Die Brücke von Arnheim Blu-ray ReviewKriegsfilme über den Zweiten Weltkrieg gehören zur Filmgeschichte
wie Liebesfilme oder Komödien. Scheinbar nimmt das Medium Film eine
entscheidende Rolle in der Vergangenheitsbewältigung ein. Sei es
der Vietnamkrieg oder der Krieg gegen den Terror – Hollywood
beweist stets ein feines Näschen dafür, wenn es Zeit ist, die
weltpolitischen Dramen filmisch aufzuarbeiten. Gerade der Zweite
Weltkrieg bietet sich für aufwändige Materialschlachten und
Heldenverehrung besonders an, war es doch der letzte Krieg, aus dem
die Weltmacht USA als „Sieger“ hervor ging. Für nachfolgende
Generationen, die die Schrecken des Krieges nicht mehr selbst
miterlebt haben, sind vor allem die Kriegsfilme interessant, die
sich der teilweise minutiösen Nacherzählung wichtiger Wendepunkte
verschrieben haben. Dazu zählen etwa Der längste Tag (1962) über
die Landung der Alliierten in der Normandie oder Tora! Tora! Tora!
(1970) über den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor. Hier werden
keine fiktiven Geschichten erzählt, sondern tatsächliche Ereignisse
detailliert aufbereitet. Ebenso in Die Brücke von Arnheim aus dem
Jahr 1977, der die Geschehnisse der alliierten Operation „Market
Garden“ an der deutschen Westfront nacherzählt.
Story:
Nach der Landung der Alliierten in der Normandie und dem späteren
Fall von Paris befindet sich das deutsche Heer beständig auf dem
Rückzug. Doch im September 1944 gerät der alliierte Vormarsch ins
Stocken. Die langen Nachschubwege an die Front und hartnäckiger
Widerstand der Deutschen bereiten den Generälen Kopfzerbrechen.
Daraufhin entwickelte der britische Feldmarschall Montgomery die
Operation „Market Garden“, die einem Befreiungsschlag gleichkäme.
Der Plan sieht vor, Luftlandetruppen hinter der deutschen Westfront
abzusetzen und strategisch wichtige Rheinbrücken im Handstreich zu
erobern und so lange zu halten, bis die Hauptstreitmacht über Land
zur Unterstützung einträfe. Man rechnete mit keinem nennenswerten
Widerstand der Deutschen, was sich schnell als fatale
Fehleinschätzung herausstellte. Denn die alliierten Fallschirmjäger
landeten praktisch genau in einem Rückzugsgebiet deutscher
Panzerverbände. Die ursprünglich auf zwei Tage veranschlagte Aktion
entwickelte sich zu einem zehn Tage andauernden Fiasko, in dem sich
die nur leicht bewaffneten Fallschirmjäger einer deutschen
Übermacht erwehren mussten.
Die Brücke von Arnheim ist ein Kriegsfilm klassischer Prägung,
vielleicht ist es sogar der ultimative Kriegsfilm, der sich mit dem
Zweiten Weltkrieg befasst. Im Gegensatz zu Der Soldat James Ryan
etwa, der eine fiktive Geschichte in reale Ereignisse einbettet,
erzählt der Film die tatsächlichen historischen Ereignisse überaus
korrekt. Diese Herangehensweise erschwert natürlich die Entwicklung
einer „Dramaturgie“ im eigentlichen Sinn. So werden hier, bis auf
wenige Ausnahmen, Spannungsbögen oder andere dramaturgische Kniffe
dem Realismus „geopfert“. Was die Sache allerdings nicht weniger
interessant macht, denn es sind vor allem die menschlichen Fehler
und Fehleinschätzungen der befehlshabenden Offiziere auf beiden
Seiten, die hier für Spannung sorgen. Eine fiktive Rahmenhandlung
ist da gar nicht nötig. Bei seiner Verfilmung konnte Regisseur
Richard Attenborough (der „John Hammond“ aus Jurassic Park) auf
eine beispiellose Anzahl Superstars jener Tage zurückgreifen. Fast
jede Rolle wird von einem schauspielerischen Schwergewicht
verkörpert. So sind u. a. Sean Connery, Robert Redford, James Caan,
Anthony Hopkins, Michael Caine, Gene Hackman, Ryan O’Neal, Laurence
Olivier, Maximilian Schell und Hardy Krüger mit dabei. Als einzige
Frau in einer Nebenrolle muss sich Liv Ullmann gegen diese
Übermacht behaupten. Dieses Starensemble ist alleine schon das
Eintrittsgeld wert. Die Brücke von Arnheim legt seinen Schwerpunkt
ausschließlich auf die militärische Seite des Konflikts. Moralische
Bewertungen bleiben völlig außen vor. Im Gegenteil, werden die
deutschen Offiziere, wie der von Maximilian Schell dargestellte
Wilhelm Bittrich, sogar ausgesprochen „menschlich“ dargestellt. So
findet die von Bittrich genehmigte dreistündige Waffenruhe zum
Abtransport alliierter Verwundeter auch den Weg in den Film. Das
ist bis heute eher unüblich. Überzogenes Heldenpathos hält sich
ebenfalls in Grenzen, ganz darauf verzichten wollte Attenborough
dann aber doch nicht. So ist es etwa Robert Redford, der mit seinen
Leuten in einem Husarenstück die Brücke von Nimwegen einnimmt. Oder
James Caan, der seinen schwer verletzten Captain quer durch
feindliche Linien ins Lazarett bringt. Für Gänsehautmomente ist
also durchaus gesorgt. Es versteht sich von selbst, dass man (oder
Frau) auf romantische Nebenhandlungen verzichten muss. Zum Glück
wurde der Film nicht künstlich aufgekitscht, wie Pearl Harbor etwa.
Darüber hinaus wirkt Die Brücke von Arnheim auch nach knapp 40
Jahren noch nicht altbacken oder überholt. Ganz im Gegenteil. Da
für die Ausstattung entweder originales Kriegsgerät oder
originalgetreue Nachbauten verwendet wurden, trägt das zusätzlich
zum Realismus bei. In Zeiten computeranimierter Illusionen ist das
sogar eine willkommene Abwechslung.
Bildqualität:
• durchschnittliche Schärfe und Detailzeichnung
• mittelmäßige Kontrastwerte
• Rauschen und leichtes Flackern in hellen Bildbereichen
• darüber hinaus keine altersbedingten Fehler erkennbar
• guter Schwarzwert
• gedeckte Farben
Für einen 37 Jahre alten Film ist die Bildqualität insgesamt
durchaus zufriedenstellend. Dennoch wäre hier sicherlich noch mehr
möglich gewesen.
Tonqualität:
• Deutsch DTS 5.1
• frontlastige Abmischung
• die Surroundkanäle werden nur bei Einsatz der Filmmusik mit
einbezogen
• jederzeit gut verständliche Dialoge
• das Alter des Films wird anhand der Synchronisation
deutlich
• grobe altersbedingte Fehler wie Rauschen oder Zischlaute fehlen
allerdings
• Subwoofer wird kaum gefordert
• in Actionszenen gute Dynamik, da sehr laute Abmischung
Der deutsche Ton ist ebenfalls akzeptabel. An den recht altbacken
klingenden Dialogen erkennt man allerdings das Alter des
Films.
Ausstattung:
• Original Kinotrailer
Dokumentationen, Hintergrundberichte, Interviews mit
Zeitzeugen…alles das wäre möglich gewesen. Wäre...
Fazit:
Technisch zeigt sich die Blu-ray von Die Brücke von Arnheim als
durchweg solide. Bild und Ton erreichen zwar keine Spitzenwerte,
entwickeln sich aber auch nie zum Ärgernis. Filmbezogene Extras
sind leider nicht vorhanden.
Die Brücke von Arnheim ist ein monumentaler Kriegsfilm, der vor
allem Wert auf historische Korrektheit und eine fundierte
Nacherzählung der Ereignisse an der deutschen Westfront vom 17. bis
27. September 1944 legt. Die Dramaturgie ergibt sich dabei
ausschließlich aus den damaligen Begebenheiten an den umkämpften
Brücken von Son, Nimwegen und Arnheim. Diese sind dabei so
spannend, dass man eine fiktive Rahmenhandlung gar nicht vermisst.
„Die Brücke von Arnheim“ ist einer der bis heute besten Kriegsfilme
und eine erneute Sichtung in jedem Fall wert.
Kurzbewertungen:
Story: 9/10
Bild: 7/10
Ton: 6/10
Extras: 1/10
Gesamt*: 5/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.
Kaufempfehlung: 7/10
Die Kaufempfehlung der Die Brücke von Arnheim
Blu-ray wird anhand der technischen Bewertung und unter
Berücksichtigung der Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
Bild: HTPC, PowerDVD 14
Ton: Pioneer SC-LX56
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide,
Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)