Auf was kommt es wirklich an im Leben? Oftmals jagt man einer
vergebenen Chance hinterher, trauert um vergangene Zeiten oder
verschenkt eine Hoffnung für die Zukunft, weil man sich Einflüssen
beugt, die eigentlich zu vernachlässigen sind. Dieses Thema wird in
einem Genremix aus Drama und Komödie in dem Film
Frau Ella
– Lieber spät als nie behandelt und spricht damit das
klassische Schweighöfer Publikum an, der nicht nur die Hauptrolle
spielt, sondern darüber hinaus als Produzent fungiert.
Story
Der Taxifahrer Sascha (M. Schweighöfer) ist alles andere als
begeistert, als ihm seine Freundin Linda (A. Bederke) erzählt, dass
sie ein Kind erwarten. Aufgewühlt durch diese Nachricht baut er
wenig später einen Unfall und trifft anschließend im Krankenhaus
die 87-jährige Ella (R.-M. Kubitschek) kennen. Als diese zu einer
unnötigen Operation gedrängt wird, entführt Sascha sie kurzerhand
zu seinem Kumpel und WG-Mitbewohner Klaus (A. Diehl). Als sich die
drei näher kennenlernen, erfahren sie, dass Frau Ella, wie sie
fortan genannt wird, nach dem Zweiten Weltkrieg in den G.I. Jason
verliebt war, sich aber kurz darauf von ihm trennen musste. Da
Sascha herausfindet, dass dieser mittlerweile in Paris leben soll,
bricht das Trio kurzerhand in die französische Hauptstadt
auf.
Nach
Friendship! aus dem Jahr 2010 sollten
sich der Regisseur Markus Goller und Schauspieler Matthias
Schweighöfer (
Schlussmacher) bei
Frau
Ella – Lieber spät als nie ein weiteres Mal zusammen
finden. Basierend auf dem gleichnamigem Roman von Florian
Beckerhoff aus dem Jahr 2009 sind dennoch einige Abweichungen von
der Vorlage hinzunehmen. Wo im Buch auch das Zusammenleben in der
ungleichen WG näher beleuchtet wird, legt Goller mehr Wert auf die
Suche nach Frau Ellas vergangener großen Liebe sowie der
Aufarbeitung von Saschas Problemen. Dabei schließt man vor allem
Ruth Maria Kubitschek (
Das Erbe der Guldenburgs)
als Frau Ella schnell ins Herz. Doch auch Matthias Schweighöfer und
Sidekick August Diehl (
23 – Nichts ist so wie es
scheint) ergänzen sich wunderbar und beweisen, dass sie
mühelos neben einer derartig erfahrenen Leinwandgröße bestehen
können.
Zwar gehen manche Dinge leicht von der Hand und erscheinen dabei
konstruiert, aber das schafft es nicht wirklich, die liebenswerte
Geschichte zu trüben. Denn trotz der üblichen vorhersehbaren
Handlungen werden eine Menge Überraschungen geboten.
Frau
Ella ist mehr als nur ein Film, der nach Schema F vorgeht,
der – sollte man oberflächlichen Kritikern Glauben schenken – wie
in jedem vorangegangenen Film die immer selbe Geschichte erzählt.
Das bleibt letztendlich Ansichtssache. Schön ist hingegen die
Tatsache, dass der Humor nie ins niveaulose abdriftet, sondern
immer einen ausgewogenen Mix aus herzensguter Naivität und
slapstickartigen Späßen darstellt, der in mitten der zahlreichen
dramatischen und zum Nachdenken anregenden Szenen der Sonnenschein
in einer tristen Landschaft ist. Zumindest hat es die Crew, die an
der Fertigstellung von
Frau Ella beteiligt war,
geschafft, alleine in Deutschland über 1,2 Millionen Zuschauer sehr
gut zu unterhalten.
Bildqualität
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sehr gute Gesamtschärfe bei hohem Detailgrad
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nur selten sind weichere Abschnitte sichtbar
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natürliche und kräftige Farben bei erhöhtem Kontrast
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nur minimale Überstrahlungen
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feines Filmorn sorgt für einen filmischen Look
-
keinerlei Kompressionsspuren sichtbar
Wie bei einer aktuellen Produktion nicht anders zu erwarten, ist
das Bild bis auf sehr wenige Ausnahmen von sehr guter Qualität.
Aufgrund der hervorragenden Schärfe sind die feinen
Spitzenstickereien auf dem Nachthemd von Frau Ella problemlos zu
erkennen. Aufgrund des erhöhten Kontrastes sind die Farben sehr
kräftig, was aber nur vereinzelt zu leichten Beeinträchtigungen wie
etwa Durchzeichnungsmängeln führt. Die tolle Kameraarbeit von Ueli
Steiger bietet dem Zuschauer zahlreiche malerische Bilder und
beeindruckende Panoramen, die nicht nur in Paris und der Bretagne
bezaubernd schön sind.
Tonqualität
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Deutsch DTS-HD Master Audio 5.1
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nahezu einwandfreie Abmischung bei ausgewogener Balance und
guter Dynamik
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wenn gefordert entlockt der Subwoofer seiner Membran einige
kräftige Bässe
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zahlreiche Surroundeffekte bei guter Direktionalität
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die tolle Filmmusik sorgt für ein wunderbares Ambiente und
betont die tolle Geschichte
-
jederzeit klar verständliche Dialoge
Gleich in der ersten Szene wird deutlich, dass ganz untypisch für
eine Komödie, sehr viele Surroundeffekte für eine authentische
Räumlichkeit sorgen. Doch auch der Subwoofer darf hin und wieder
zeigen, was in ihm steckt. Dank der klaren Abmischung und der
ausgewogenen Balance sind sämtliche Elemente jederzeit klar
herauszuhören, so dass auch keinerlei Verständnisschwierigkeiten
entstehen.
Fazit
Technisch wird, wie sollte es bei einer aktuellen Produktion auch
anders sein, wirklich tolle Qualität geboten. Das Bild punktet mit
einer herausragenden Schärfe sowie satten Farben, muss aber mit den
Folgen erhöhter Kontrasteinstellungen leben. Der Ton überrascht
hingegen mit einer aktiven Surroundkulisse sowie einer ausgewogenen
Abmischung, bei der es so gut wie nichts zu beanstanden gibt.
Lediglich das Bonusmaterial hätte gerne noch umfangreicher
ausfallen können. Mit
Frau Ella – Lieber spät als
nie ist Regisseur Markus Goller eine wirklich wunderbare
und charmante Dramödie gelungen, die den Zuschauer sowohl am Herz
als auch am Lachmuskeln packt und dadurch für ausgezeichnete
Unterhaltung sorgt. Grundvoraussetzung ist, das versteht sich ja
mittlerweile von selbst, dass man dieser Sorte Film grundsätzlich
etwas abgewinnen kann, denn die teils vorhersehbare Handlung und
der typische Schweighöfer Flair sind sicherlich nicht jedermanns
Sache. Fans werden aber begeistert sein. (sah)
Story 9
Bildqualität 9
Tonqualität 9
Ausstattung 5
Gesamt * 8
Kaufempfehlung 8 von 10
Testgeräte
TV: Samsung UE55F6500
Player: Sony BDP-S790
AV-Receiver: Denon AVR-1312
Lautsprecher: Front: Dali Zensor 5 + Dali Vocal, Teufel SW 5000S
Sub / Rear: Dali Zensor 1