A Million Ways to Die in the West (2014)
(Blu-ray + UV Copy) Blu-ray ReviewSeit seinem Überraschungserfolg
Ted
genießt Seth MacFarlane in Hollywood Narrenfreiheit. Und das völlig
zu Recht. Denn den Film um den knuddeligen Teddy mit der
Kodderschnauze kann man ohne Weiteres als eine der gelungensten und
originellsten Komödien der letzten Jahre ansehen. Daher durfte man
gespannt sein, wie MacFarlanes nächstes Projekt aussehen würde. In
dieser Hinsicht Vorrausagen zu treffen, war so ziemlich unmöglich,
denn der selbstbekennende Nerd kennt sich in so ziemlich jedem
Genre bestens aus. Nimmt er sich etwa das Science-Fiction-Genre
vor, wo er mit Genuss seine Steckenpferde Star Trek und Star Wars
auf die Schippe nimmt? Weit gefehlt, denn es geht auf der Zeitachse
genau in die andere Richtung, nämlich in die Vergangenheit, genauer
gesagt in den Wilden Westen.
Story:
Old Stump ist im Jahr des Herrn 1882 ein gottverlassenes Nest
irgendwo im Nirgendwo des Wilden Westens. Hier zeigt sich, dass der
Wilde Westen seinen Namen durchaus zu Recht trägt, denn in dem
kleinen Städtchen ist es tatsächlich ziemlich gefährlich.
Jedenfalls sieht das der mittelmäßig begabte Schafzüchter Albert
(S. MacFarlane) so, der an jeder Ecke und hinter jedem
vertrockneten Strauch tödliche Gefahren für Leib und Leben lauern
sieht. Angesichts regelmäßiger Schießereien, Schlägereien und
wilder Tiere möchte man ihm zustimmen, was Albert dazu veranlasst,
jedem Ärger konsequent aus dem Weg zu gehen. Das lässt ihn in den
Augen vieler freilich als ausgemachten Feigling dastehen. Sogar
seine Angebetete Louise (A. Seyfried) verlässt ihn, weil er sich
mal wieder (mit durchaus vernünftigen Argumenten wohl gemerkt!) aus
einem Duell herausgequatscht hat. Am Boden zerstört, möchte er am
liebsten gar nicht mehr aus seiner Bruchbude abseits der Stadt
herauskommen. Doch das Schicksal will es anders. Denn während einer
der üblichen brutalen Schlägereien im örtlichen Saloon rettet er
einer fremden Schönheit in ungewohnt heldenhafter Manier das Leben.
Doch mit dieser heroischen Tat verstrickt er sich nur immer tiefer
in die üblichen – tödlichen! – Gesetzmäßigkeiten des wilden, wilden
Westens.
Was passiert, wenn sich ein Mann zur falschen Zeit am falschen Ort
befindet, wissen wir seit den Stirb-Langsam-Filmen. Doch spätestens
seit Seth MacFarlanes
A million ways to die in the
West wissen wir, was passiert, wenn sich ein Mann sogar im
falschen Zeitalter befindet. Denn unserem bedauernswerten
Anti-Helden Albert wird fast täglich deutlich, dass er irgendwie
nicht in diese raue Periode der amerikanischen Geschichte passt.
Während seine Zeitgenossen den täglichen Wahnsinn als gegeben
hinnehmen, denkt Albert einfach zu viel nach. Denn schließlich kann
man bereits auf dem Weg zum Scheißhaus von einer Klapperschlange
gebissen werden und elendig verrecken. Unhaltbare Zustände! Wer den
Humor MacFarlanes kennt kann sich vorstellen, dass der
Hauptdarsteller, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent in
Personalunion nicht lange mit krassen Beispielen für seine Theorie
hinter dem Berg hält. So kommen diverse arglose Bürger tatsächlich
auf die kurioseste Art und Weise ums Leben. Und da die Kamera dem
Sterben dabei genüsslich zusieht, verblüfft die Freigabe ab 12
Jahren doch ein wenig. Aber natürlich wird die teilweise
ausufernde, comicartige Brutalität von MacFarlanes typisch
sarkastischem Humor entschärft.
Diesen Humor, der mit „derb“ noch unzureichend beschrieben ist,
muss man natürlich mögen, um seinem Werk etwas abgewinnen zu
können. Faszinierend ist allerdings die untypische Perspektive, aus
der der Film das Treiben im Wilden Westen betrachtet. Denn im
Gegensatz zum typischen Western, der innerhalb seiner
Gesetzmäßigkeiten funktioniert, nimmt
A million ways to die
in the West eher den Blickwinkel unserer heutigen Moderne
ein und betrachtet das damalige Treiben quasi „von oben“ wie ein
Wissenschaftler, der einen Ameisenhaufen mit seiner Lupe
untersucht. Das, was in klassischen Western ziemlich spannend und
dramatisch daher kommt, sieht aus dieser Perspektive betrachtet
zwangsläufig eher absurd-komisch aus. Natürlich bedient sich
MacFarlane dabei einiger aberwitziger Übertreibungen, so dass das
Ganze schon fast surreale Züge annimmt. Die eigentliche Story tritt
dabei zwangsläufig in den Hintergrund und ist auch dem entsprechend
dünn und vorhersehbar. Aufgewogen wird dieser Mangel zweifellos
durch die prominente Besetzung. Die wunderschöne Charlize Theron
tritt hier erfrischend hemdsärmelig auf, Liam Neeson chargiert als
absurd bösartiger Schurke und Neil Patrick Harris begeistert als
herrlich schmieriger Schnurrbartträger. Abgerundet wird das Ganze
von genialen Cameo-Auftritten, die einen teilweise von den Socken
hauen! Ach ja, und wunderschöne Landschaftsaufnahmen des Monument
Valley gibt es ebenfalls zu bestaunen, die sogar den alten Meistern
des Western-Genres das Wasser in die Augen treiben würden.
Bildqualität:
-
perfekte Schärfe und Detailzeichnung
-
ausgewogene Kontraste
-
kein Filmkorn
-
natürliche Farbgebung
-
keine Verfremdungen durch Stilmittel
-
teilweise plastische Wirkung
-
perfekt transparenter Schwarzwert
Der Bildtransfer positioniert sich ohne Einschränkungen in der
obersten Referenzliga. Schlicht und einfach perfekt!
Tonqualität:
-
Deutsch DTS 5.1
-
recht frontlastig
-
diffuse, atmosphärische Surroundkulisse
-
Subwoofer kommt nur an einer Stelle zum Tragen
-
Dialoge bleiben immer klar verständlich
-
gute Dynamik vor allem bei Schießereien
Der deutsche Ton bleibt über weite Strecken unspektakulär. Solide,
mehr nicht.
Ausstattung:
-
Alternativer Anfang / Alternatives Ende
-
Unveröffentlichte Szenen (7 Stk.)
-
Gag Reel (ca. 6 Min.)
-
Making-Of in drei Teilen (knapp 30 Min.)
-
Audiokommentar mit Seth MacFarlane, Charlize Theron, u. a.
Das Bonusmaterial bewegt sich im üblichen Rahmen und liefert
leidlich informative Einblicke in die Produktion. Alle Extras
liegen in HD vor.
Fazit:
Technisch gibt es an der vorliegenden Blu-ray zu
A million
ways to die in the West nicht viel zu kritisieren. Während
sich das Bild in Referenz-Sphären aufschwingt, reicht es für den
deutschen Ton nur für einen Platz im guten Mittelfeld. Die Extras
liefern das übliche Standardprogramm für einen aktuellen
Film.
Seth MacFarlanes Western-Parodie ist ein Fest für jeden, der auf
besonders derben Humor steht. Doch neben der Holzhammer-Komik
finden sich durchaus auch einige subtilere Angriffe auf die
Lachmuskeln. Für alle, die mit dieser speziellen Art von Humor
nichts anzufangen wissen, dürfte
A million ways to die in
the West eine qualvolle Erfahrung darstellen. Alle anderen
lachen sich ganz einfach einen Ast ab. Viel Spaß! Übrigens wird die
rund 19 Minuten längere Unrated-Fassung des Films nach aktuellem
Stand nicht den Weg nach Deutschland finden.
Kurzbewertungen:
Story: 8/10
Bild: 10/10
Ton: 7/10
Extras: 6/10
Gesamt*: 8/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der A Million Ways
to Die in the West Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung
und unter Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
Bild: Panasonic DMP-BDT500
Ton: Pioneer SC-LX56
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide,
Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)