Geschrieben: 13 Jan 2014 16:49
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Michael Speier youtube.com/MichaelSpeier
Story: 4/10
Bildqualität: 6/10
3D-Effekt: 2/10
Tonqualität: 6/10
Ausstattung: 1/10
Im Jahr 2002 brachte der damals 30jährige Eli Roth seinen ersten
Film heraus, und ebnete sich damit den Weg zu einer Karriere, in
dessen weiterem Verlauf sogar die Zusammenarbeit mit seinem „Bruder
im Geiste“ Quentin Tarantino stand: Cabin Fever. Der Film handelte
von einer Gruppe Jugendlicher, die in einer einsamen Waldhütte an
einem mysteriösen, fleischfressenden Virus erkranken. Schlicht,
einfach, ekelhaft. Die expliziten Szenen, in denen das Wüten des
Virus gezeigt wurde, gehört zu den ekelhaftesten Momenten der
modernen Filmgeschichte, und waren prägend für die weitere Arbeit
des Regisseurs, Drehbuchautoren und Produzenten, auf dessen Konto
auch Filme wie die Torture-Porn-Reihe Hostel gehen.
2009 brachte Regisseur Ti West die Fortsetzung Cabin Fever 2
heraus, die teilweise noch explizitere Szenen, aber auch deutlich
mehr schwarzen Humor beinhaltete, womit allerdings auch schon das
Original nicht geizte.
Nun bringt Regisseur Kaare Andrews die zweite Fortsetzung mit dem
verheißungsvollen Titel Cabin Fever: Patient Zero an den Start. Ob
der Titel den Vorgängern gerecht wird, oder vielleicht sogar ein
paar neue Facetten hinzufügen kann, soll dieses Review
klären.
Story:
Eine Gruppe Jugendlicher plant einen Junggesellenabschied auf einer
verlassenen Insel, doch die ist nicht ganz so verlassen, wie sie
sich erhofft haben. Denn auf der Insel befindet sich ein
Forschungslabor, in dem „Patient Zero“, also der Träger eben jenes
fleischfressenden Virus gefangen gehalten wird, der bereits in den
ersten beiden Filmen für ekelhaftes Ableben sorgte. Und schon bald
greift die Krankheit erneut um sich.
Tja, es hätte so schön werden können. Wer nun gehofft hatte, dass
der dritte Ableger von Eli Roths Ekel-Horror von 2002 neues Licht
hinter die Entstehung des Krankheitserregers bringt, der wird
sicherlich schwer enttäuscht sein. Denn hinter dem hochtrabenden
Filmtitel „Patient Zero“, so im Original, verbirgt sich nicht etwa
ein erleuchtendes Prequel, sondern nur ein weiterer Aufguss des
Originals, wobei sowohl der schwarze Humor, als auch die
Überraschungsmomente weitestgehend auf der Strecke geblieben
sind.
Auch die Darsteller agieren, als wären sie an irgendetwas erkrankt,
allerdings trägt das nicht unbedingt zur Qualität dieses Machwerks
bei. Einzig Sean Austin (Herr der Ringe) kann hier halbwegs
überzeugen, bleibt aber mit einer winzigen Rolle und viel zu wenig
Leinwand- beziehungsweise Bildschirmpräsenz weit hinter seinen
Fähigkeiten zurück. Als Titelgebender Patient Zero verbringt er
seine gesamte Zeit eingesperrt in einer Glaszelle, während um ihn
herum die Leute an dem ekelhaften Virus erkranken und wie die
Fliegen wegsterben.
Das ist allerdings, wie schon bei den beiden Vorgängern, relativ
gut in Szene gesetzt. Da der Virus den Betroffenen wortwörtlich
auffrisst dürfen sich die Special-Effekts-Magier hier wieder einmal
nach Herzenslust austoben, bieten allerdings leider auch nicht
allzu viel Neues. Am Ende bekommt der durchhaltestarke Zuschauer
zumindest einen Catfight zwischen zwei im Endstadium infizierten
Schönheiten geboten, bei dem im wahrsten Sinne des Wortes die
Fetzen fliegen. Immerhin.
Leider ist die Sache noch lange nicht ausgestanden, denn das am
Ende dieses Machwerks bereits angedeutete Sequel wird derzeit in
der Dominikanischen Republik gedreht.
Bildqualität:
- Mittelmäßige Schärfe
- Trübe Farben
- Wechselhafter Schwarzwert
- Keine Bildstörungen
Das Bild erinnert stark an eine gut hochskalierte DVD. Vor allem
die Schärfe und der Kontrast, die bei Titeln wie diesem häufig die
einzigen Lichtblicke sind, bleiben weit hinter den Möglichkeiten
zurück. Die Farben sind fast überwiegend sehr trüb und können
lediglich in den wenigen hellen Szenen am Strand überzeugen. Die
meiste Zeit über spielt der Film im Dunklen und unter Tage, wobei
in diesen Szenen der durchwachsene Schwarzwert auffällt. Dieser
schwankt nämlich zwischen akkurat und mies, wodurch auch dieser
nicht wirklich punkten kann. Unterm Strich bleibt ein ernüchterndes
Gefühl zurück, dass nicht im entferntesten an eine Blu-ray
Auswertung eines aktuellen Titels erinnert.
3D-Effekt:
- Quasi nicht vorhandene Tiefenwirkung
- Keine Pop-Out-Effekte
- Ohnehin dunkles Bild wird noch zusätzlich abgedunkelt
Um den 3D-Effekt dieses Films zu beschreiben braucht man nicht
viele Worte: er ist quasi nicht vorhanden. Selbst ein gewöhnliches
Fernsehbild, welches mit den Testgeräten in 3D konvertiert wird,
besitzt mehr Plastizität und bessere Tiefenwirkung. Darüber hinaus
wird das ohnehin schon sehr dunkle Bild durch die polarisierenden
Gläser der 3D-Brille zusätzlich verdunkelt. Alles in allem ein
absoluter Reinfall.
Tonqualität:
- Stimmiger Soundtrack
- Suboptimale Abmischung von Dialogen und sonstigen
Tonquellen
- Dubioser, aber stets vorhandener Rundumklang
- Dialoge nicht immer klar verständlich
Die hochkarätige 7.1 DTS-HD Master Abmischung ist leider, wie so
oft bei vergleichbaren Titeln, lediglich Augenwischerei.
Hauptsächlich kommt der Ton aus den Frontboxen, die Rears werden
lediglich hin und wieder mit dem einen oder anderen Geräusch oder
Dialogfetzen gefüttert. Lediglich die Musik, die immerhin
stimmungsbildend basslastig und mit schön mysteriösen Klängen, die
an ächzendes Metall erinnern versetzt ist, kommt fast permanent als
Rundumbeschallung ins Heimkino. Darüber hinaus sind die Dialoge
häufig nur schwer verständlich. Je nach Setting klingen die Dialoge
entweder blechern, dumpf oder hallen nach, außerdem werden sie zu
oft von dubiosen Geräuschen und/oder dem Soundtrack überschattet,
so genau ist das nicht auszumachen. Überhaupt ist das Verhältnis
von Geräuschen, Musik und Dialogen alles andere als optimal
abgemischt. Kurz: Hier waren entweder Dilettanten am Werk, oder es
wurde versucht, die sinnlosen Dialoge bewusst untergehen zu
lassen.
Ausstattung:
Diverse Trailer, darunter auch der des Films in deutscher und
englischer Sprache, das war’s dann auch schon. Andererseits war
auch nicht sehr viel mehr zu erwarten.
Fazit:
Technisch gesehen ist die Blu-ray ein totaler Reinfall. Die Farben
sind trüb, der Schwarzwert schwankt, die Schärfe bewegt sich auf
dem Niveau einer hochskalierten DVD. Der Ton ist ebenfalls
suboptimal abgemischt und lässt die Dialoge oft unverständlich
unter Geräuschen und Musik verschwinden. Nennenswerte Extras gibt
es keine und der 3D-Effekt lässt sich mit einem entsprechendem TV
selbst besser erzielen.
Wäre nun der Film gut, könnte man unter Umständen noch über diese
Schwächen hinwegsehen – ist er aber nicht. Statt einer Aufklärung
oder einer gut durchdachten Vorgeschichte wird hier lediglich ein
weiterer Ausbruch der Krankheit präsentiert, und zwar ohne große
Spannung und scheinbar ohne erkennbares Drehbuch. Daran kann auch
Sean Austin als einzig namhafter Darsteller nichts ändern, zumal er
in seiner Rolle viel zu kurz kommt. Kurzum: Ein totaler Reinfall.
Fans des Franchises könnten sich unter Umständen dennoch für den
Titel erwärmen, da der fleischfressende Virus wieder ein paar echt
fiese Ekelszenen heraufbeschwört. Ob das die Anschaffung allerdings
rechtfertigt, muss jeder für sich selbst entscheiden. (ms)