Zum Thema Kritik vertragen: Ich stimme natürlich euch zu. Man muss
sich nur mal die Anzahl "Danke" unter einer überschwänglichen
Kritik unter einer eher verhaltenen Kritik anschauen. Da schreibt
der Eine "Der Film ist voll geil, weil mega krasse Action und
einfach nur lustig die Sprüche..." und bekommt dafür zahlreichen
Zuspruch, der Nächste hingegen analysiert absolut nachvollziehbar
warum er weniger Spaß hatte, gilt dann als Miesepeter und kriegt
dann vielleicht noch so Kommentare wie "Wer was anderes erwartet
als einfache Unterhaltung ist selber schuld" zu hören. Natürlich
ist manchmal die Linie zwischen konstruktiver Kritik und Rant dünn
und wird schnell als beleidigend aufgefasst, aber gerade wenn sich
jemand hinsetzt und seine Probleme mit einem Film ausführlich
darlegt und dann trotzdem sich nur anhören muss, dass man nicht
verstanden hätte, was der Film sein will, dann scheint es Leute zu
geben, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, alle negative
Meinungen widerlegen zu müssen. Passiert besonders bei
Comicverfilmungen häufiger, da sich Fans und Anhänger der Vorlage
gerne mit Vorkenntnis schmücken und sagen, dass das genauso sein
muss.
Aber ich verliere den Pfaden. Mein Problem mit den
Guardians ist, sofern ich es bereits noch nicht kundgetan
habe, dass er sich für mich durchgehend wie ein "Roundtable-Film"
anfühlt. Ich sehe während des gesamten Films nur eine runden Tisch
mit Marvel-Executives vor mir, welche den Film planen: Da sitzen
dann Kevin Feige, Leute aus dem Vorstand, ein Comic-Experte, ein
Autor, ein Box Office Analyst und vielleicht noch jemand aus der
Rechtsabteilung, die darüber diskutieren welche Comicreihe aus dem
Marken-Katalog sich am besten verkaufen würde. Dann meldet sich der
Comic-Experte zu Wort und erzählt von einer total unbekannten IP,
welche aber ziemlich viele Elemente von bisherigen erfolgreichen
Blockbustern aufgreift. Ein Ensemble-Film, der allein über
Gruppendynamik funktionieren soll, das hat schließlich bei den
Avengers schon super geklappt. Es ist die Rede von einem
Han Solo ähnlichen Kopfgeldjäger ("Jeder liebt Han."), einem
putzigen aber total frechen Waschbär ("So einer kommt immer gut
an."), einem zurückgebliebenen Kraftpaket ("Gehört zum
Standardrepertoire jeder erfolgreichen Comedy, siehe Simpsons,
Family Guy usw.") und dann ist da noch eine wortkarge, digitale
Figur, die immer denselben Satz raushaut. Feige und der Vorstand
sind begeistert, der Produzent wirft bereits erste Ideen in den
Raum: Den Baum könnten man auch von einem Hollywoodstar sprechen
lassen, sozusagen als zusätzlichen Marketing-Stunt. Der Rest wird
von einem Posterboy und -girl, einen renommierten Schauspieler und
einem Wrestler gespielt. Der BO-Analyst nickt zufriedenstellend.
Dann kommt der Autor zur Wort und sagt man könne auch ein modernes
Gimmick einbauen indem man einen Retro-Soundtrack verwendet. Retro
liege zur Zeit im Trend und man könnte damit auch den
Soundtrack-Absatz pushen. Wieder nickt der BO-Analyst. Dann kommt
von einem Vorstand der Einwurf, ob man die
Guardians
überhaupt sinnvoll in das bestehende Universum einbauen könnte,
worauf einer der Autoren Entwarnung gibt: An der bisherigen
Kontruiertheit hatten sich nur die wenigsten gestört, "Das kriegen
unsere Autoren schon hin." Alle anwesenden Personen applaudieren
lautstark, man schüttelt sich die Hände und die Produktion nimmt
ihren Lauf...
Ganz ehrlich, ich kann nicht den Film sehen ohne diese Bilder vor
meinem imaginären Auge zu haben. Ich habe den Film bereits 3 mal
eine Chance gegeben und jedes wollte der Funke nicht überspringen.
Aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen habe ich aber dennoch
Interesse an Teil 2. :confused: