Turbo - Kleine Schnecke, großer Traum 3D
(Blu-ray 3D + Blu-ray) Blu-ray ReviewDer Strom an Animationsfilmen reißt nicht ab. Warum auch? Seit vor
16 Jahren Woody und Buzz aus „Toy Story“ die Herzen von Kindern und
jung gebliebenen eroberten, sind die bunten Computerwelten aus der
Kinolandschaft nicht mehr wegzudenken. Nachdem lange Zeit die Pixar
Studios in diesem Bereich den Ton angaben, haben sich längst auch
andere Animationsstudios in der westlichen Hemisphäre etabliert.
Die japanischen Ghibli Studios, die praktisch seit Jahrzehnten
Meisterwerke am Fließband produzieren, sollen hier einmal bewusst
ausgeklammert werden. Als zweite bestimmende Kraft hat sich in
Hollywood Dreamworks Animation etabliert. Hits wie Shrek oder
Madagascar sind schon lange kleine Kultfilme. Aber auch Kung Fu
Panda, Drachenzähmen leicht gemacht oder Megamind sollte jeder Fan
gesehen haben. Das neueste Baby aus dem Hause Dreamworks Animation
hört auf den Namen Turbo und wird nun in Zusammenarbeit mit 20th
Century Fox auf Blu-ray veröffentlicht.
Story:
Die kleine Gartenschnecke Theo lebt mit dutzenden Artgenossen in
einem beschaulichen Tomatenbeet. Der ultimative Horror eines jeden
Kleingärtners ist für die Schneckengemeinschaft tägliche Routine.
Gut organisiert machen sie sich über die prallen Früchte her. Doch
Theo ist nicht voll bei der Sache, denn seine eigentliche
Leidenschaft sind Autorennen! Ja, die kleine Schnecke, die 35
Zentimeter in geschmeidigen 17 Minuten zurücklegt, verfolgt
regelmäßig im Fernsehen die Rennen der Indy 500 Serie. Der
unumstrittene Champion Guy Gagné ist Theos großes Vorbild, seine
Lebensweisheiten saugt er wie frischen Tomatensaft in sich auf:
Kein Traum ist zu groß, kein Träumer ist zu klein, oder so ähnlich.
Theo, der sich selbst passend „Turbo“ nennt, würde alles dafür
geben, einmal selbst als Rennschnecke um den Rundkurs zu flitzen.
Doch von diesem Traum ist Theo meilenweit entfernt…oder?
Nachdem sich der Animationsfilm westlicher Prägung nun seit einigen
Jahren als feste Größe in der Kinolandschaft etabliert hat und man
als dankbarer Fan jeden aufwändig gerenderten Computerframe in sich
aufgesogen hat, kann es nicht schaden, mal einen Schritt
zurückzutreten, und sich die gesammelten Werke der Studios einmal
genauer zu betrachten. Man muss kein Filmwissenschaftler sein, um
festzustellen, dass die meisten Produktionen dem gleichen
Grundschema folgen: Ein kleiner Außenseiter wächst über sich hinaus
und erfüllt sich seinen größten Traum oder rettet die (Märchen)
Welt (oder zumindest den Ameisenhaufen). Schema F wird hier zu
Schema A wie „Animationsfilm“. Natürlich darf man nicht vergessen,
dass sich dieses Genre hauptsächlich an jüngere Zuschauer richtet.
Und es ist sicherlich auch so, dass sich der durchschnittliche
10-Jährige gut mit den unterschätzten Helden der bunten Trickwelten
identifizieren kann. Doch den etwas Älteren fällt die
Einfallslosigkeit der Drehbücher zunehmend ins Auge. Während die
Animationskunst als solche Jahr für Jahr immer detailliertere und
aufwändiger in Szene gesetzte Welten erschafft, stagnieren die
Geschichten, die diese Welten mit Leben füllen sollen zusehends. Da
ist auch Turbo nicht die rühmliche Ausnahme.
Ganz im Gegenteil, die Geschichte der kleinen Schnecke, die mit der
Hilfe seiner Freunde das Unmögliche möglich macht, passt exakt in
die vorgepresste Schablone. Doch zumindest versteht es der Film,
den grundlegenden Mangel an storytechnischen Innovationen mit
anderen putzigen Ideen zu kaschieren. So sind die tragenden Figuren
durchweg sympathisch und taugen als Identifikation für die kleinen
Zuschauer. Und auf die Idee, eine Schnecke zum Speedfreak zu
machen, muss man tatsächlich erst einmal kommen. Aus diesem
offensichtlichen Widerspruch bezieht der Film seinen größten Reiz.
Für einige gelungene Lacher ist somit auf jeden Fall gesorgt. Und
im Rahmen ihrer Möglichkeiten sorgt die Geschichte auch für die
eine oder andere unvorhergesehene Wendung. Letztlich kann das aber
nicht über die Tatsache hinweg täuschen, dass der Animationsfilm
aus Hollywood stagniert. Ob und wie lange das noch gut geht, wird
sich zeigen.
Bildqualität 2D:
•referenzwürdige Schärfe
•jedes kleine Detail wird hervorragend abgebildet, selbst die auf
den ersten Blick glatte Schneckenhaut offenbart feine
Strukturen
•bunte, aber nicht übertrieben knallige Farben
•sauber definierte Farbverläufe
•keine Treppchenbildung an Konturen erkennbar
•ausgewogene Kontraste
•gute Plastizität auch ohne 3D
•Schwarzwert wird nicht gefordert
•keine Kompressionsartefakte oder digitales Rauschen
erkennbar
Das zweidimensionale Bild von Turbo ist ohne Wenn und Aber
referenzwürdig. Von einem aktuellen Animationsfilm darf man das
aber auch erwarten.
Bildqualität 3D:
•sehr tiefreichende räumliche Staffelung der Bildebenen
•sogar einige (wenige) Pop-Outs gibt es zu bestaunen
•kaum Abstriche bei Helligkeit und Natürlichkeit der Farben
•keine nennenswerten Geisterbilder auf den Testgeräten
•Schärfe und Kontrastwerte bleiben erhalten
Auch das dreidimensionale Bild gibt sich keine Blöße und stellt
einen echten Mehrwert dar. Bei einem Animationsfilm dürfen es
allerdings ein paar Pop-Outs mehr ruhig sein.
Tonqualität:
•Deutsch DTS 5.1
•Dialoge immer deutlich zu verstehen
•sehr gute Dynamik
•die räumliche Abmischung bindet alle Lautsprecher des
Surround-Setups ein
•einige gelungene direktionale Effekte
•Subwoofer wird in einigen Rennszenen gefordert
Der deutsche Ton steht der Bildqualität fast in nichts nach. Zu
irgendwelchen Referenzwerten fehlt dennoch ein gutes Stück.
Ausstattung:
•Turbo zu Gast bei „Champions Corner“ (ca. 5 Min.)
•Checker’s Jukebox (Songs aus dem Film) (ca. 13 Min.)
•Neues Tuning für Turbos Team (ca. 3 Min.)
•Entfallene Szene (animierte Storyboards) (ca. 2 Min.)
•Turbo erhält seine Superkräfte (animierte Storyboards) (ca. 2
Min.)
•Turbo Malschule mit Head of Character Animation David Burgess (ca.
60 Min.)
•Schneckenhaus Tuning (interaktives Feature)
•Trailer
Wer handfeste Informationen zur Entstehung des Films sucht, wird im
Bonusmaterial nicht wirklich fündig. Dieses setzt eher auf
Interaktivität. So demonstriert David Burgess in einem
ausführlichen Workshop, wie man mit einigen einfachen Strichen die
verschiedenen Schnecken des Films zum Leben erweckt. Auch das
Schneckenhaus Tuning ist eine witzige interaktive Idee. Seine
Kreationen kann man sogar in einer Galerie abspeichern. Alle Extras
liegen in HD vor.
Fazit:
Aus technischer Sicht erfüllt Turbo nahezu alle Ansprüche, die man
an einen aktuellen Animationsfilm stellen kann. Die Bildqualität
könnte kaum besser sein. Der deutsche Ton reizt die veraltete
Kodierung nahezu vollständig aus. Die Extras sind teilweise ganz
nett, echte Hintergrundinformationen zum Film sind allerdings
Mangelware.
Turbo ist ein typischer Animationsfilm amerikanischer Prägung. Das
beinhaltet sowohl die guten wie auch die weniger guten Seiten.
Produktionstechnisch spielt der Film in der obersten Liga. Die
Geschichte selbst bedient die üblichen „Wachse über Dich hinaus,
dann überwindest Du jedes Hindernis“-Klischees, denen man langsam
aber sicher ein wenig überdrüssig wird. Wenn man den
grundsätzlichen Mangel an neuen Ideen nicht allzu kritisch
hinterfragt, bekommt man einen unterhaltsamen Film geboten, der
Generationen übergreifend für rund 90 vergnügliche Minuten gut ist.
Mehr aber auch nicht.
Kurzbewertungen:
Story: 7/10
Bild 2D: 10/10
Bild 3D: 9/10
Ton: 8/10
Extras: 6/10
Gesamt*: 8/10
* In der Gesamt-Bewertung wird die
Story nicht berücksichtigt.Kaufempfehlung: 8/10
Die Kaufempfehlung der Turbo - Kleine
Schnecke, großer Traum 3D (Blu-ray 3D + Blu-ray) Blu-ray wird
anhand der technischen Bewertung und unter Berücksichtigung der
Story berechnet.Testgeräte:
TV: Panasonic TX-P55VT50E (55“) (kalibriert)
BDP: Panasonic DMR-BST735
Ton: Pioneer SC-LX56
Lautsprecher: B&W 803S (Main), Boston A26 (Front-Wide,
Surround), Teufel M-500 (Back-Surround)