Ich war am Wochenende auch im Kino und hier meine Kritik:
Regisseur Ilya Naishuller sorgte 2013 mit seinem Kurzfilm bzw.
Musikclip Biting Elbows: Bad Motherfucker für Aufsehen, da er
wahnwitzige, harte Action mit Parkour kombinierte, was an sich
nichts wirklich Neues ist. Die Umsetzung war jedoch das
Entscheidende, denn alles wurde komplett aus der Egoperspektive
gezeigt und mit GoPros gefilmt.
Naishuller machte es sich zur Aufgabe, dies in einem kompletten
Featurefilm umzusetzen und stellte Ende 2014 einen ersten Clip
einer kompletten Actionsequenz online, in welchem auch Sharlto
Copley ( District 9, Open Grave ) zu sehen war. Das gezeigte war
bereits ein ordentlicher Vorgeschmack auf das, was Folgen sollte
und nach etwas Unterstützung per Crowdfunding läuft nun tatsächlich
Hardcore in unseren Kinos. Am Wochenende war es soweit und ich
konnte mich von Naishuller's adrenalingeladener Achterbahnfahrt
selbst überzeugen.
Hauptcharakter Henry wacht auf, hat das Gedächtnis, wie auch einen
Arm und ein Bein verloren. Seine Frau klärt ihn auf während sie ihm
mechanische Gliedmaßen montiert. Kurz darauf greift der
wahnsinnige, mit telekinetischen Fähigkeiten ausgestattete Akan mit
seinen Söldnern die Station an. Henry gelingt die Flucht, doch
seine Frau wird gefangen. Nun setzt Henry alles daran, seine Frau
zu retten und Akan zu bekämpfen. Zur Seite steht ihm dabei, der
eigenwillige Jimmy ( S. Copley ). Die Verfolger sind beiden stets
dicht auf den Fersen und bald muss Henry feststellen, dass die
Dinge nicht so sind, wie sie scheinen.
Ein kompletter Actionfilm aus der Egoperspektive, funktioniert das?
Ich muss sagen, zum größten Teil, hervorragend. Man ist mittendrin
und wird Teil der Action, in diesem Film wird man selbst zum
Hauptdarsteller. Die zahlreichen Shootersequenzen bilden das
Highlight von Hardcore, hier fehlte nur noch ein Controller in der
Hand! Tolle Umsetzung und vor allem der Härtegrad ist hier sehr
deftig! Es fließt Blut, Körperteile fliegen, einige heftige
Splatter- und Goreeinlagen gibt es auch reichlich und diese
wohlgemerkt mit sehr geilen, handgemachten Effekten. Auch für Humor
ist immer genügend Platz und es gibt einige Momente, wo man
herzhaft lachen kann. Hauptsächlich gehen diese Szenen auf das
Konto von Sharlto Copley, der seinen Part klasse spielt. Der Film
nimmt sich absolut nicht ernst und unterhält hervorragend. Die 92
Minuten sind die reinste Achterbahnfahrt und vergehen wie im Flug.
Von vorne bis hinten gibt es Adrenalin und Action pur ohne eine
Verschnaufpause, so dass keine Längen aufkommen. Man sitzt da und
fühlt sich wie in einem Rausch voller Action. Einziges Manko sind
wirklich die Momente, wenn Henry rennt, sich abrollt und andere
Parkourelemente zeigt, denn hier wackelt die Kamera schon extrem,
dass es schnell anstrengend für die Augen wird. Bei einem Film aus
Egoperspektive, weiß man worauf man sich einlässt und stellt sich
dementsprechend auf teilweise unruhige Kameraarbeit ein nur war es
mir stellenweise, wie gesagt, einen Tick zu viel. Auch im Finale
ging es mir dann ein wenig zu hektisch von statten.
Abgesehen davon aber ist Hardcore ein sehr guter Actionfilm, den
ich mit Vorbehalt aufgrund der teils sehr hektischen Szenen,
weiterempfehlen kann.
8 / 10