trotzdem erscheinen die Puppen durchaus lebendig. Das von
Anderson entwickelte „Supermarionation“-Verfahren ermöglicht es den
Figuren, Augen und Mund zu bewegen. Dadurch wirken sie weniger wie
ein toter Gegenstand. Darüber hinaus werden nur extrem dünne Fäden
verwendet, die kaum noch zu sehen sind. Abgerundet wird die
künstlerische Ausgestaltung der Filme durch typisch bunte high-tech
„Sixties“-Kulissen, wie man sie auch aus James-Bond-Filmen jener
Jahre kennt. Müssen Hebel bewegt oder Schalter gedrückt werden,
kommen in diesen Großaufnahmen echte Hände zum Einsatz.
Dennoch gibt es auch einige Kritikpunkte zu verzeichnen. Vor allem
der erste Teil
Thunderbirdsare go! ist teilweise
extrem langatmig inszeniert. Bis die Handlung in die Gänge kommt,
rutscht man schon mal ungeduldig auf der Couch hin und her. Darüber
hinaus kommt der Humor, der in der Serie noch allgegenwärtig war,
ein wenig zu kurz. Beides macht die Fortsetzung schon deutlich
besser. Auch wird Lady Penelope nicht mehr ganz so überkandidelt
steif-aristokratisch dargestellt, dass es schon teilweise wehtut.
Thunderbird 6 legt ein angenehmes Tempo vor und nimmt sich auch die
Zeit für die einen oder anderen komischen Einlagen. Beide Filme
versprühen jedoch das gewisse Etwas, was man allgemein hin nur mit
dem wenig präzisen Attribut „Charme“ umschreiben kann. Marionetten
in einer Handlung, die in den 1960er Jahren als Science-Fiction
bezeichnet wurde, ist in der heutigen Zeit schon wieder originell.
Und eben dieser gewisse Charme bewahrt die Filme davor,
unfreiwillig komisch zu wirken. Auch im Jahr 2014 sind die
Thunderbirds noch Kult.
Bildqualität:
-
gute Schärfe und Detailzeichnung
-
leicht schwammige Kontraste
-
deutliches Filmkorn sichtbar
-
das liebevoll gestaltete Setting kommt voll zur
Geltung
-
keine altersbedingten Beeinträchtigungen sichtbar
-
ruhiger Bildstand
-
satte Farben
-
Schwerzwert wird nicht gefordert
-
sehr filmischer Look
Die Aufbereitung des Bildmasters ist bei beiden Filmen sehr gut
gelungen. Auch wenn aktuelle Standards freilich nicht ganz erreicht
werden, wird zu jeder Zeit deutlich, dass es sich um einen
HD-Transfer handelt.
Tonqualität:
-
Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
-
frontlastig
-
keine nennenswerte Einbindung der Surroundkanäle
-
Subwoofer kommt nicht zum Einsatz
-
wenig dynamisch
-
vor allem bei „Thunderbirds are go!“ dumpfe und verrauschte
Abmischung
-
„Thunderbird 6“ im Vergleich frischer mit rudimentärem
Stereopanorama
Vor allem die Tonspur des ersten Films enttäuscht fast vollständig.
Die Abmischung in DTS-HD 5.1 ist aber in beiden Fällen reine
Augenwischerei.
Ausstattung:
Im Feature “Excitement is go” kommen Gerry Anderson und sein Sohn
ausführlich zu Wort. Der Zuschauer erhält einen interessanten
Einblick in die damaligen Produktionsbedingungen. Das Feature liegt
in HD vor.
Fazit:
Technisch präsentiert sich das Double-Feature durchwachsen. Während
sich der Bildtransfer in beiden Fällen sehen lassen kann,
enttäuscht vor allem die deutsche Tonspur von
Thunderbirds
are go!. Dagegen klingt die Akustik im zweiten Film etwas
frischer. Die Extras präsentieren sich recht spärlich. Für Fans ist
das gut 20-minütige Feature allerdings Pflicht.
Die beiden Kinofilme
Thunderbirds are go! und
Thunderbird 6 zeigen auch heute noch, warum die
legendäre Puppentrickserie von Gerry Anderson Kultstatus genießt.
Aus jeder Pore strömt der Charme der 1960er Jahre. Inhaltlich sind
die Filme auch abseits eines zweifellos vorhandenen Nostalgiebonus
sowohl für Kinder als auch für Erwachsene uneingeschränkt zu
empfehlen, auch wenn vor allem der erste Film teilweise recht
behäbig inszeniert wurde. Nicht nur im Vergleich zu heutigen
Produktionen fehlt es hier und da etwas an Pepp. Bleibt dennoch zu
hoffen, dass auch die Fernsehserie ihren Weg auf Blu-ray finden
wird.
Kurzbewertungen:
Story: 8/10
Bild: 7/10
Ton: 5/10
Extras: 4/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Thunderbirds
are Go + Thunderbird 6 Blu-ray wird anhand der technischen
Bewertung und unter Berücksichtigung der Story
berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
Bild: Panasonic DMP-BDT500
Ton: Pioneer SC-LX56
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide,
Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)