Geschrieben: 26 Apr 2014 04:15
Blu-ray Starter
Aktivität:
Forenposts: 89
Clubposts: 2
seit 19.01.2012
Samsung LE-46C750
Philips HTS3260
Blu-ray Filme:
Steelbooks:
39
Mediabooks:
5
Bedankte sich 33 mal.
Erhielt 56 Danke für 30 Beiträge
Der Gott des Gemetzels, dem Titel zu folge könnte man hier einen
kultigen Mario Bava oder John Carpenter Slasher erwarten.
Slasherfilm-Fans muss ich allerdings an dieser Stelle enttäuschen,
zerhackt und zerfleischt wird aber trotzdem, zwar nicht mit dem
Messer aber dafür mit schlagfertigen Wortgefechten. Bei dem knapp
80 minütigen Gemetzel hat sich Roman Polanski (Der Pianist(2002),
Chinatown(1974), Der Ghostwriter(2010)) in den Regiestuhl gesetzt
und das auf einem Theaterstück basierende Drehbuch auf die Leinwand
gezaubert. An Preisgekrönten Super-Schauspielern mangelt es dem
Film auch nicht, Jodie Foster, Kate Winslet, John C. Reilly und
unser lieb gewonnener Dr. King Schultz, ich meine natürlich
Christoph Waltz. Mit all diesen Zutaten kann es doch unmöglich zu
einem Filmischen Desaster oder gar Gemetzel kommen, nicht
wahr?
Story – 9/10
Zu Beginn sehen wir, wie sich zwei Kindercliquen gegenüberstehen,
bis ein Kind die Hand hebt und einem anderen Kind mit einem
Stöckchen gegen den Kopf schlägt. Das ganze wird so undramatisch
dargestellt wie es sich liest. Unspektakulär ist es auch für den
Zuschauer, denn ab einem bestimmten Alter raufen sich Jungs halt
mal, das gehört genauso dazu wie die erste große Liebe, aber zurück
zu dem kleinen Stock Gemetzel, diese Anfangsszene legt den
Grundstein für den Rest des Films. Wie es sich für kümmernde und
fürsorgliche Eltern gehört haben Vater und Mutter der zwei Parteien
natürlich Wind von der kleinen Auseinandersetzung Ihrer Jungs
bekommen und beschließen sich auf einen Kaffee und Kuchen zu
verabreden, um die Sache wie zivilisierte Menschen aus der Welt zu
schaffen. Kommen wir nun zu der Zusammensetzung der Ehepaare,
Christoph Waltz(Alan) und Kate Winslet(Nancy) sind ein Paar und
John C. Reilly(Michael) ist mit Jodie Foster(Penelope) vermählt.
Christoph Waltz spielt den Businessman, der ständig sein Smartphone
zur Hand hat und eigentlich keine Zeit für Familienangelegenheiten
hat. Waltz spielt seine Rolle erwartungsgemäß fantastisch, die
Figur bekommt wieder diesen speziellen Touch, welcher aktuell in
der Filmindustrie einmalig ist. John C. Reilly spielt den
verständnisvollen Ehemann, der seiner Frau tatkräftig zur Seite
steht. Die beiden Damen spielen natürlich die im leben angekommenen
Charakterstarken Ehefrauen. Dies sind im wahrsten Sinne des Wortes
nur Rollen die gespielt werden. Anfangs geht es noch um die Jungs,
man versucht den Grund für die Auseinandersetzung zu finden und
natürlich will man, dass die Kinder sich vertragen, damit sich alle
wieder lieb haben können.
Doch die Fassade fällt schon sehr bald, denn aus der Anfangs
ruhigen Kaffeeklatsch Atmosphäre wird ein hitziges Wortgefecht
Gewitter, bei dem alle ihr wahres Gesicht zeigen. Die "Erwachsenen"
benehmen sich plötzlich nicht mehr so Erwachsen. Diese
Charakterentwicklung ist sehr gelungen und wird den ein oder
anderen Zuschauer jedes mal erschrecken, da man sich in den
Fassettenreichen Charakteren und ihren Eigenschaften mehr als
einmal wiederfindet. Der Film spielt außerdem nur in einem Haus und
gelegentlich im Hausflur/Aufzug, die Spannung die dadurch erzeugt
wird ist enorm und trägt zur Stimmung des Films bei. Ein gutes
Lachmuskeltraining bekommt man nebenbei auch noch, hier bleibt
sicher kein Auge trocken, die Dialoge sind einfach herrlich
abgedreht und die Situationskomik ist auf den Punkt genau
abgestimmt, nichts wirkt aufgesetzt oder unrealistisch. Vieles ist
vielleicht verrückt aber alles könnte so aus dem wahren Leben
stammen. Wie dieses Gemetzel nun endet und ob der Gott des
Gemetzels gnädig ist schaut ihr euch dann hoffentlich selbst
an.
Bildqualität – 10/10
Das Bild ist sehr stimmungsvoll und natürlich, Farben sind kräftig.
Da sich alles in einem Raum abspielt gibt es keine schnellen
Schnitte oder Kamerafahrten, somit bleibt alles sehr scharf, dazu
tragen auch die hervorragenden Lichtverhältnisse bei. Da die
Schauspieler hier im Mittelpunkt stehen, gibt es viele
Nahaufnahmen, auch in diesen Szenen ist die Detailzeichnung auf
hohem Niveau.
Tonqualität – 10/10
Beim Ton gibt es ebenfalls nichts auszusetzen, die Dialoge kommen
alle sehr klar aus den Lautsprechern, bei so einem Dialoglastigen
Film natürlich besonders angenehm. Insgesamt sehr gut abgestimmt.
Außerdem sind die Synchronsprecher super und stehen dem Original in
nichts nach, Christoph Waltz spricht sich natürlich selbst.
Ausstattung – 5/10
Als Extras gibt es Interviews mit den Schauspielern, sehr positiv
überrascht war ich von John C. Reilly, der hier am interessantesten
Antwortet und sehr ernste Themen anspricht. Die üblichen Trailer
gibt es auch noch, viel mehr bekommt man nicht geboten. Ich hätte
mir ausführlicheres zum Theaterstück gewünscht und mehr vom Set,
außerdem könnte ich mir zu so einem Film stundenlang Outtakes
ansehen. Wenigstens sind die Interviews in HD.
Fazit
Der Gott des Gemetzels ist ein erfrischend einfacher Film mit
echten Schauspielern und Themen zum anfassen. Eine urkomische
Gesellschaftssatire, die einem den Spiegel vor hält. Vielleicht
sollten wir manchmal einfach die Sau raus lassen und so sein wie
wir sind. Aus Technischer Sicht gibt es nichts zu bemängeln, Bild
und Ton sind spitze und werden dem Format gerecht. Lediglich den
Extras fehlt es an Vielfalt. Der Film ist eigentlich jedem zu
empfehlen, da er auch speziell mit seinen ca. 80 min. sehr kurz ist
und somit für jede Gelegenheit geeignet ist.
Gesamt – 9/10