Psycho Pass - Vol. 1Story 9
Bild 8
Ton 6
Extras 1
Gesamt 5
Dank Kazé erscheint die 22-teilige Anime-Serie des Studios
Production I. G. jetzt häppchenweise in Deutschland. Auf dem ersten
Volume finden sich die auf Deutsch synchronisierten, ersten sechs
Episoden des düsteren Sci-Fi-Formats. Mit einer Mischung aus Blade
Runner und Minority Report versuchen die Produzenten auch westliche
Zuschauer für sich zu gewinnen.
Story
Im Zukunftsszenario der Serie Psycho Pass hat das Sibyl System das
Schicksal jedes Bürgers in der Hand: Jeder Mensch verfügt im System
über ein psychologisches Profil, das die Zukunftsaussichten bereits
von Kindheit an bemisst. Wer sich dabei in die falsche Richtung
entwickelt und eventuell mentale Probleme bekommt, wird gnadenlos
aus der Gesellschaft gezogen. So wird der Psycho Pass aller
Menschen quasi rund um die Uhr kontrolliert. Trübt sich der Psycho
Pass aufgrund psychischer Instabilität, rücken die Inspektoren und
Vollstrecker an – auch wenn der Betroffene sich gesetzeskonform
verhält. Selbst für Opfer physischer oder psychischer Gewalt gibt
es keine Ausnahmen.
Psycho Pass ist eine düstere Science-Fiction-Serie, welche die
verregnete, urbane Stimmung aus Blade Ranner mit der Festlegung des
Schicksals aus Gattaca und der Verhinderung zukünftiger Verbrechen
aus Minority Report paart. Trotz der offensichtlichen Einflüsse
bringt die Serie eine eigene Identität mit: So spielt Psycho Pass
aus Sicht der frischgebackenen Inspektorin Akane Tsunemori, welche
ihre Arbeit noch kritisch hinterfragt. So soll sie beispielsweise
in einer der ersten Episoden eine junge Frau, das Opfer eines
Psychopathen, eliminieren – da sich der Psycho Pass des Mädchens
aufgrund ihrer Erlebnisse getrübt hat. Hier wirft die Serie Fragen
nach der Moral eines solch extremen Systems auf, das die
Allgemeinheit auf Kosten der Individuen schützt. Zudem ist das
Verhältnis zwischen Vollstreckern und Inspektoren ein pikanter
Aspekt: Bei den Vollstreckern handelt es sich um Ermittler, deren
Psycho Passes sie selbst als potentielle Straftäter ausweisen.
Genau aus diesem Grund können sie sich so gut in die Kriminellen
hineinversetzen und sie zur Strecke bringen. Dabei leben auch die
Vollstrecker in Gefangenschaft und sind gesellschaftlich als „wilde
Tiere“ verschrien. Als Zuschauer leuchtet einem das bei den
facettenreichen Figuren wie dem väterlichen Tomomi Masaoka zunächst
kaum ein. So macht man sich schnell darüber Gedanken, wo das System
hinführt, wenn Menschen, die emotionale Probleme haben, als
Ausgestoßene behandelt werden.
Psycho Pass ist ein höchst unterhaltsamer und überraschend
vielschichtiger Anime, der aktuelle Techniken und gesellschaftliche
wie politische Entwicklungen kritisch aufgreift. Die Charaktere
sind dreidimensional und haben allesamt ihre sympathischen wie
dunklen Seiten. Fans der genannten Science-Fiction-Filme aber auch
Liebhaber von beispielsweise Ghost in the Shell sollten also
dringend reinschauen.
Bildqualität
Psycho Pass sieht oftmals recht soft aus, was aber dem Stil der
Serie geschuldet ist: So spielen viele Szenen in einer virtuellen
Umgebung, die bewusst weichgezeichnet inszeniert wird. Auf diese
Weise entsteht eine traumartige Stimmung. Das erzeugt einen
interessanten Kontrast zum verregneten, urbanen Setting, in dem
Inspektoren und Vollstrecker die restliche Zeit agieren. Die Farben
sind mal zurückgenommen, mal kräftig. Dagegen könnten die
Schwarzwerte teilweise satter sein. Die Tendenz ins Gräuliche
könnte allerdings auch Absicht sein, da dadurch gerade in der
dystopischen Stadt eine triste, verwaschene Optik entsteht. Zum
Hingucker wird die Serie vor allem durch das exzellente und
erwachsene Art Design, das auch sehr düstere Momente passend in
Szene setzt.
Tonqualität
Der deutsche Ton liegt verlustfrei in Stereo vor. Obwohl die Serie
erst jüngst synchronisiert wurde, hört sich die Tonspur manchmal
minimal übersteuert an. Das zeigt sich speziell bei den sehr hohen
Frauenstimmen in der Serie. Ansonsten ist die Kanaltrennung
gelungen und man hört die Stereo-Separation auch in hektischen
Szenen gut heraus. Die Stimmen sind trotz des angesprochenen Mankos
gut zu verstehen und recht dominant im Klangbild platziert. Auch
der japanische Originalton ist enthalten, lässt sich aber nur mit
oft fragwürdigen und knallgelben Untertiteln abspielen.
Ausstattung
Leider beschränkt sich das Bonusmaterial zu Psycho Pass auf Trailer
zu anderen Anime-Serien wie Black Lagoon und Vor- wie Abspann ohne
Texteinblendungen.
Fazit
Technisch reißt Psycho Pass nicht unbedingt Bäume aus: Das Bild ist
stilmittelbedingt relativ soft. Trotzdem spiegelt die HD-Umsetzung
das Art Design der Science-Fiction-Dystopie insgesamt gut wieder.
Die deutsche Tonspur bleibt hinter den Erwartungen zurück und
klingt älter als sie sollte. Beim Bonusmaterial spart Kazé und
bietet neben einigen Trailern lediglich Vor- und Abspann der Serie
ohne Texteinblendungen. Psycho Pass ist definitiv eine der besseren
Anime-Serien der letzten Jahre. Nicht ganz so verkopft wie Ghost in
the Shell aber doch mit philosophischen Elementen gewürzt, erinnert
die Serie an eine Mischung aus Blade Runner, Minority Report und
Gattaca. Wer psychische Probleme hat, wird in der Welt der Serie
automatisch als potentieller Verbrecher gebrandmarkt und
gesellschaftlich geächtet – auch bei bisheriger Gesetzestreue. Die
Charakterbeziehungen zwischen Inspektoren und Vollstreckern
entwickeln sich von Folge zu Folge spannend. Schon bald fragt man
sich als Zuschauer, wo hier die Grenze gezogen wird zwischen Recht
und Unrecht. Dabei erschreckt wie realitätsnah Psycho Pass in
Zeiten der Überwachungsskandale bereits wirkt. Für Anime- und
Sci-Fi-Fans ist die Serie trotz der etwas nervigen Stückelung in
mehrere Volumes auf jeden Fall eine heiße Empfehlung. (anw)